Im politischen Geschäft zählt Sabine Hartmann-Müller eher zu den Ruhigen und Bedächtigen. Sie ist seit vier Jahren CDU-Landtagsabgeordnete im Wahlkreis Waldshut. Die Rheinfelderin gilt als umgänglich, fleißig und war in den vier Jahren viel im Wahlkreis unterwegs. Dennoch ist bei ihrem Bekanntheitsgrad noch Luft nach oben. Das liegt auch am Umstand, dass sie als Zweitkandidatin für Felix Schreiner 2017 in den Landtag nachrückte, als dieser nach Berlin abwanderte. Für die amtierende Abgeordnete ist es somit der erste Wahlkampf als Erstkandidatin.
Über 20 Jahre kommunalpolitische Erfahrung
Als politischer Neuling kam die heute 57-Jährige dennoch nicht in den Landtag. Seit über 20 Jahren sammelt sie kommunalpolitische Erfahrungen als Stadträtin in Rheinfelden und im Ortschaftsrat Herten unter anderem als Ortsvorsteherin – einem Rheinfelder Ortsteil mit immerhin fast 5000 Einwohnern. „Es ist bei mir das Interesse, das Lebensumfeld mitzugestalten und Einfluss zu nehmen“, beschreibt Sabine Hartmann-Müller ihre Motivation an der Politik. Das sei kommunal so und auch in der Landespolitik. Gleichwohl kennt sie dabei auch die großen Fußstampfen ihres Vorgängers Schreiner: Zwei gewonnene Landtagswahlen 2011 und 2016, CDU-Kreisvorsitz, Vorortung in der Mitte des Wahlkreises. Mithin versuchte sich die Nachrückerin in den vier Jahren denn auch am eigenen Profil. Und wie fällt heute ihr persönlicher Vergleich zum Vorgänger aus? „Es gibt Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede“, beschreibt Hartmann-Müller. Die Gemeinsamkeit liege beim Thema Verkehr – für Abgeordnete vom Hochrhein mit den Themen A98 und Hochrheinbahn quasi Pflicht. Ihr eigenes Profil will sie jedoch im Bereich Soziales und Gesundheit schärfen als pflegepolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion.
Am 14. März ist Wahl: Wie sieht Sabine Hartmann-Müller ihre Chancen?
Auch wenn Waldshut klassischerweise ein schwarzer Wahlkreis ist, ist die Wahl längst nicht gewonnen. Denn sie weiß, der einstige WT-Automatismus „schwarz gewinnt hier immer“ ist nicht mehr sicher. Auch Vorgänger Schreiner hat das erfahren, er holte den Wahlkreis 2016 überraschend knapp mit nur 329 Stimmen Vorsprung (0,4 Prozentpunkte) vor einer gänzlich unbekannten Grünen-Kandidatin Petra Thyen. „Diesen Abstand will ich auf jeden Fall halten, es ist mein Anspruch, das Direktmandat zu holen“, sagt Sabine Hartmann-Müller. Sie gibt sich kämpferisch, gleichwohl macht der fokussierte Kretschmann-Wahlkampf sie doch auch nachdenklich.
Das sind die wichtigsten politischen Ziele
Zu den wichtigsten politischen Zielen gehört bei ihr die Infrastruktur – und hier vor allem das Thema Verkehr. Dass die Deges, eine Autobahnplanungs-GmbH von Bund und Ländern, die A98-Planung nun in der Hand hat, sieht sie als Vorteil. Die Chancen für den Lückenschluss sei so gut wie nie. Noch bessere Aussichten habe die Elektrifizierung der Hochrheinbahn. Die sei bis in sechs Jahren zu schaffen. Keinesfalls will sie aber eine ideologische Verkehrspolitik gegen das Auto. „Die Menschen sind hier im ländlichen Raum darauf angewiesen“, sagt sie. Ebenfalls zur Infrastruktur gehört die Digitalisierung. Hier sei in den letzten beiden Jahren viel erreicht durch die Landesförderung, für die sie sich eingesetzt habe. Allerdings müsse es bei Mobilfunk und G5-Ausbau zügig weitergehen.
Gesundheit ist ein weiteres zentrales Thema für sie. In den vier Jahren hat sie sich für Förderung des Zentralklinikums und des Bad Säckinger Campus eingesetzt. Weiter steht für sie die Hausarztversorgung auf dem Land im Fokus. Der Anfang sei getan, berichtet sie, von 150 neuen Medizinstudienplätzen unterlägen 75 der Landarztquote. Das heißt, diese Medizinstudenten verpflichten sich, nach dem Studium eine gewisse Anzahl von Jahren auf dem Land zu praktizieren. Das sei ein erster wichtiger Schritt, sagt sie.
Zwei Wahlkreise im Landkreis Waldshut
- Zwei Wahlkreise: Landkreis ist nicht gleich Wahlkreis – das gilt bei den Landtagswahlen für den Landkreis Waldshut. Der Süden des Landkreises bildet seit 2009 den Wahlkreis 59 (Waldshut), der Norden des Landkreises Waldshut gehört dem Wahlkreis 46 (Freiburg I) an. Zum Wahlkreis 59 (Waldshut) zählen neben Rheinfelden und Schwörstadt (Landkreis Lörrach) folgende Kommunen aus dem Landkreis Waldshut: Albbruck, Albbruck, Bad Säckingen, Dettighofen, Dogern, Eggingen, Görwihl, Herrischried, Hohentengen, Jestetten, Klettgau, Küssaberg, Lauchringen, Laufenburg, Lottstetten, Murg, Rickenbach, Stühlingen, Waldshut-Tiengen, Wehr, Weilheim und Wutöschingen. Die restlichen Gemeinden gehören zum Wahlkreis 46 (Freiburg I): Bernau, Bonndorf, Dachsberg, Grafenhausen, Häusern, Höchenschwand, Ibach, St. Blasien, Todtmoos, Ühlingen-Birkendorf und Wutach.
- Die Kandidaten im Wahlkreis 59: Bei der Landtagswahl treten folgende Kandidaten aus dem Wahlkreis Waldshut an (Bewerber/Ersatzkandidat): Grüne: Niklas Nüßle (Wutöschingen)/Alexandra Höfler (Görwihl), CDU: Sabine Hartmann-Müller (Rheinfelden)/Nathalie Rindt (Waldshut-Tiengen), SPD: Peter Schallmayer (Höchenschwand)/Nico Kiefer (Rheinfelden), AfD: Bernhard Boll (Waldshut-Tiengen)/Matthias Jehle (Wehr), FDP: Harald Ebi (Waldshut-Tiengen)/Toni Mossa (Rheinfelden), Die Linke: Robert Kuhlmann (Grenzach-Wyhlen)/Jörg Uwe Sanio (Rheinfelden), ÖDP: Kilian Kronimus (Albbruck)/Bernd Topka (Albbruck), Volt: Kai Stricker (Karlsruhe)/Sabrina Büsing (Heidelberg), W2020: Ulrich Gurzinski (Waldshut-Tiengen)/Katja Rauschenberg (Bad Säckingen), Freie Wähler: Dominik Brox (Waldshut-Tiengen), Klimaliste BW: Nadina Mäder (Schopfheim)/Jasmin Wilbers (Schopfheim), die Basis: Oliver Schapphoff (Klettgau)/Frank Martin (Weilheim).
- Die Kandidaten im Wahlkreis 46: Sie treten bei der Landtagswahl für den Wahlkreis Freiburg I an (nur Bewerber): Grüne: Daniela Evers; CDU: Manuel Herde; AfD: Daniel Rottmann; SPD: Jennifer Sühr; FDP: Marianne Schäfer; Die Linke: Pascal Blank; ÖDP: Peter Uhrmeister; Die Partei: Kai Koebel; Freie Wähler: Johannes Gröger; Bündnis C: Julius Erminas; Die Basis: Wolfgang Daubenberger; Klimaliste BW: Alexander Grevel; W2020: Malte Wendt; Volt: Lisa Weinfurtner.