Die Grenzen zwischen Deutschland und der Schweiz sind weiter offen. Einkaufstouristen aus den grenznahen Kantonen zu Deutschland dürfen nach wie vor einreisen, um ennet des Rheins zu shoppen. Wir haben uns in Bad Säckingen umgesehen: In den Supermärkten kaufen nach wie vor Schweizer ein. Aber: Auf den Parkplätzen finden sich deutlich weniger Autos mit Schweizer Kennzeichen als in Nicht-Coronazeiten.
Das bestätigen auch die Daten des Projekts Monitoring Consumption Switzerland der Universität St. Gallen, welche die „Basler Zeitung“ publiziert hat. Die Wissenschafter werteten Zahlungsdaten von Debitkarten, also Bankkarten, aus. Und zwar unter anderem danach, wie oft sie in Deutschland eingesetzt wurden. Nun zahlen Einkaufstouristen auch mit Bargeld, nicht nur mit Karte. Dennoch dürften die Zahlen ein Indiz dafür sein, wie der Einkaufstourismus im grenznahen deutschen Raum unter Corona gelitten hat.
Weniger Einnahmen durch Schweizer Kunden
So lässt sich anhand der Verlaufskurve auch das ganze Drama der wegen Corona verhängten Grenzschließung im Frühjahr ablesen: Der Absturz in Woche zwölf mit der Grenzschließung und dem Lockdown, das Verharren fast auf Null in den Folgewochen und schließlich der Ausschlag nach oben als Reaktion auf die Wiederöffnung der Grenzen Mitte Juni.
Derzeit zeigt die Kurve nun wieder nach unten. Gaben die Schweizerinnen und Schweizer in der Woche vom 12. bis zum 19. Oktober noch 25 Millionen Franken mit Debitkarten in Deutschland aus, waren es aktuell, in Woche 44, noch 15 Millionen Franken. Zum Vergleich: 2019 hatte der Wert im selben Zeitraum noch 21 Millionen Franken betragen.
Der Grund dürfte in den aktuell hohen Fallzahlen in beiden Ländern liegen. Am 24. Oktober erklärte Deutschland die gesamte Schweiz zum Risikogebiet. Zeitgleich forderte der Bundesrat zum Zuhausebleiben auf.
„Es herrscht große Kaufzurückhaltung“
Aus dem Aargau, den beiden Basel, Solothurn, Zürich, Thurgau, Schaffhausen, den beiden Appenzell, St. Gallen und Jura dürfte das Gros der Schweizer Einkaufstouristen in Deutschland stammen. Sie dürfen, darauf hatte das Land Baden-Württemberg gedrängt, auch weiterhin kommen – ohne Quarantänepflicht. Nur sofern aus anderen, entfernteren Kantonen stammend gelten Restriktionen. Sie machen wohl keine Lust aufs Shoppen ennet des Rheins.
„Der Einbruch ab Mitte Oktober war auch bei uns deutlich. Und seit November ist an den Zollstellen noch weniger los“, berichtet Mark Eferl, Sprecher des Zollamtes Singen, zuständig für die Zollstellen Laufenburg und Bad Säckingen. Aus dem Amt Lörrach, wozu Rheinfelden gehört, tönt es ähnlich.
Auch in Bad Säckingen wird der Trend bestätigt. „Die Situation ist sehr angespannt. Auf beiden Seiten des Rheins herrscht große Kaufzurückhaltung“, sagt Daniel Kistner vom Modehaus May mit Filialen in Laufenburg, Waldshut und Bad Säckingen. „Die St. Galler Befunde müssen wir leider vollumfänglich bestätigen. Die Umsatzeinbrüche sind massiv.“ Die Schließung der Gastronomie auf der deutschen Seite verschärfe die Situation noch. Auch die Schmidt‘s Märkte mit dem Bad Säckinger XL-Markt spüren das. Werner Beck, Inhaber des Einkaufszentrums Beck-Arkaden in Bad Säckingen, kann eigenen Angaben zufolge die Schweizer Kunden halten. Aber auch nur mit „enormen Rabatten“.