Die Freude, mit ihrem Stich in die Erde ein zukunftsweisendes Projekt anzustoßen, war allen Teilnehmern sichtlich anzumerken. Mit dem symbolischen Spatenstich haben die Arbeiten für das geplante Hospiz in Tiengen begonnen. Vorausgegangen war eine siebenjährige Vorbereitungszeit, in der einige Hürden überwunden werden mussten.
Was sagen die Beteiligten?
Holger Karg, Vorstandsvorsitzender des Investors, das Evangelische Sozialwerk Müllheim, sprach von einer neuen Ära der Fürsorge und Mitmenschlichkeit im Landkreis Waldshut. „Nach einigen Jahren der Planung sind wir heute endlich am Ziel angekommen. Es ist ein tolles Projekt für den Landkreis, die Kommunen und für die Menschen, die hier in Würde ihr Leben beenden können.“

Auf den langen Atem, den alle Beteiligten gebraucht hatten, ging Landrat Martin Kistler in seiner Rede ein. „Am Anfang war es schwierig, wir hatten nur die Idee und den guten Willen“, so Kistler. Er sei dankbar, dass gemeinsam mit vielen Mitstreitern eine Arbeitsgruppe und schließlich der Förderverein gegründet werden konnte. Glücklich sei auch die lange Suche nach dem passenden Investor und dem passenden Grundstück in Tiengen verlaufen. „Ich freue mich sehr darüber, dass es nun konkret wird. Lassen Sie uns ein Haus mit Seele bauen und mit Leben, Geist und Seele füllen, damit hier ein guter Ort entstehen kann“, wandte sich Kistler an alle Anwesenden.
Das Bild des Hauses mit Seele griff auch Oberbürgermeister Martin Gruner auf und dankte seinem Vorgänger Philipp Frank und dem Gemeinderat für die Vorarbeit. „Wir sind froh, dass wir als Stadt mit dem Grundstück einen Beitrag zum neuen Hospiz leisten können“, so Gruner. Der Bau direkt neben dem Haus am Vitibuck (Pflegeheim) sei eine logische Weiterentwicklung des Standorts an der Bahnhofstraße. „Lasst es uns angehen, ich freue mich darauf, was hier entsteht“, so Gruner.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Mitte Mai stehen die Aushubarbeiten an, die Arbeiten am Rohbau sollen Mitte Juni beginnen. Mit der Eröffnung rechnet Holger Karg zum Ende des ersten oder Anfang des zweiten Quartals 2026.
Was bietet die Einrichtung?
Das Gebäude wurde von dem Architektenbüro Riede Architekten aus Singen geplant. Im Hospiz entstehen elf Einzelzimmer mit eigenen Badezimmern, acht Plätze im Tageshospiz sowie 24 Plätze für Kurzzeitpflege. Geplant sind außerdem Gemeinschaftsräume, ein Übernachtungszimmer für Angehörige, ein Raum der Stille und der Verwaltungsbereich mit Büros. Im Untergeschoss entsteht eine Tiefgarage.
Mit einem Seminar- und Veranstaltungsraum soll das Hospiz laut Holger Karg auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Es soll ansprechend für die künftigen Nutzer sein“, so Karg. Das Gebäude wird auch über eine Gewerbefläche verfügen. Ursprünglich war geplant, dass sich hier ein Palliativmediziner niederlassen soll. „Wir sind nicht mehr fokussiert auf einen Mediziner, der künftige Nutzer sollte aber einen Bezug zur Gesundheitsfürsorge haben“, erläuterte Holger Karg beim Spatenstich.
Wie sieht es mit der Finanzierung aus?
Für Hospiz-Gäste fallen bei einem Aufenthalt keine Kosten an. Die Krankenkassen übernehmen allerdings nur 95 Prozent der Betriebskosten, um einer Kommerzialisierung der Sterbehilfe vorzubeugen. Fünf Prozent muss die Einrichtung selbst erwirtschaften. Der Landkreis springt drei Jahre lang ein, sollte der Anfang 2020 gegründete Förderverein für die Anfangszeit nicht genügend Geld durch Spenden und Mitgliedsbeiträge zur Schließung der Finanzierungslücke eingenommen haben. Laut einer früheren Aussage des Fördervereins-Vorsitzenden Dietmar Wieland müssen jedes Jahr zwischen 75.000 und 100.000 Euro aufgebracht werden.
Wie steht der Förderverein da?
Auch beim Vorsitzenden des Fördervereins Hospiz für den Landkreis Waldshut, Dietmar Wieland, war die Freunde groß: „Heute ist ein Tag, der uns alle mit Stolz erfüllt. Wir sind froh, dass es jetzt losgeht und eine immer noch große Versorgungslücke im Landkreis Waldshut geschlossen werden kann.“ Der Verein zählt derzeit 330 Mitglieder. „Im Moment können wir dank Spenden die ersten drei Jahre finanziell überbrücken“, erläuterte Wieland. Der Verein wirbt aber weiterhin um neue Mitglieder. Um die Finanzierungslücke dauerhaft gesichert zu schließen, benötigt der Förderverein 500 Mitglieder.