Maria Singh aus Jestetten war schon immer sozial engagiert. Als Sozialpädagogin im Behindertenbereich betreute sie zunächst jüngere Menschen, später waren es über 50-Jährige, auch teilweise dement. Heute spendet sie Sterbenden und ihren Angehörigen in den letzten Stunden Trost und ein offenes Ohr.

Maria Singh ist Trauerbegleiterin. Auf die immer wiederkehrende Frage, ob diese Aufgabe nicht zu schwer sei, kann sie nur antworten: „Dies ist keine traurige Aufgabe, sie ist stimmig, rund und schön. Sie macht Spaß, denn man macht etwas Sinnvolles.“

Maria Singh im Gespräch mit einem Kunden. Die 69-Jährige ist seit 2019 Trauerbegleiterin.
Maria Singh im Gespräch mit einem Kunden. Die 69-Jährige ist seit 2019 Trauerbegleiterin. | Bild: Ingrid Mann

Eigentlich wollte sie nach ihrer Pensionierung erst einmal für sich selbst sorgen und Kontakte pflegen, vor allem zu ihrem Enkel. Sie wollte Sachen machen, die sie bisher aus Zeitmangel nicht tun konnte. Dies tat sie im Ruhestand auch ausgiebig. „Aber nach einer gewissen Zeit wurde mir klar, dass da noch etwas anderes kommen muss“, erinnert sich Singh.

Thema Hospiz beschäftigt sie schon länger

Sie hatte sich schon länger mit dem Thema Hospiz, der Sterbebegleitung, auseinandergesetzt und bewarb sich kurzerhand in Waldshut beim ambulanten Hospizdienst. Innerhalb eines Jahres besuchte sie in Spaichingen an vier Wochenenden einen Hospizkurs.

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Diesen erlebte sie rückblickend als sehr interessant und spannend. 2019 beendete sie erfolgreich ihre Ausbildung und schloss sich dem langjährig eigenständigen Hospizdienst Jestetten an, der sich in der Zwischenzeit in die Gruppe von Hohentengen integriert hat.

Maria Singh erlebt ihre Einsätze als sehr erfüllend, wie sie sagt. „Man geht mit leeren Händen in eine Begleitung und muss nur offen sein für das, was einen erwartet.“ Ein wichtiger Leitspruch für Maria Singh ist: „Jeder hat einen Grund, so zu sein, wie er ist.“

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Sie erlebt es immer wieder als aufregende Sache, in eine neue Familie zu kommen. Man sollte im Vorfeld nicht zu viel denken, meint sie, sondern unvoreingenommen darauf zugehen. Oft begleitet sie den oder die Angehörigen intensiver als den Sterbenden selbst.

Angehörige können für kurze Zeit loslassen

Sie schaffe es oft, dass der Angehörige einmal für ein oder zwei Stunden loslassen und etwas für sich selbst tun kann. Auch nach fünf Jahren empfindet Maria Singh diese Aufgabe als erfüllend und spannend. „Ich kann dazu beitragen, dass ein Zuhausebleiben für viele alte und kranke Menschen möglich ist.“

Maria Singh im Gespräch mit einem Kunden. Die 69-Jährige ist seit 2019 Trauerbegleiterin.
Maria Singh im Gespräch mit einem Kunden. Die 69-Jährige ist seit 2019 Trauerbegleiterin. | Bild: Ingrid Mann

Sie bedauert es allerdings, dass der Hospizdienst ganz oft zu spät gerufen wird und so keine Kommunikation mehr mit dem Sterbenden möglich ist. Maria Singh macht deutlich, dass bei einer frühzeitigen Kontaktaufnahme oft noch wertvolle Gespräche mit den Sterbenden geführt werden können.

Die 69-Jährige erfahre eine große Wertschätzung der Betroffenen und vor allem von deren Angehörigen. Maria Singh geht mit ihrem eigenen Leben und ihrer Lebenszeit inzwischen sehr bewusst um. Sie weiß, dass das Leben endlich ist und verdrängt das Thema Sterben nicht.

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