Mit dem Pariser Klimaabkommen haben wir uns verpflichtet, die Treibhausgasemissionen stark zu reduzieren. Die Schweiz und Deutschland streben bis zum Jahre 2050 sogar eine Reduktion der Treibhausgase auf Netto Null an. Das erfordert entschlossenes Handeln in allen CO2-lastigen Bereichen.
Die CO2-Bilanz des Schweizer Stromsektors ist bereits gut. Denn Wasserkraft und Kernenergie sind sehr CO2-arm, wie Lebenszyklusanalysen klar belegen. Die Kernkraftwerke frühzeitig abzuschalten, würde den Bemühungen um eine markante Treibhausgasreduktion diametral zuwiderlaufen. Sie sind heute ein Pfeiler der Schweizer Klimapolitik. Gemäß der Schweizer Energiestrategie 2050 soll der Strombedarf längerfristig aber primär durch Wasserkraft und erneuerbare Energie gedeckt werden. Der Bau neuer KKW ist nicht mehr erlaubt. Die bestehenden Anlagen dürfen jedoch so lange betrieben werden, wie sie sicher sind. Dass sie es sind, dafür sorgen die Betreiber unter Kontrolle der unabhängigen Nuklearaufsicht.
Im Zuge der Dekarbonisierung werden Heizungen und Verkehr zunehmend elektrifiziert. Digitalisierung und Bevölkerungswachstum nehmen zu. Damit steigt auch der Bedarf an klimafreundlichem Strom. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Stromversorgungssicherheit für uns alle zentral ist: sie ist systemrelevant.
Für diese Versorgungssicherheit ist eine hohe Inlandproduktion entscheidend. Die KKW tragen im Jahresdurchschnitt ein Drittel zum Schweizer Strom bei – unabhängig von Wetter, Tages- und Jahreszeit. Neue erneuerbare Energien können dies auf absehbare Zeit nicht, weil tragfähige saisonale Speicherlösungen bislang fehlen. Auch benötigen der Zubau der neuen Erneuerbaren und die Suche nach neuen energietechnischen Lösungen noch viel Zeit. Diesen Spielraum bieten die KKW. Wir bleiben vor allem im Winter auf sie angewiesen, wenn die Wasserkraftproduktion tief ist, um eine steigende Stromimportabhängigkeit zu verhindern. Denn die planbare Stromproduktion in Mitteleuropa und unsere Importmöglichkeiten werden sinken: Deutschland wird alle verbleibenden und Frankreich einige KKW abschalten. Zudem geht der Kohleausstieg voran.
Angesichts der Klimaerwärmung ist es zwingend, wertfrei alle verfügbaren Mittel zu nutzen, um dieser immensen Herausforderung entgegenzuwirken. Der Weiterbetrieb der KKW kann und
soll zusammen mit den Erneuerbaren mittelfristig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Nur gemeinsam können wir die Klimaziele wirkungsvoll angehen und gleichzeitig die Stromversorgung stabil und bezahlbar sichern.
In der Schweiz werden Staat und Kernkraftwerksbetreiber die nuklearen Abfälle aus den Kernkraftwerken sowie aus Medizin, Industrie und Forschung in einem geologischen Tiefenlager entsorgen. Wo es gebaut werden soll, wird anhand eines transparenten Sachplanverfahrens bestimmt. Darin sind die Bevölkerung und zentrale Interessenvertreter, auch von deutscher Seite, eingebunden. Wie beim Betrieb der Kernkraftwerke hat auch bei der Standortwahl des Tiefenlagers die Sicherheit oberste Priorität.