Ein 19-Jähriger soll im März 2024 seine Eltern und seinen Bruder in Lienheim mit einem Messer getötet haben. Die Staatsanwaltschaft kam bereits im Juli 2024 zu dem Schluss: Sein Handeln kann nicht bestraft werden, er ist schuldunfähig. Vor dem Landgericht Waldshut-Tiengen muss der Beschuldigte nun allerdings trotzdem erscheinen.
„Da nach den vorliegenden Erkenntnissen, insbesondere der derzeitigen Prognose des Sachverständigen, zu erwarten ist, dass er weitere erhebliche Taten begehen wird und daher für die Allgemeinheit gefährlich ist, strebt die Staatsanwaltschaft ein Sicherungsverfahren mit dem Ziel der Unterbringung des Beschuldigten in einem psychiatrischen Krankenhaus an“, teilte Staatsanwältin Rahel Diers mit. Losgehen soll die Verhandlung am Montag, 26. August, um 9 Uhr. Vorgesehen sind laut öffentlicher Terminvorschau des Landgerichts sechs Verhandlungstage.
Was bisher bekannt ist
„Die Staatsanwaltschaft hat im sogenannten Sicherungsverfahren angeklagt“, bestätigt Urs Gronenberg, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht. Er ist der Verteidiger des 19-jährigen Beschuldigten. Folglich gebe es keine Anklageschrift, sondern eine Antragsschrift. „Das Verfahren läuft also nicht auf eine Bestrafung, sondern auf eine Unterbringung meines Mandanten hinaus.“ In der Hauptverhandlung müsse dennoch der konkrete Sachverhalt durch das Vernehmen von Zeugen sowie durch das Sachverständigengutachten und Auswertungen der Kriminaltechnik aufgeklärt werden.
Der 34-jährige Bruder des Beschuldigten habe am Tattag trotz mehrerer Stichverletzungen die Wohnung noch verlassen können und sei im Treppenhaus eines Nachbaranwesens zusammengebrochen. Er verstarb trotz Reanimationsversuchen an den Folgen der erlittenen Verletzungen im Krankenhaus. Sowohl die 58-jährige Mutter als auch der 61-jährige Vater des Beschuldigten verbluteten wegen der Stichverletzungen noch am Tatort.
Beschuldigter leistet keinen Widerstand
Die Schwester des Beschuldigten habe nach bisherigen Erkenntnissen trotz eines Angriffs aus der Wohnung flüchten können, wobei sie im Treppenhaus durch den ihr nacheilenden Beschuldigten mit dem Messer im Gesicht verletzt worden sei. Nach Eintreffen der Polizei- und Rettungskräfte habe sich der Beschuldigte am Tattag ohne Widerstand festnehmen lassen. Der Beweggrund für die Handlungen des Beschuldigten dürfte in seiner psychischen Erkrankung zum Tatzeitpunkt liegen. Bereits am Vortag kam es zum Streit, den die Polizei schlichtete.
Der 19-jährige Lienheimer befindet sich, seit einem kurzen Haftaufenthalt direkt im Anschluss der Tat, in einer Psychiatrie. Die drei Opfer, darunter der Vater, die Mutter und der Bruder des Beschuldigten, wurden inzwischen beigesetzt. Auch die Gemeinde Hohentengen wollte nach Bekanntwerden der Geschehnisse aktiv werden und hat eine Spendenaktion gestartet sowie ein Spendenkonto eingerichtet.