Der Kreis hat sich geschlossen. Die Ära Roland Wehrle als Präsident der Vereinigung schwäbisch alemannischer Narrenzünfte (VSAN) hat dort geendet, wo sie begonnen hat: in Laufenburg. Nachdem Wehrle das Amt des Präsidenten 1995 aufgrund des Todes seines Vorgängers Horst Bäckert zunächst kommissarisch übernommen hatte, wurde er ein Jahr später in Laufenburg offiziell zum Präsidenten der VSAN, dem Dachverband der Narren, gewählt.
Meilensteine in einer Amtszeit
Am Samstag hat Wehrle den Stab nach 29 Jahren im Amt an seinen Nachfolger Roland Haag aus Bad Waldsee weitergegeben. Damit geht für Wehrle eine insgesamt 45-jährige Tätigkeit im Präsidium der VSAN zu Ende. In seiner Amtszeit wurde die Fasnacht 2014 in das nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der Deutschen Unesco-Kommission eingetragen und der Verband konnte 2024 sein 100-jähriges Bestehen feiern.

Mit minutenlangem stehendem Applaus würdigten die 750 Teilnehmer der Hauptversammlung am Samstag in der Laufenburger Rappensteinhalle das Wirken des 76-Jährigen. Die offizielle Verabschiedung Wehrles findet am 9. Mai statt.

Mit Wehmut, aber auch Erleichterung darüber, die Bürde des Amtes als Präsident eines Dachverbandes nicht mehr tragen zu müssen, resümierte Wehrle am Samstag seine 45-jährige Tätigkeit im Präsidium. „Ein Amt, das mir auf der einen Seite viel Freude und unendlich viele Begegnungen und Freundschaften beschert, mich anderseits aber enorm gefordert hat“, so Wehrle. Er habe den alemannischen Sprachraum auf eine Weise kennengelernt, wie es nur selten möglich sei. „Und ich habe die Unterschiedlichkeiten der einzelnen Regionen erfahren dürfen, so dass eines der wichtigsten Ziele für mich war, den Verband zusammenzuhalten.“
VSAN verfolgt ambitioniertes Ziel
Erst im vergangenen Jahr feierte der 1924 gegründete Dachverband VSAN sein 100-jähriges Bestehen mit einem großen Narrentreffen in Weingarten. „Ein absolutes Highlight und kaum zu toppen“, erklärt Wehrle. Gemeinsam mit der Trägergruppe des Rheinischen Karnevals arbeitet die VSAN aktuell daran, dass die Fastnacht und der Karneval das Signet „Immaterielles Kulturerbe der Menschheit“ erhalten.

Gemeinsam mit dem Fasnachtsprofessor Werner Mezger habe man versucht, bei der Deutschen Unesco-Kommission ein Stück weiterzukommen. „Was im ersten Schritt noch nicht auf fruchtbaren Boden fiel“, so Roland Wehrle. Jetzt soll ein neuer Anlauf gestartet werden: „Damit diese größte kulturelle Ausprägung in Deutschland von der Expertenkommission Unesco endlich das eben angesprochene Label erhält.“
Erleichterungen im Ehrenamt, aber vor allem auch die Weiterentwicklung von Narrentreffen waren Themen eines Runden Tisches im vergangenen Jahr. „In sehr bescheidenem Ausmaß ist uns dies gelungen“, so Wehrle, weshalb weitere Treffen vorgesehen sind. Denn vor allem für die großen Narrentreffen wird es immer schwieriger, Ausrichter zu finden. Hohe Gema-Gebühren oder die behördlich vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen lassen die Mitgliedszünfte an ihre finanziellen Grenzen stoßen. So war man im Rahmen der Hauptversammlung am Samstag vergeblich auf der Suche nach einem Ausrichter für das große VSAN-Narrentreffen 2028.
Erstmals eine Frau als Vizepräsidentin
Im Rahmen der Neuwahlen ist nicht nur ein neuer Präsident gewählt worden. Auch die beiden Vizepräsidenten Otto Gäng aus Markdorf und Peter Schmidt aus Munderkingen stellten sich nicht mehr zur Wahl. Otto Gäng aus Markdorf hatte das Amt des Vizes 28 Jahre inne. „Vielen Dank, es war eine tolle Arbeit mit dir“, so Wehrle. „Wir waren nicht nur ein geschäftsführendes Präsidium, sondern sind Freunde geworden“. Mit der neuen Vizepräsidentin Sarah König aus Bad Cannstatt, hat die VSAN zum ersten Mal eine Frau auf diesen Posten gewählt. Zum zweiten Vizepräsident wurde Martin Wittner aus Schwenningen gewählt. Schriftführer bleibt Paul Martin aus Kißlegg.

Veränderungen in den einzelnen Landschaften
Bereits im vergangenen Jahr sind im Rahmen der jeweiligen Landschaftsversammlungen in vier der insgesamt acht Landschaften der VSAN, neue Landschaftsvertreter gewählt worden. In der Hauptversammlung sind die neuen Landschaftsvertreter offiziell in ihr Amt erhoben worden.

Andreas Kaltenbach war 14 Jahre lang der Landschaftsvertreter der Landschaft Bodensee-Linzgau Schweiz.

Für seine Arbeit wurde er ins Ehrenpräsidium ernannt. Ebenso Max Stöhr, der 20 Jahre lang die Landschaft Donau vertreten hat.

Charlie Zeller von der Landschaft Baar ist wieder in seinem Amt bestätigt worden, und die Landschaft Hochrhein wird künftig von Claus Epting aus Laufenburg vertreten.

Er hat das Amt von Albert Ebner von der Bürger- und Narrenzunft Tiengen übernommen, der vier Jahre lang im Amt war und eine Dankesurkunde erhielt.