Roland Wehrle und die Nachsorgeklinik Tannheim:Beide werden meist in einem Atemzug genannt. Zum Jahresende wird der Geschäftsführer sein Amt niederlegen.

Er wird dann in die zweite Reihe zurücktreten. Der Nachsorgeklinik bleibt er aber als Berater erhalten.

Schwerkranke Kinder immer im Fokus

Wie kein Zweiter versteht es Roland Wehrle für seine Sache, die familienorientierte Nachsorge zu trommeln. Leidenschaftlich, nachhaltig und intensiv, aber immer mit dem Fokus auf die schwerstkranken Kinder und ihre Familien.

Im Büro der Stiftung im Abbruchhaus am Rössleplatz in Furtwangen zeigt Roland Wehrle im Jahr 1994 den ersten Plan zum Bau der ...
Im Büro der Stiftung im Abbruchhaus am Rössleplatz in Furtwangen zeigt Roland Wehrle im Jahr 1994 den ersten Plan zum Bau der Nachsorgeklinik Tannheim. | Bild: Wilfried Dold

Ihren Anfang nahm die Geschichte, als Ende der 1970er Jahre der medizinische Durchbruch in der Behandlung krebskranker Kinder gelang. Roland Wehre leitete damals das Familienbildungs- und später Familienerholungszentrum Katharinenhöhe oberhalb Furtwangens. Das Haus brauchte eine neue Ausrichtung. Es entstand die Idee der Nachsorgemöglichkeit für krebskranke Kinder.

Patient ist die ganze Familie

Schnell war auch Roland Wehrle klar: Patient ist die gesamte Familie. Eine solch schwere Erkrankung eines Kindes ist für die gesamte Familie ein ständiger Begleiter.

Eine schicksalhafte Begegnung

Im Sommer 1986 kam es schließlich zu einer schicksalhaften Begegnung. Mit einer Gruppe Patientenkinder besuchte Roland Wehrle die Dreharbeiten zur Schwarzwaldklinik. Schauspieler Klausjürgen Wussow begann sich für die Familienreha zu interessieren und setzte sich bald ganz stark für das Konzept ein. Im Schlepptau hatte er Medien und die deutschlandweite Aufmerksamkeit.

1990 zeigte sich immer mehr, dass die Behandlungsplätze auf der Katharinenhöhe nicht mehr ausreichten. Gleichzeitig Optimist und Idealist wurde Roland Wehrle im Oktober dieses Jahres zum Geschäftsführer der neuen Arbeitsgemeinschaft Kinderkrebsnachsorge. Mit im Boot waren auch Carl Herzog von Württemberg und Christiane Herzog, die Frau des späteren Bundespräsidenten. Ziel war der Bau einer neuen Klinik.

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Ohne prominente Unterstützung gäbe es die Klinik nicht

1991 fiel die Entscheidung für den Standort Tannheim. Die Stadt Villingen-Schwenningen ermöglichte dies durch ein Erbbaurecht.

Keineswegs geklärt war aber die Finanzierung der neuen Klinik, erinnert sich Roland Wehrle. Unzählige Verhandlungen, Alpträume und verzweifelte Suchen nach Spenden später konnte 1995 der Klinikbau beginnen. Der SÜDKURIER und der VfB Stuttgart waren die Ersten, die Roland Wehrle als Unterstützer für Spendenaktionen zugunsten des Klinikneubaus gewinnen konnte. Später kam auch der SWR und der Europapark dazu.

„So lange es meine Kraft, die körperliche und geistige Fitness es zulassen, werde ich mich weiter für die schwerstkranken Kinder und ...
„So lange es meine Kraft, die körperliche und geistige Fitness es zulassen, werde ich mich weiter für die schwerstkranken Kinder und ihre Familien einsetzen.“ Roland Wehre, scheidender Geschäftsführer der Nachsorgeklinik Tannheim | Bild: Cornelia Putschbach

Mehrere Erweiterungen

Und auch nach der Klinikeröffnung im Jahr 1997 trommelte Roland Wehrle weiter. Unermüdlich überzeugte er Unterstützer und Förderer für die Nachsorgeklinik. Das Konzept der Nachsorge konnte auf das Krankheitsbild Mukoviszidose und auf kardiologische Indikation ausgeweitet werden.

Mehrere Erweiterungen des Klinikgebäudes folgten. Auch Jugendliche und junge Erwachsene sowie verwaiste Familien können inzwischen von der Arbeit der Nachsorgeklinik Tannheim profitieren.

Familie und Fasnet geben Kraft

Doch wie kann Roland Wehrle diese immense Belastung über so viele Jahre durchstehen?

Seine Familie und die Fasnet sind für ihn Rückhalt und Rückzugsorte. Außerdem ist da noch Björn. Björn hatte Krebs, ertrug seine Leiden tapfer und war Patient in der Katharinenhöhe, erinnert sich Roland Wehrle. Einst malte Björn sich in einem Sarg und schenkte dieses Bild Roland Wehrle. Björn wusste, dass er bald sterben würde. Für Roland Wehrle ein tiefgreifendes Erlebnis und eine ungeheure Motivation. Noch heute bewahrt er ein Foto von Björn auf seinem Schreibtisch auf.

So geht es für Roland Wehrle weiter

Und was wird Roland Wehrle tun, wenn er nicht mehr Geschäftsführer der Nachsorgeklinik ist?

„Ich wurde vom Aufsichtsrat gebeten, der Klinik weiterhin als Berater zur Verfügung zu stehen. Die Entscheidungen werde ich künftig aber den verantwortlich Handelnden überlassen“, sagt Roland Wehrle.

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Nur noch halbtags in der Klinik

Ab Januar wird er nur noch halbtags in die Klinik kommen. Sein Büro mit dem Blick auf den Eingangsbereich wird er behalten.

Und dann kommt ein Satz, der nicht verwundert, wenn man Roland Wehrle kennt. „So lange es meine Kraft, die körperliche und geistige Fitness es zulassen, werde ich mich weiter für die schwerstkranken Kinder und ihre Familien einsetzen.“

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Zwei Träume sind noch unerfüllt

Das wird er zum einen auch weiterhin im Vorstand der Stiftung „Deutsche Kinderkrebsnachsorge – Stiftung für das chronisch kranke Kind“ tun. Er möchte sich dafür einsetzen, dass an weiteren Orten in ganz Deutschland ein Angebot für die familienorientierte Nachsorge entstehen kann. „Das wäre mein Traum“, sagt er.

Neben der Tannheimer Klinik und dem Einsatz für die schwerstkranken Kinder und ihre Familien hat sich Roland Wehrle noch einer zweiten Sache verschrieben, der schwäbisch-alemannischen Fasnet.

„Mein zweiter Traum für die Zukunft wäre, dass die schwäbisch-alemannische Fasnet in die internationale Liste des immateriellen Kulturerbes eingetragen wird“, schließt er den Kreis zu denjenigen Themen, die ihm am Herzen liegen und für die sich Roland Wehrle, solange er kann, einsetzen wird.

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