Elias Jonathan Kurz ist 19 Jahre alt. Im Sommer hat er sein Fachabi gemacht. „Das lief ganz gut“, erzählt er. Wie es jetzt nach der Schule weitergeht?
„Mal schauen. Ich habe schon einige Praktika gemacht. Irgendwas mit Menschen und gleichzeitig auch im Büro. Ich kann mich nicht entscheiden“, grinst der sympathisch dreinschauende Jugendliche.
Gerne könnte es auch erst mal eine Reise sein. Auf einen anderen Kontinent, wie zum Beispiel Australien. Wenn das nicht geht, eher eine Europareise. Kreta, hat er dann auf der Wunschliste.
Die Zukunft wirft für Elias einige Fragen auf. Die beziehen sich aber nicht vordringlich auf die Berufswahl und Reiseziele. Elias ist zur Reha in der Nachsorgeklinik Tannheim.
Gleich nach der Geburt muss zum Überleben die OP sein
Er kam mit einem schweren Herzfehler zur Welt. Seine linke Herzkammer ist stark unterentwickelt. In der Fachsprache heißt dieser Herzfehler Hypoplastisches Linksherzsyndrom. Der Körper kann so nicht mit dem lebensnotwendigen sauerstoffreichen Blut aus der Lunge versorgt werden.
Schon in der Schwangerschaft wurde der Herzfehler festgestellt. In einem Nebensatz erwähnt der junge Mann, dass man seinen Eltern sogar die Möglichkeit einer Abtreibung unterbreitet hatte.

Zum ersten Mal operiert wurde Elias bereits einen Tag nach der Geburt. Dabei wurde eine Verbindung zwischen dem rechten und dem linken Herzvorhof geschaffen. Weitere Operationen, unter anderem an der Aorta, folgten.
So konnten die Chirurgen einen Herz-Kreislauf schaffen, mit dem Elias leben, besser überleben kann.
Regelmäßig bedarf es einer eingehenden Kontrolle seines Herzens. Untersuchungen mit einem Herzkatheter kennt er nur allzu gut.
Manche chirurgisch geschaffenen Verbindungen der Blutgefäße können auf dem Weg vom Kind zum Erwachsenen nicht mitwachsen. Die Medizin muss immer wieder nachhelfen.
Beim Fußball muss das Herz zu viel leisten
Als kleiner Junge entdeckte Elias, wie die anderen Jungs in seinem Dorf, das Fußballspielen für sich. Eine Sportart, die Kondition bedarf. Das Herz muss dabei einiges leisten.
„Das mit dem Fußball spielen hat, bis ich 13 war, eigentlich auch ganz gut geklappt. Fußball war mein Leben“, erinnert sich Elias. Überhaupt haben es ihm die Ballsportarten angetan. Eine Zeit lang spielte er auch Tischtennis. Doch irgendwann reichte auch dafür die Leistung seines Herzens nicht mehr.
Es fällt ihm schwer, vom Fußball loszulassen, überhaupt vom Sport. Mit 16 habe er es mit dem Fußballspielen noch mal probiert, erzählt er. Doch sein Herz spielte nicht mit.
So helfen Sie mit Ihrer Spende
Vor einem Jahr machte sich bei Elias ein massiver Eiweißverlust bemerkbar, eine Folge der Fontanoperation. Jetzt muss er alle zwei Wochen in die Klinik, zur Eiweißkontrolle und damit dem Körper das zum Leben notwendige Eiweiß zugeführt werden kann.
Weite Reisen sind damit unmöglich geworden. „Von Australien muss ich mich wohl erst mal verabschieden“, stellt der 19-Jährige fest.
Ein Abschied vom Reisetraum
Vor der Reha in der Nachsorgeklinik habe er mit seinem Vater noch eine Wohnmobiltour durch Norwegen machen können, erzählt er. Mit dem Zwei-Wochen-Rhythmus konnten sich die beiden arrangieren.
Nach der Reha möchte es Elias eventuell mit dem Fußball doch noch mal probieren, lässt er durchblicken. „Vielleicht als Torwart?“, überlegt er.
Ein Augenmerk in der Reha liegt unter anderem darauf, die Fitness und Kraft von Elias zu verbessern. Er ist dankbar, dass ihm hier in der Nachsorgeklinik Tannheim die Fachleute zur Seite stehen und die Klink die entsprechenden Angebote machen kann.
Gleichzeitig mit Elias sind in Tannheim knapp 20 andere Jugendliche und junge Erwachsene zur Reha. Sie leiden an Krebs, Mukoviszidose oder haben ebenfalls einen angeborenen Herzfehler.
20 Jugendliche, eine Reha
Die sogenannte „Junge Reha“ bedeutet für die Teilnehmer nicht nur wieder fitter zu werden, vielleicht ihr Leben neu auszurichten. Sie haben dank der Unterstützer der Klinik auch die Möglichkeit, gemeinsam in der Freizeit vielfältige Dinge zu unternehmen. Sie waren im Europapark, bei einem Bundesligaspiel in Stuttgart, gehen zum Lasertag oder besuchen einen Escape-Room. Unternehmungen, die im Alltag oft nicht möglich sind. Dabei werden auch Freundschaften geschlossen.
Es besteht die Möglichkeit, sich mit anderen zu unterhalten, die ähnliche Probleme haben.
Elias zum Beispiel, kann sich mit einem jungen Mann austauschen, der bereits eine Herztransplantation hinter sich hat.
In einem Nebensatz erwähnt Elias, dass auch bei ihm wohl eine Transplantation erfolgen muss.
„Ich werde sehr wahrscheinlich auf die Transplantationsliste gesetzt. Noch ohne Dringlichkeit“, grenzt er ein. Dennoch werde bereits alles dafür vorbereitet, dass es im Notfall schnell gehen könnte.
Nicht nur das Herz auch die Ernährung macht große Probleme
„Dass Fußball spielen nicht mehr gehen soll, ist mit am Beschissensten“, stellt Elias im Laufe des Gesprächs fest. Aber noch mehr stört ihn, dass er jetzt aufgrund der Eiweißproblematik auch mit der Ernährung aufpassen muss und kaum Gewicht zulegt.
Aktiv sein. Mit seinen Freunden Sport machen. Aufs Fahrrad steigen. Elias sind diese Dinge wichtig. Und dennoch sagt er zum Abschluss der Unterhaltung: „Mir geht es gut. Es gibt Menschen, denen geht es viel schlechter. Ich möchte die Dinge sehen, die ich machen kann, nicht die, die ich nicht machen kann.“
Die Reha in der Nachsorgeklinik Tannheim ist für Elias einer der entscheidenden Beiträge dazu, dass in seinem Leben wieder mehr geht, dass er zu Hause vielleicht auch wieder mehr Sport machen kann.