Susann Duygu-D'Souza

Immer wieder berichten Frauen im Landkreis Waldshut davon, dass sie keinen Frauenarzttermin bekommen. Betroffen sind vor allem die Frauen, deren bisherige Praxis geschlossen wurde oder die neu zugezogen sind. Doch wie sieht die Situation aktuell aus?

Noch am Jahresanfang lag die Frauenarzt-Abdeckung im Landkreis Waldshut nur bei gut 95 Prozent. Laut Kassenärztlicher Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) sei die Lücke aber bereits geschlossen. Kai Sonntag, Pressesprecher der KVBW: „Die Frauenarztsitze sind aktuell wieder ausgeschöpft. Das hat verschiedene zulassungsrechtliche Ursachen. So werden, wenn ein Bereich geöffnet wird, beispielsweise automatisch Ärztinnen und Ärzte hochgestuft, die einer Begrenzung unterliegen sind, weil sie nur in Teilzeit tätig werden konnten.“

Absage für Frauenarzt im MVZ Grießen

Ist das auch die Erklärung dafür, dass die Zulassungsbehörde der KVBW dem MVZ Grießen, das in Eigenregie mit der Gemeinde einen Frauenarzt gefunden hat, die Stelle abgelehnt wurde? Und das, obwohl viele Frauenärzte schon lange im offiziellen Rentenalter sind und aktuell zumindest eine Praxis in Waldshut-Tiengen seine Patienten schon jetzt darauf hinweist, dass sie im Sommer aus Altersgründen schließen wird?

Kai Sonntag: „Ich kann den Frust in der Bevölkerung verstehen, aber es gibt per Gesetz eben nur eine begrenzte Anzahl von Ärzten, die in einer Region praktizieren können, obwohl bekannt ist, dass eine andere Praxis zeitnah schließen wird.“ Hier haben die Ärzte nur die Möglichkeit, sich auf den frei werdenden Sitz zu bewerben, weiß Sonntag. Da die Zulassungsbehörde nicht öffentlich tagt, darf die KVBW auch im Fall MVZ Grießen nicht sagen, wo der bestehende Platz hingegangen ist. „Den Frauen bleibt leider nichts anderes übrig, als die einzelnen Praxen abzutelefonieren“, bedauert Sonntag.

Sonntag betont, dass die Bedarfsplanung aber kein Regelwerk der KVBW darstellt, sondern bundesweit vorgegeben ist. „Ebenso ist das Zulassungsverfahren bundesgesetzlich vorgegeben.“

So viele Frauenärzte gibt es im Kreis Waldshut

Aktuell gibt es laut KVBW 16 Frauenärzte im Landkreis Waldshut, davon sechs in Waldshut-Tiengen, fünf in Bad Säckingen, drei in Laufenburg und jeweils einen in Lauchringen und Stühlingen.

So viele Gynäkologen gibt es im Mai 2025 im Kreis Waldshut.
So viele Gynäkologen gibt es im Mai 2025 im Kreis Waldshut. | Bild: Schönlein, Ute

Die Hälfte der Ärzte arbeitet allerdings nur in Teilzeit, so dass sich eine Stellensumme von 12,75 ergibt (Stand Februar 2025). Hinzu kommen Frauenärzte kommen, die bei der KV nicht gelistet sind. „Diese haben keine KV-Zulassung und behandeln nur privat und dürfen auch keine Überweisungen ausstellen“, erklärt Kai Sonntag.

Stichprobe: Gibt es freie Termine?

Und auch eine Stichprobe bei einem Frauenarzt in Waldshut und einem in Bad Säckingen geht positiv aus: Bei beiden Ärzten werden noch Neupatienten aufgenommen.

Doch auch wenn die Frauenarzt-Situation derzeit im Landkreis Waldshut gut zu sein scheint, und es sogar freie Kapazitäten bei einigen Frauenärzten gibt, kann sich die Situation schnell wieder ändern, weiß Hebamme Corinna Große aus Albbruck: „Die Stellen werden nicht dauerhaft so gut besetzt sein. Man muss aufpassen, dass man nicht denkt, dass Problem ist erledigt. Die aktuelle Abdeckung sagt doch nichts darüber aus, wie es beispielsweise im nächsten Jahr aussieht.“ Sie gibt zu bedenken. „Denn viele Frauenärzte arbeiten über ihren Ruhestand hinaus.“

Was tun, wenn es wieder keine Termine gibt?

Die AOK Hochrhein-Bodensee schreibt dazu: Wenn Frauen keinen Termin bekommen, „gibt es die Terminvermittlungsstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (https://www.kvbawue.de/patienten/patientenservice-116117/terminservicestelle-fuer-patienten). Die Terminservicestelle vermittelt über die Rufnummer 116 117 Termine bei Haus- oder Fachärzten. Allerdings gelten dafür bestimmte Voraussetzungen. Diese können Sie auf der Website einsehen.“ Bei mehreren Testanrufen betrug die Wartezeit bis zu Vermittlung aber teilweise mehr als 40 Minuten.

Dürfen sich Frauen aus Deutschland bei einem Facharzt in der Schweiz behandeln lassen?

Auch die Möglichkeit, sich beispielsweise einen Facharzt in der benachbarten Schweiz zu suchen, besteht. Kai Sonntag: „Im Zuge der gesetzlichen Regelung im SGB V hat jede*r Versicherte das Recht, Leistungen in der Schweiz in Anspruch zu nehmen. Bestimmte Leistungen unterliegen einer Genehmigungspflicht durch die gesetzlichen Krankenkassen.“ Weiter informiert er, dass sich der Erstattungsumfang nach dem Sozialgesetzbuch ergibt, „womit grundsätzlich bei Erfüllung aller notwendigen Voraussetzungen ein Anspruch auf Erstattung deutscher Sätze, in Höhe unserer Satzungsregelung der AOK Baden-Württemberg besteht“.

Das sollten Sie wissen, wenn Sie einen Facharzt in der Schweiz aufsuchen wollen.

Dürfen Frauenärzte Schwangere oder akut Erkrankte als Neupatienten ablehnen?

Ärzte dürfen Patienten laut Kai Sonntag unter gewissen Umständen ablehnen, wenn das Vertrauensverhältnis zwischen beiden stark gestört ist, zum Beispiel, wenn eine Beleidigung vorliegt oder der Patient sich nicht an die ärztlichen Anordnungen hält.

Der Patient könnte auch ablehnen, wenn die Praxis sozusagen „voll“ ist, der Arzt überlastet und zu befürchten ist, dass die Behandlung der anderen Patienen, die er hat, darunter leidet, wenn noch weitere Personen dazukommen. „In einem akuten Notfall darf eine Ärztin oder ein Arzt die Behandlung aber nicht ablehnen“, so die KVBW.