Nico Talenta

Herr Armbruster, wie haben Sie die Liebe für Wildtiere entdeckt?

Schon als Kind hatte ich viel mit Wildtieren zu tun. Mein Vater übernahm 1977 die Leitung für das Wildgehege in St. Blasien und ich half ihm, wo ich nur konnte. Ich spielte sogar damals schon mit dem Gedanken, das irgendwann beruflich machen zu wollen. Leider hatte ich keine Möglichkeit, um in der Nähe eine Ausbildung in dem Bereich einzuschlagen. Also ließ ich es beim Hobby. Beim Garagenbau vor meinem Elternhaus bemerkte ich dann, dass ich mir das Maurerhandwerk ebenfalls als Beruf vorstellen kann. Und Maurer bin ich schlussendlich ja auch geworden. Die Freude am Wildgehege begleitete mich nebenher schon mein ganzes Leben lang.

Was war der Auslöser, dass Sie letztes Jahr dann das Handwerk ruhen lassen haben und sich jetzt doch hauptberuflich um Wildtiere kümmern?

Der Übergang war fließend. Letztes Jahr kam Hubert Rossa, der meine jetzige Stelle vor mir inne hatte, in das Wildgehege St. Blasien, um ein Tier zu betäuben. Mit ihm bin ich dann ins Gespräch gekommen und da kam raus, dass er Ende 2019 in Rente gehen wird. So hat dann das eine zum anderen geführt und ich dachte mir: Warum nicht aus meinem Hobby doch noch den Beruf machen. Daraufhin habe ich mich bei Herrn Jockers (Anmerkung der Redaktion: dem Vorsitzenden des Wildgehegevereins) beworben und bekam die Stelle als Gehegewart im Wildgehege Waldshut.

Gibt es Tiere, die Sie besonders mögen?

Die Steinböcke haben es mir schon angetan. Ihre ästhetische Erscheinung und ihr Wesen sind einfach schön anzuschauen. Und dann noch die starken Hörner auf dem Kopf. Bevorzugen geht allerdings nicht, schließlich mag ich jedes einzelne Tier bei uns.

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Was braucht es Ihrer Meinung nach, um ein guter Gehegewart zu werden?

Natürlich die Freude an der Nähe zu den Tieren. Ein bisschen handwerkliches Geschick und keine Scheu vor schlechtem Wetter. Als Gehegewart bin ich auch im Winter fast den ganzen Tag draußen unterwegs. Da sollte man kein dünnes Fell haben.

Was genau sind Ihre Aufgaben im Wildgehege Waldshut?

Zum einen füttere ich die Tiere. Dazu gehört zunächst die Futterbereitstellung. Das heißt, ich mähe die Wiesen, um den Tieren frisches Gras bringen zu können. Für den Winter machen wir daraus dann das Heu. Dann muss ich natürlich auch die Gesundheit der Tiere im Blick haben und die Gehege pflegen. Darunter fallen des Öfteren Reparaturen an Zäunen, so weit ich das eben selbst bewerkstelligen kann. Ansonsten hilft uns die Stadt Waldshut-Tiengen sehr oft. Für die Futterautomaten befülle ich die einzelnen Futterpäckchen mit Trockenfutter und ordne sie dann in die Automaten ein. Zu guter Letzt bin ich für unsere Besucher Ansprechperson für alle möglichen Fragen rund um das Wildgehege.

Wie sind die Arbeitszeiten als Gehegewart?

Naja, eigentlich habe ich Gleitzeit. Grob gesagt arbeite ich von 8.30 Uhr bis 17 Uhr. Aber an sich muss einfach vor Feierabend die Arbeit erledigt sein. Das ist mal früher, mal später. Hauptsache die Tiere sind versorgt.

Gibt es etwas, das Ihnen an Ihrer Arbeit besonders Spaß macht?

Ich bin den ganzen Tag mit den Tieren draußen an der frischen Luft zusammen. Das ist der Teil meiner Arbeit, der mich am meisten erfüllt. Die körperliche Anstrengung bin ich aus dem Handwerk schon gewöhnt und sie macht mir auch nichts aus. Gras zu mähen, um es dann als Futter für die Tiere zu verwenden, kann schon mal den ein oder anderen Tropfen Schweiß kosten. In der Winterzeit sind weniger Besucher da und ich kann mich voll und ganz auf die Tiere konzentrieren. Außerdem schmieden wir dann die Pläne für Zaunreparaturen und besprechen alles, wofür im Sommer die Zeit nicht gereicht hat.

Würden Sie Ihren Beruf als Traumberuf bezeichnen?

Natürlich. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Was gibt es Besseres? Den Bezug zu den Menschen und die Nähe zu den Tieren verknüpfen zu können, erfüllt mich total.

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Haben Sie zu Hause auch Tiere?

Ich habe keine Haustiere. Im Wildgehege bin ich schon für genug Tiere zuständig. Wobei – das stimmt nicht ganz. Mit meiner Schwiegermutter betreibe ich nebenher noch eine kleine Landwirtschaft mit Jungrindern.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Wie eben erwähnt, kümmere ich mich noch um eine kleine Landwirtschaft. Meistens versorge ich die Rinder noch vor meiner Arbeit im Wildgehege. Und ich bin bei der freiwilligen Feuerwehr in St. Blasien. Jetzt im Corona-Jahr läuft dort leider nicht so viel wie sonst. Aber normalerweise ist einmal in der Woche Probe für den Ernstfall. Den Piepser von der Feuerwehr habe ich natürlich immer dabei. Am Wochenende und unter der Woche abends bin ich immer für Einsätze erreichbar. Während der Arbeit macht es für mich in Waldshut relativ wenig Sinn. Bis ich dann vor Ort bin, sind die Kollegen schon wieder zu Hause. Das war noch anders, als ich als Maurer gearbeitet habe. Da war ich immer sofort da. Quasi mein zweiter Beruf damals.

Haben Sie oft mit Besuchern zu tun?

Ja, sehr oft. Ich werde häufig etwas zu den Tieren gefragt, und teilweise muss ich die Besucher schon mal auf ihr Verhalten hinweisen. Genau wie wir, will auch ein Hase nicht mit einem Stock gepiesackt werden. Das kommt zum Glück aber nicht all zu oft vor. Es gibt bei Kontakt mit anderen Menschen eben immer positive und negative Seiten.

Was ist die am häufigsten gestellte Frage?

Ich werde oft gefragt, ob ich bei einem Hirsch am Geweih ablesen kann, wie alt er ist. Dann muss ich immer schmunzeln und antworte, dass das leider nicht geht. Hirscharten werfen ihr Geweih jedes Jahr ab. Es wird dann zwar von Jahr zu Jahr stärker, aber daraus kann ich keinen Rückschluss auf das Alter ziehen.

Gibt es etwas, das Sie den Besuchern mit auf den Weg geben möchten?

Die Achtung und den Respekt vor den Tieren. Viele Menschen beschweren sich, wenn in ihrer Nachbarschaft eine Party bis in die Nacht hinein für Lärm sorgt. Wildtiere mögen Lärm noch weniger als wir Menschen. Deswegen sollte sich jeder, auch Kinder, bei uns ruhig verhalten und achtsam mit den Tieren umgehen. Zum Austoben haben wir den Spielplatz auf unserem Gelände. Nur mit dem nötigen Respekt ist der Besuch im Wildgehege für Mensch und Tier angenehm.

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