Stell dir vor, die Apotheker dürfen gegen Covid-19 impfen – und keine Apotheke bietet den Piks an. Laut Landesapothekerkammer Baden-Württemberg sind mit dem Gesetz zur Stärkung der Impfprävention seit dem 11. Dezember auch Apotheker, zu Impfungen gegen das Coronavirus berechtigt. Voraussetzung hierfür ist eine Schulung, die die Bundesapothekerkammer in Abstimmung mit der Bundesärztekammer entwickelt hat.
Seit Januar schult die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg Apotheker, die Plätze sind begrenzt. Auf der Internetseite der Landesärztekammer sind von 2500 Apotheken in Baden-Württemberg derzeit 70 gelistet (Stand 14. Februar), die eine Impfung anbieten. Vom Hochrhein ist momentan keine darauf zu finden.
Löwen-Apotheke in Waldshut
Allerdings gibt es Apotheker, die zumindest Schulungen für ihr Personal ins Auge fassen. Zum Beispiel Thomas Fleck von der Löwen-Apotheke in Waldshut-Tiengen. Er zeigt sich generell offen für ein solches Angebot in Apotheken: „Wir bereiten uns auf die Impfung gegen Covid-19 vor, warten aber momentan auf Schulungsplätze bei der Landesapothekenkammer.“ Fleck rechnet deshalb nicht damit, dass er in den nächsten vier Wochen Impfungen in seiner Apotheke anbieten kann.
Park-Apotheke in Bad Säckingen
Michael Bernstein von der Park-Apotheke in Bad Säckingen ist der Meinung, dass sich ein solches Angebot nur in größeren Städten wie Freiburg oder Stuttgart lohnen würde. „Dort stehen die Leute Schlange. Uns fehlen zudem die Räumlichkeiten und das Personal, um das anzubieten.“
Als Hinderungsgrund für seine Apotheke sieht er zudem einen zu hohen Aufwand bei der Terminvergabe, weil mindestes sechs Impfwillige am selben Tag kommen müssten. Wenn dann Termine vergessen, kurzfristig abgesagt oder einfach nicht wahrgenommen würden, müsste Impfstoff ungenutzt entsorgt werden.
Schloss-Apotheke in Stühlingen
Bernd Vollminghoff, Inhaber der Schloss-Apotheke in Stühlingen, erklärt: „Wir bieten momentan keine Impfungen an, da es im Landkreis Waldshut ausreichend Möglichkeiten zur Impfung gibt, ohne darauf länger warten zu müssen.“
Das sagt der Pandemiebeauftragte
Olaf Boettcher, Allgemeinmediziner in Rickenbach und Laufenburg, Impfarzt und Pandemiebeauftragter des Landkreises Waldshut, erklärt auf Anfrage dieser Zeitung: „Ich persönlich denke, dass der Apotheker hierfür nicht ausgebildet ist und dessen Kerngeschäft die Herstellung und der Verkauf von Medikamenten ist. So sieht das nach meinen Gesprächen auch die Mehrzahl der Apotheker.“ Ihm ist allerdings derzeit auch keine Apotheke im Landkreis bekannt, die ein Impfangebot macht.
Die Idee, Impfungen in Apotheken anzubieten, komme nach 14 Monaten Impfen für seinen Geschmack zudem ein wenig spät. „Ich halte sie auch für überflüssig. Zum Impfen sind nun mal seit vielen Jahren die Ärzte da. Wenn hier Notfallpläne unterstützend notwendig sind, dann haben wir wohl bewiesen, wie schnell man solche gemeinsam erstellen kann.“ Vernetzung sei hier ebenso wichtig wie gemeinsames Planen.

Im Landkreis Waldshut werde man in enger Kooperation mit dem Landratsamt und dem Sozialministerium dem Anspruch beim Impfen mehr als gerecht. „Eine zu schließende Lücke kann ich hier nicht entdecken. Die Hausärzte, zum Teil auch die Fachärzte, haben hier Außerordentliches geleistet. 30.000 Impfungen in einem Monat machen mich schon stolz auf das Geleistete“, erklärt Boettcher.