Wenn es am 6. Dezember klingelt, werden so manche Kinderaugen groß. Die Freude ist riesig, denn alle wissen: Der Nikolaus steht vor der Tür. Auch am Hochrhein „buchen“ einige Familien den Nikolaus und seinen Begleiter Knecht Ruprecht für einen Besuch. Doch ist dies auch dieses Jahr möglich? Wir haben uns umgehört.

Bad Säckingen: Das Risiko ist zu hoch

Normalerweise entsendet die Gruppe „Freizeit Aktiv Bad Säckingen„ jedes Jahr drei Nikoläuse zu den Familien in Bad Säckingen und den Ortsteilen. Sie gehen für einen guten Zweck von Haus zu Haus – die Spenden der Aktion gehen an die Malteser Bad Säckingen. „Die Aktion gibt es dieses Jahr nicht, das war mir zur ersten Corona-Welle im Frühjahr schon klar“, erzählt Koordinatorin Ellen Kessler.

Sie hatte sonst immer die Anmeldungen angenommen. Doch dieses Jahr legen die Nikoläuse eine Pause ein. „Das ist einfach zu gefährlich für die Nikoläuse, aber auch für die Familien“, sagt Kessler. „Der Nikolaus hätte dann über den Bart noch eine Maske tragen müssen, das ist doch für ihn auch sehr belastend“, sagt sie. Die Abstände hätten auch in der Autofahrt zu den Familien nicht eingehalten werden können. Und wenn die Nikoläuse von Haus zu Haus ziehen hätten sie viel zu viele Kontakte.

Die Nikoläuse von „Freizeit-Aktiv Bad Säckingen“ gehen normalerweise für einen guten Zweck von Haus zu Haus.
Die Nikoläuse von „Freizeit-Aktiv Bad Säckingen“ gehen normalerweise für einen guten Zweck von Haus zu Haus. | Bild: Archivbild: Susanne Eschbach

Hinzu kam, dass bereits im vergangenen Jahr nur wenige Anmeldungen eingingen. „Ich hatte das Gefühl, dass immer weniger Familien diese Tradition wünschen“, erzählt Kessler. „Mit Corona hätten sich dann dieses Jahr vermutlich noch viel weniger angemeldet.“ Sie hofft nun, dass es nächstes Jahr wieder möglich ist.

Murg: Der Nikolaus geht virtuell

Zu den örtlichen Kindergärten von Murg kam bisher immer Hauptamtsleiter Werner Vökt als Nikolaus vorbei und besuchte die Kinder. Dies ist in diesem Jahr so nicht möglich. Deswegen hat sich Julia Lüthi, Leiterin des neuen katholischen Kindergartens „In der Mühlen“ etwas Besonderes überlegt. Gemeinsam mit dem Nikolaus drehte sich ein Video, das dann den Kindern gezeigt werden soll.

„In dieser Zeit ist es besonders wichtig, dass wir unsere besonderen Bräuche nicht vernachlässigen.“
Julia Lüthi, Leiterin des Kindergartens „In der Mühlen“ Murg

„Wir wollten, dass die Kinder den Nikolaus sehen“. Dazu wurde Vökt gefilmt wie er mit der Kamera „Kuckuck“ spielt. Es sollte lustig sein. Denn: „Vor allem die Krippenkinder haben noch Angst vor dem Mann mit Bart“, erzählt Lüthi. Für jede Kindergartengruppe wurde ein eigenes Video gedreht mit individuellem Text. Schließlich können nicht alle Gruppen gemeinsam das Video anschauen. die Kinder haben das Lied „Sei gegrüßt lieber Nikolaus„ gesungen, das in jedes Video geschnitten wurde. Und der Nikolaus erkläre ganz gut, warum er dieses Jahr nicht kommen kann, so die Kindergartenleiterin. Im Anschluss an das Video feire dann am Montag jede Gruppe für sich ein schönes Nikolausfest.

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Den einzigen kommunalen Kindergarten in Oberhof wird Vökt dennoch als Nikolaus besuchen, aber anders als gewohnt. So wird er vor ein Fenster seinen Geschenkesack legen und von draußen rufen „nächstes Jahr komme ich hoffentlich wieder richtig“ und gute Wünsche für den Advent überbringen. Er selbst ist sicherlich schon 20 Jahre als Nikolaus unterwegs. Anfangs nur im Kindergarten Oberhof und seit vielen Jahren auch beim Seniorennachmittag am zweiten Adventssonntag, der in diesem Jahr ausfallen muss. „Wenn man diesen Job einmal hat, bekommt man ihn nicht mehr los“, sagt Vökt, dem diese Aufgabe jedoch sehr viel Freude bereitet.

Werner Vökt ist beim Seniorennachmittag jedes Jahr als Nikolaus zu Besuch.
Werner Vökt ist beim Seniorennachmittag jedes Jahr als Nikolaus zu Besuch. | Bild: Harald Schwarz

Wehr: Nikolaus der Pfadfinder macht dieses Jahr Pause

Die Nikolausaktion der Pfadfinder Wehr findet dieses Jahr nicht statt, wie Denis Schimak auf Anfrage mitteilt. Das heißt: Er ist für die Pressearbeit der Pfadfinder Wehr mit ihrem Stamm St. Bernhard zuständig. Das heißt: In Wehr macht der Nikolaus dieses Jahr Pause und besucht keine Familien. „Schweren Herzens mussten wir dieses Jahr die Aktion absagen, da es auch unklar war, wie die Verordnung dann sein wird“, erzählt er.

Der Nikolaus zu Besuch bei Kindern in Wehr. (Archivbild)
Der Nikolaus zu Besuch bei Kindern in Wehr. (Archivbild) | Bild: Pfadfinder Wehr

Da bei den Pfadfindern Nikolaus und Knecht Ruprecht immer zu zweit unterwegs seien und beide auch nicht aus einem Haushalt kämen seien mit dem Besuch der Familien schon drei Haushalte zusammen, was gegen die aktuelle Verordnung verstoße. Schon seit über 30 Jahren führen die Pfadfinder aus Wehr die Aktion durch, erinnert sich Schimak. Dabei werde der eingenommene Betrag immer vollumfänglich für einen wohltätigen Zweck gespendet.

Nikoläuse und Knecht Ruprecht im Leiterraum der Pfadfinder Wehr bevor sie losziehen. In diesem Jahr machen sie Pause.
Nikoläuse und Knecht Ruprecht im Leiterraum der Pfadfinder Wehr bevor sie losziehen. In diesem Jahr machen sie Pause. | Bild: Pfadfinder Wehr

Tiengen: „Der Nikolaus muss sich schützen“

Schon seit über 60 Jahren bietet die Kolpingfamilie Tiengen die Nikolausaktion an. Jedes Jahr aufs Neue ziehen dann mehrere Nikoläuse mit ihrem Begleiter zu den angemeldeten Familien. So etwas wie dieses Jahr habe die Kolpingfamilie noch nie erlebt, weiß Sigrid Slezak-Herz die als Frau des Vorsitzenden Waldemar Herz die Aktion organisiert. Doch auch dieses Jahr möchten sie den Kindern mit der Aktion eine Freude machen. „Es wird in einem ganz anderen Rahmen stattfinden“, sagt sie. „Denn auch der Nikolaus muss sich schützen.“ In den vergangenen Jahren waren immer mehrere Nikolaus-Gruppen der Kolpingfamilie Tiengen unterwegs.

So sehen Nikolaus und Knecht Ruprecht aus, wenn sie von der Kolpingfamilie Tiengen unterwegs sind.
So sehen Nikolaus und Knecht Ruprecht aus, wenn sie von der Kolpingfamilie Tiengen unterwegs sind. | Bild: privat Waldemar Herz

Dieses Jahr werden lediglich Martin Jensen als Nikolaus und sein Sohn Johannes Jensen als Knecht Ruprecht zu den angemeldeten Familien ziehen – am 6. Oktober ab 16 Uhr. Beide wohnen in einem Haushalt. Sie werden dann bei der Familie klingeln, die Familie kommt vor die Haustüre und der Spruch wird mit zwei Meter Abstand vorgesagt. Ein Besuch im Wohnzimmer wird es in diesem Jahr also nicht geben. Normalerweise geben die Eltern einen Zettel ab, auf dem steht, was zu rügen und was zu loben ist. Das gehe dieses Jahr nicht. „Der Nikolaus muss improvisieren“, sagt Slezak-Herz. Und die Geschenke haben die Eltern schon vorher vor die Tür gestellt. Eine Übergabe wird es nicht geben.

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Maximal eine Familie aus einem Haushalt darf bei diesem Nikolausbesuch dabei sein. Mit Nikolaus und Knecht dürfen es nicht mehr als fünf Personen insgesamt sein, Kinder unter 14 Jahren ausgenommen. „Der Nikolaus hat ja immerhin seinen Bart bis unter die Nase, der ihn schützt“, sagt Slezak-Herz. Sie hofft, dass sich auch trotz dieser Bedingungen einige Familien aus Tiengen und Gurtweil zur Aktion anmelden.

Der 24-jährige Klaus-Martin Dörflinger ist normalerweise als jüngster Nikolaus auch immer bei der Aktion mit dabei. Dieses Jahr aber nicht. „Das war nicht die Atmosphäre, die er sich dafür vorstellt“, erzählt Slezak-Herz.

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