Der Gesundheitspark Hochrhein gilt als das größte Projekt aller Zeiten des Landkreises Waldshut. Bereits in fünf Jahren sollen Ärzte und Pflegekräfte in der neuen Zentralklinik Patienten medizinisch behandeln können.

Doch bis es soweit ist, wartet noch einiges an Planungs- und Bauarbeiten auf die Verantwortlichen. Und es gibt noch einige Hürden zu nehmen. Über den aktuellen Stand konnten sich interessierte Bürger jetzt im Rahmen des ersten SÜDKURIER-Regionalgesprächs informieren. Dazu kamen Hans-Peter Schlaudt, Geschäftsführer des Klinikums Hochrhein, und Günther Bickel, Projektleiter für den Gesundheitspark Hochrhein, auf den künftigen Bauplatz an der B34 bei Albbruck.

Interessiert hören die Gäste den Rednern zu Video: Talenta, Nico

Spagat zwischen Grundversorgung und Attraktivität

Rund 50 Gäste sind zu dem Event auf der noch grünen Wiese gekommen, um ihre Fragen zum Thema zu stellen. Die meisten richteten sich an den Geschäftsführer des Klinikums Hochrhein in Waldshut. Fest steht nicht nur für ihn: „An einer Zentralisierung führt nichts vorbei.“

Bild 1: Lebendiger Austausch über die Gesundheitsversorgung während des SÜDKURIER-Regionalgesprächs
Bild: Olheide, Monika

Auch wenn sich einige vielleicht gewünscht hätten, Krankenhaus-Standorte wie Bad Säckingen oder Stühlingen zu erhalten. Auch für deren Schließung vor dem Bau des neuen Krankenhauses musste er sich noch einmal rechtfertigen. Doch er beharrt: Der Weiterbetrieb wäre qualitativ wie finanziell nicht zu verantworten gewesen. Das Geld, das in die Begleichung von Verlusten geflossen wäre, sei na anderer Stelle besser investiert.

Landesweit gebe es den Trend, dass sich die medizinische Versorgung auf weniger Standorte konzentriert – Hand in Hand mit Spezialisierungen der Kliniken. „Wir beschäftigen uns schon länger mit dem Spagat zwischen einer soliden Grundversorgung und der Attraktivität für Arbeitnehmer“, erklärte Hans-Peter Schlaudt. Doch wie gelingt dieser Spagat in unserer Region?

Hans-Peter Schlaudt (links), Geschäftsführer Klinikum Hochrhein und Günther Bickel, Projektleiter für den Gesundheitspark Hochrhein, ...
Hans-Peter Schlaudt (links), Geschäftsführer Klinikum Hochrhein und Günther Bickel, Projektleiter für den Gesundheitspark Hochrhein, stellen sich den Fragen der interessierten Bürger. | Bild: Nico Talenta

In der Tat sei es eine Herausforderung, Menschen zum Umzug an den Hochrein zu bewegen, räumt Schlaudt ein. Neue Chefärzte habe das Klinikum Hochrhein bisher vor allem aus dem Norden Deutschlands gewinnen können. „Für sie ist Süddeutschland an der Grenze zur Schweiz wirklich interessant. Ein Arzt aus Freiburg hingegen kennt die Berge und die schöne Landschaft“, so Schlaudt. Letztendlich profitiere der Süden vor allem von der landesweiten Reform, weniger und dafür spezialisiertere Kliniken zu betreiben. In Pflegeberufen herrsche eine noch höhere soziale und damit auch lokale Bindung des Personals. „Es ist fast unmöglich, sie hier herzubekommen. Eher hören sie auf oder wechseln den Beruf, wenn Einrichtungen auf der Kippe stehen.“

Dass schon jetzt Personal im Klinikum Hochrhein fehlt, ist kein Geheimnis: Von den 303 Betten können aktuell 250 bedient werden. Ein wichtiger Grund für Hans-Peter Schlaudt, kein überdimensioniertes Zentralklinikum in Albbruck zu planen. „Im neuen Gesundheitspark konzentrieren wir uns auf die Fachgebiete, die wir brauchen und haben. Da müssen wir die geplanten 350 Betten erstmal bedienen können.“

Hans-Peter Schlaudt spricht über neue Möglichkeiten Video: Talenta, Nico

Außerdem beobachte er in anderen Ländern wie Amerika, dass die Verweildauer in Krankenhäusern eher sinke. „Ich bin davon überzeugt, dass wir mit dem geplanten Setting und den 350 Betten gut aufgestellt sind.“ Falls in Zukunft die Kapazitäten doch erschöpft sein sollten, sei es immer noch möglich, anzubauen.

Im Zentralklinikum laufen die Fäden zusammen

Auf Fragen, die prekäre kinderärztliche Versorgung im Landkreis Waldshut betreffend, konnte der Experte keine befriedigende Antwort geben. Es fehle schlicht und ergreifend das spezialisierte Personal. Gerne hätte er, wie Lörrach, auch in Waldshut oder dann in Albbruck eine Pädiatrie (Fachabteilung für Erkrankungen des kindlichen und des jugendlichen Organismus). Mit etwas Glück könnte es aber zumindest eine Verbesserung der ambulanten Kinder- und Jugendmedizin am Standort Albbruck geben.

Interessiert hören die Gäste des SÜDKURIER-Regionalgesprächs den Rednern zu.
Interessiert hören die Gäste des SÜDKURIER-Regionalgesprächs den Rednern zu. | Bild: Nico Talenta

Auch in anderen Bereichen hake es. Schlaudt: „Das heutige medizinische System ist über die Jahre so gewachsen. Die Auswüchse können wir im Kleinen hier leider nicht abstellen.“ Vor allem Wartezeiten würden immer länger. „Leider. Gerade für die Magnetresonanztomographie gibt es riesige Wartelisten.“

Für die Zukunft der medizinischen Versorgung prognostiziert der Geschäftsführer des Klinikums Hochrhein ein gestuftes System, mit Fachpersonal in der Fläche und einem modernen stationären Behandlungszentrum in Albbruck: „Im Gesundheitspark laufen die Fäden zusammen.“

Bisher ist alles im Zeitplan

Neun Hektar Land hat der Landkreis für das zukünftige medizinische Versorgungszentrum am Hochrhein erworben. „Eine tolle Fläche mit Erweiterungspotenzial für ambulante Strukturen“, äußerte Günther Bickel seine Meinung. Auch sei es möglich, langfristig akademische Bildungsstrukturen zu schaffen, um mit der Ausbildung an einer Hochschule Personal an die Region zu binden.

Bild 4: Lebendiger Austausch über die Gesundheitsversorgung während des SÜDKURIER-Regionalgesprächs
Bild: Olheide, Monika

Bisher läuft nach Aussage des Projektleiters jedenfalls alles nach Plan: „Aktuell befinden wir und in der Leistungsphase zwei. 2025 wollen wir dann den Bauantrag stellen und 2026 mit den Bauarbeiten beginnen.“ Im kommenden Jahr sollen dann auch die endgültigen Kosten für das Großprojekt bekannt gegeben werden.

Die Leser zeigten sich begeistert von der Möglichkeit, im Rahmen des SÜDKURIER-Regionalgesprächs Informationen über das Vorhaben und die Auswirkungen aus erster Hand zu erhalten. Sie nutzten die Gelegenheit, ihre Fragen und Kritik zu platzieren reichlich. Von der medizintechnischen Ausstattung über die Bauweise bis zum fachlichen Angebot fragten die Gäste vor Ort die Experten aus.

Das könnte Sie auch interessieren