Schon im Sommer war sie angekündigt: Eine neue Corona-Welle im Herbst. Mit den kühleren Temperaturen sollten die Infektionen wieder ansteigen, hatten die Experten vorausgesagt. Doch ist es tatsächlich dazu gekommen? Ein Blick auf die aktuell verfügbaren Daten des Landesgesundheitsamt (LGA) und des Robert-Koch-Instituts (RKI) bestätigen die Befürchtungen.

Ist die Herbstwelle schon angekommen?

Ja. Was wohl jeder in seinem Bekannten- und Freundeskreis spürt, lässt sich auch an den offiziellen Daten von RKI und LGA ablesen: Die Zahl der Infektionen nimmt wieder zu. Auch am Hochrhein. In den beiden Landkreisen Lörrach und Waldshut stieg die 7-Tage-Inzidenz (also die Zahl der Infektionen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner) mittlerweile wieder auf knapp 700 an.

Bild 1: Neue Corona-Welle im Herbst – ist sie am Hochrhein schon spürbar?
Bild: Obermeyer, Justus

Noch vor zwei Wochen lag sie in beiden Landkreisen um 100 – dies war übrigens jeweils der Jahrestiefststand. Aktuell infizieren sich innerhalb einer Woche im Kreis Waldshut über 1100 Personen, im Kreis Lörrach über 1500.

Sind die Zahlen überhaupt noch aussagekräftig?

Experten sind sich weitgehend einig, das die Inzidenzwerte aktuell tatsächlich nur eine geringe Aussagekraft haben. Infizierte müssen nämlich inzwischen keine PCR-Tests mehr machen – und nur diese werden in der Statistik der Landesgesundheitsämter und damit auch des RKI gezählt. Positive Schnelltests müssen die Teststationen zwar melden, die fließen aber nicht in die Statistik ein. Da inzwischen viele Menschen auf die aufwendigeren und teureren PCR-Tests verzichten, ist die offizielle Statistik immer weniger aussagekräftig. Der Inzidenzwert wird aus diesem Grund auch nicht mehr als Maßstab für Einschränkungen wie die Maskenpflicht herangezogen.

Auch der internationale Vergleich der Zahlen hinkt immer mehr: In der Schweiz gilt nach einem positiven Test nicht einmal mehr die Isolationspflicht, der Kanton Aargau verzichtet auf eine eigene Erhebung der Zahlen.

Allerdings: Auch wenn die absoluten Zahlen nur noch wenig Aussagekraft haben, lässt sich mittel- und langfristig doch ablesen, wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt. Aufgrund der Dunkelziffer liegt dieses wohl eher noch höher, als es die offizielle Statistik des RKI vermuten lässt.

Wie ist die Situation in den Krankenhäusern?

Dass sich mit Beginn der Herbstwelle auch die Zahl der behandlungsbedürftigen Fälle erhöht hat, zeigt ein Blick in die Krankenhäuser: „Die Zahl der stationär behandlungsbedürftigen COVID-19 Patienten stieg im September deutlich an“, teilte das Landratsamt Lörrach jüngst mit.

Durchschnittlich waren bis dahin 15 Patienten mit COVID-19 in stationärer Behandlung, Ende September stieg die Zahl kontinuierlich auf 30 Patienten an. Mittlerweile werden über 40 infizierte Patienten in den Kreiskliniken behandelt, davon zwei intensivmedizinisch.

„Corona ist heute nicht mehr gefährlich“ – stimmt das?

Definitiv nein. In diesem Jahr starben im Landkreis Waldshut in Zusammenhang mit Corona schon 88 Personen. Dies sind exakt genau so viele wie im ersten Corona-Jahr 2020. Im zweiten Jahr der Pandemie zählte das LGA mit 166 Todesfällen etwa doppelt so viele.

Jeweils 88 Todesfälle im Landkreis Waldshut zählt die Statistik für die Jahre 2020 und 2022, im Jahr 2021 waren es 166.
Jeweils 88 Todesfälle im Landkreis Waldshut zählt die Statistik für die Jahre 2020 und 2022, im Jahr 2021 waren es 166. | Bild: Obermeyer, Justus

Richtig ist natürlich, dass die Todesrate bei einer Infektion – unter anderem durch die Impfungen – erheblich gesunken ist, denn die Zahl der Infektionen liegt nun deutlich höher als bei Beginn der Pandemie. Knapp 53.000 positive Fälle im Landkreis wurden im Jahr 2022 gezählt – das sind etwa 80 Prozent aller Fälle seit Beginn der Pandemie. Der Anteil an lebensbedrohlichen Verläufe ist nun also deutlich geringer als noch 2020.

Trotz hoher Dunkelziffer: Die mit Abstand am meisten bestätigten Corona-Fälle im Landkreis Waldshut wurden in diesem Jahr gezählt.
Trotz hoher Dunkelziffer: Die mit Abstand am meisten bestätigten Corona-Fälle im Landkreis Waldshut wurden in diesem Jahr gezählt. | Bild: Obermeyer, Justus

Aber: In zu vielen Fällen endet eine Infektion immer noch tödlich. Über die Häufigkeit von Long-Covid-Symptomen gibt es übrigens noch keine verlässlichen Statistiken.

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