Wie entstand die Idee?

Georg Schwarz erzählt, wie die Idee einer Sicherheits-App entstand. Eines Tages saß der Polizist in der Bad Säckinger Wache und dann kam der Alarm eines Einbruchs herein, erinnert er sich. Die Täter seien der Geschädigten noch im Hausflur entgegen geflüchtet, so Schwarz. Er schickte damals zwei Streifen los. Die Beamten befragten Passanten, ein Bürger rief von einem Balkon herab, um zu informieren, wo die Täter hingelaufen seien. „Für mich war klar, dass das Wissen von Bürgern in solchen Lagen hilfreich sein kann.“ Die Idee einer Sicherheits-App, die bewusst die Bürger mit einbindet, war geboren. Im Juli 2019 ging die App unter dem Namen OpenEyez (in Bezug auf „offene Augen“) auf den Markt, die Schwarz gemeinsam mit seinem befreundeten Nachbar Mike Grutschnig gegründet und finanziert hatte.

Wie funktioniert die App?

Wer die App nutzen möchte, kann zuerst einstellen, in welchem Radius sein Alarm ankommen soll. Also, ob nur die direkte Nachbarschaft oder auch Personen aus Orten im Umkreis informiert werden sollen. Ist eine Person in Not, drückt sie den SOS-Knopf und alarmiert so die Bürger im gewählten Radius. Beim Alarm kann der Gefährdete zwischen den Delikten Raub, Schlägerei, Einbruch, Vergewaltigung, Unfallflucht oder Sonstige auswählen. Die Benachrichtigten wissen dann sofort, um was es geht, und anhand einer Karte auch, wo sich die alarmierte Person befindet. Sie können Nachrichten schicken oder auch ein „Ich komme“ versenden. „Das ist für die Opfer schon eine Entlastung, dass sie wissen, dass sie gehört wurden und, dass jemand kommt“, erklärt Georg Schwarz. Unabhängig vom Umkreis kann OpenEyez noch fünf Handy-Kontakte per SMS verständigen, wenn diese ebenfalls die App besitzen.

Ein SOS an Privatpersonen im gewählten Umkreis senden, kann man mit OpenEyez.
Ein SOS an Privatpersonen im gewählten Umkreis senden, kann man mit OpenEyez. | Bild: Verena Wehrle

Wann kann die App eingesetzt werden?

Die App kann laut Schwarz in ganz unterschiedlichen Situationen eingesetzt werden. Etwa dann, wenn sich beispielsweise eine junge Frau verfolgt und damit unsicher fühle. Oder auch, wenn jemand Randalen im Bad Säckinger Schlosspark beobachtet, könnten mit der App die Bürger darauf aufmerksam gemacht werden und später so vielleicht später sogar die Täter beschreiben. Auch wenn jemand in wirklicher Gefahr ist, sei es hilfreich, die App zu nutzen und Privatpersonen im Umkreis zu alarmieren. Die App komme immer dann zum Greifen, wenn sofortiges Handeln nötig sei. Es gehe um den wachsamen Bürger, eben darum, die Augen und Ohren in der Nachbarschaft offen zu halten. „Die App ist ein Werkzeug, mit dem Zivilcourage im positivsten Sinn umgesetzt werden kann“, erklärt Schwarz. Der Polizeibeamte sagt: „Die schnelle Hilfe durch den Nachbarn ist oft effektiver als dass das Opfer noch 15 Minuten auf die Polizeistreife warten muss.“ Gerade in ländlichen Regionen dauere es oft länger bis die Polizei eintreffe.

Kein Ersatz für die Polizei

„Ich würde bei einer wirklichen Gefahr erst das SOS der App auslösen und dann die Polizei rufen“, sagt der Bad Säckinger Konditor Mike Grutschnig, der die App mitgegründet hat. Georg Schwarz macht aber sehr deutlich: „Die App soll nur eine Ergänzung zur Polizei sein, kein Ersatz!“ Sie sei ein Verstärker, sodass der Hilferuf auch gehört, die Situation erkannt werde. „Es ist nichts anderes als das, was die Polizei rät, und zwar, wachsam zu sein.“ Der zivilcouragierte Gedanke sei mit der App ins Smartphone-Zeitalter getragen worden.

Mit OpenEyez solle keinesfalls eine Art Bürgerwehr entstehen. „Von Selbstjustiz halten wir überhaupt nichts“, betont Schwarz. Die privaten Helfer sollten eingreifen, aber es sei ausdrücklich nicht erwünscht, dass sie sich dabei selbst in Gefahr bringen. Schwarz rät etwa davon ab, sich in eine Messerstecherei einzumischen. Wie weit sich der Bürger einbringe, sei zwar jedem selbst überlassen. Er hoffe dabei aber auf den gesunden Menschenverstand. Und es gebe auch keine Verpflichtung, zu handeln. Doch was darf eine Privatperson in Notsituationen überhaupt? „Wenn man einen Straftäter auf frischer Tat ertappt, etwa einen Ladendieb, darf der Bürger ihm hinterrennen und ihn festhalten bis die Polizei eintrifft“, erklärt der Bad Säckinger Polizeibeamte.

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OpenEyez: Nutzer, Gründer und Download

Wie sicher ist die App?

Werden mit einem SOS etwa weitere Straftäter zum Opfer gerufen? Auch diesem habe man vorgebeugt. Ein Missbrauch der App, etwa durch Straftäter, sei nicht möglich, erklärt Schwarz. Denn alle Nutzer müssten sich registrieren und können mit E-Mail- und IP-Adresse identifiziert werden. Potentielle Straftäter seien damit abgeschreckt. Die App übermittelt nur den Standort des Hilfesuchenden, alle anderen Teilnehmer werden bei einem Hilferuf anonymisiert dargestellt. Es gebe ganz viele Einstellungen, sodass jeder Nutzer zu seinem ganz eigenen Datenschutzlevel gelange, so Schwarz.

Mike Grutschnig und Georg Schwarz (von links) haben die Sicherheits-App OpenEyez entwickelt.
Mike Grutschnig und Georg Schwarz (von links) haben die Sicherheits-App OpenEyez entwickelt. | Bild: Verena Wehrle
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