Das Vorhaben des Schweizer Nationalrates und Ständerates, künftig statt für 300 nur noch für 50 Euro mehrwertsteuerfrei in Deutschland einkaufen zu können, beunruhigt den Bad Säckinger Einzelhandel in der Innenstadt noch nicht. Der Vorstoß des Nationalrates soll den Einkauf der Schweizer Bürger in den Grenzstädten unattraktiver machen. Denn künftig sollen bereits Waren ab 50 Euro versteuert werden müssen.

Noch ist vieles offen

Elisabeth Vogt, Vorsitzende von Pro Bad Säckingen.
Elisabeth Vogt, Vorsitzende von Pro Bad Säckingen. | Bild: Eschbach, Susanne

„Es ist noch gar nichts durch und noch ist gar nicht klar, wie der Ablauf sein wird“, sagt die Vorsitzende Elisabeth Vogt von Pro Bad Säckingen. „Der bürokratische Aufwand wird dadurch höher und setzt einen höheren Personalaufwand am Zollamt dar“, erklärt sie. Denn je nach Prüfung, müssten die Kunden die Zollbehörde in Deutschland und in der Schweiz aufsuchen. „Lange Wartezeiten sind vorprogrammiert“, so Vogt weiter. Trotzdem zeigt Elisabeth Vogt Verständnis für das Vorhaben in der Schweiz: „Die Schweiz möchte natürlich zunehmend, dass das Geld im eigenen Land bleibt.“

Die Vorsitzende des Stadtmarketingvereins ist sich sicher, dass die Schweizer Kunden auch weiterhin und gerne in Bad Säckingen einkaufen. „Unser Warenangebot ist ausgelegt auf die Region und dazu gehört auch die Schweiz“, sagt Vogt. Außerdem biete Bad Säckingen auch nach dem Einkauf noch einen Anreiz, in der Trompeterstadt zu bleiben. Sie ist überzeugt davon, dass die Kunden aus der Schweiz auch weiterhin in Deutschland einkaufen, wie sie sagt. Trotzdem spüre sie, dass die Kunden aus der Schweiz momentan coronabedingt noch verunsichert seinen:

„Vielen ist noch gar nicht klar, dass sie wieder problemlos in Deutschland einkaufen dürfen.“
Elisabeth Vogt

Doch der Handel ist gerade dabei sich wieder zu erholen. „Auch wenn wir noch nicht auf dem Stand vor Corona sind“, so Elisabeth Vogt.

Bislang ein Vorteil für die Kunden aus dem Nachbarland

Michael Bernhardt, Inhaber Road.
Michael Bernhardt, Inhaber Road. | Bild: Kanele, Susanne

„Natürlich ist dieses politische Projekt zur Zeit ein heiß diskutiertes Thema“, erklärt Michael Bernhardt, Inhaber der Jeans Road-Filiale in der Bad Säckinger Steinbrückstraße. Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Weil am Rhein, ebenso in der Grenzregion mit vielen Kunden aus der Schweiz. „Für den Moment gibt es ja keine Entscheidung, es wird sich überhaupt die Frage stellen, ob die Schweizer Bürger am Ende bereit sein werden, sich einen bislang zweifellos beispiellosen Vorteil so einfach nehmen zu lassen“, sagt er. „Ob sich mit einer solchen Maßnahme letztlich der heimische Einzelhandel tatsächlich unterstützen lässt, kann mehr als bezweifelt werden.“

Unterm Strich würde, nach Meinung des Unternehmers, trotz allem die währungsbereinigte Preisdifferenz bei vergleichbaren Produkten immer noch groß genug bleiben, um preisorientierte Kunden auch weiterhin nach Deutschland zu locken.

„Und nicht wenige Schweizer Bürger finden den Weg nach Deutschland, weil sie das breite Angebot und die Atmosphäre angenehm und attraktiv finden, also nicht nur den Preisvorteil im Auge haben.“
Michael Bernhardt

Mit der Vorsitzenden von Pro Bad Säckingen ist sich Michael Bernhardt einig: „Den potentiellen Mehrwertsteuer-Mehreinnahmen stehen sicherlich gewaltige administrative Kosten gegenüber. Schon heute sind die Zollstellen allein mit dem Bearbeiten der Ausfuhrzettel an der Belastungsgrenze, nicht auszudenken wie das gehen soll, wenn für jeden Einkaufsbon auch noch eine Mehrwertsteuer-Differenz-Berechnung unter Berücksichtigung einer Freigrenze gemacht werden soll.“

Diskussion zu ungünstigem Zeitpunkt

Und weiter: „Natürlich kann es uns deutschen Grenz-Händlern nicht gefallen, dass wir permanent mit neuen Regelungen belastet werden, insbesondere in diesen Corona-Zeiten. Zuerst hat Deutschland die Mehrwertsteuer-Bagatellgrenze eingeführt und jetzt kommt die Schweiz und setzt genau an dieser Grenze die Differenzbesteuerung an.“

Welche Auswirkungen eine solche Regelung auf den Handel und die Umsätze haben könnte, lasse sich nicht erahnen, so der Unternehmer: „Sicher ist nur, dass wir gerade jetzt eine solche Diskussion wirklich nicht gebraucht haben.“

Und wie bewerten Händelsverbände in Waldshut-Tiengen und Lauchringen die Schweizer Pläne? Das können Sie hier nachlesen:

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