Wochenlang mussten wegen der Corona-Pandemie Einzelhändler, Gastronomen und Friseure ihre Geschäften schließen. Nach einer schrittweisen Öffnung – zunächst durften seit Mitte April Einzelhandelsgeschäfte öffnen, Anfang Mai folgten dann Friseursalons und seit dem 17. Mai auch wieder die Gastronomiebetriebe wie Restaurants und Cafés – ist der Alltag von der Situation vor der Krise aber noch weit entfernt.
Die Einhaltung der Maskenpflicht, strenge Hygienauflagen und Sicherheitsabstände müssen weiterhin gewahrt werden. Gerade Waldshut-Tiengen kämpft zudem mit einem weiteren Problem: Der geschlossenen Grenze zur Schweiz. Wie es Händlern, Gastronomen und Friseuren geht, darüber hat sich jetzt Waldshut-Tiengens Oberbürgermeister Philipp Frank in Waldshut ein Bild vor Ort bei einem Rundgang in den Mitgliedsgeschäften des Waldshuter Werbe- und Förderungskreises verschafft.

OB Philipp Frank: „Der stationäre Handel hat die Auswirkungen der Krise stark zu spüren bekommen. Wochenlange mussten die Händlerinnen und Händler ihre Geschäfte geschlossen halten. Vor diesem Hintergrund war es mir wichtig, mir nach Wiedereröffnung der Betriebe persönlich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen, wie die Unternehmerinnen und Unternehmer den Lock-Down der letzten Wochen erlebt haben und mit der aktuellen Situation umgehen.“
Corona-Krise und geschlossene Grenzen setzen den Betrieben zu
Stefanie Kreß, stellvertretende Vorsitzende des Waldshuter Werbe-und Förderungskreises, sowie Thomas Wartner, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender, haben OB Frank bei seiner rund 2,5-stündigen Tour begleitet. Thomas Wartner: „Bei unserem Rundgang zeigte sich, dass viele Selbstständige seit der Eröffnung ihrer Geschäfte Umsatzeinbrüche von bis zu 80 Prozent haben, das variiert allerdings von Branche zu Branche. So kämpfen viele von uns Einzelhändlern vor allem mit der niedrigen Kundenfrequenz, was zum Großteil an der geschlossenen Grenze zur Schweiz liegt. Gerade jetzt sieht man, dass Waldshut ohne die Schweizer nie zu solch einer Stadt gewachsen wäre, wie sie heute ist. Ich komme selbst aus einer Kleinstadt, die so groß ist wie Waldshut-Tiengen. Dort ist man froh, wenn es überhaupt eine Eisdiele gibt. Und ein Kaffee wird höchstens bei einem Bäcker getrunken.“
Ob Frank: „Viel Optimismus, Mut und Entschlossenheit“
Die Umsätze in vielen Geschäften werden laut Wartner auch weiterhin unter denen von vor der Krise liegen. „Gastronomen kämpfen beispielsweise damit, dass sie die Sicherheitsabstände einhalten müssen und bei den meisten Betrieben so nur jeder zweite Tisch belegt werden kann. Auch bei den Friseuren zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Zwar sind viele gut besucht, dennoch liegt die Kundenanzahl deutlich niedriger als vor der Krise, da ein Friseur nur noch einen Kunden behandeln kann“, weiß Wartner. Vor der Krise durften Friseure mehrere Kunden gleichzeitig bedienen. Ob Frank: „Erwartungsgemäß macht die Krise den Unternehmen sehr zu schaffen. Überwiegend habe ich aber viel Optimismus, Mut und Entschlossenheit feststellen dürfen, diese Herausforderung zu meistern. Ich war und bin tief beeindruckt.“
Grenzöffnung gibt Hoffnung
Wenn die Grenze zur Schweiz ab dem 15. Juni wieder geöffnet wird, rechnet Thomas Wartner nicht damit, dass der Umsatz gleich wieder so ansteigt wie vor der Corona-Krise. „Wenn wir Glück haben, erreichen wir nach zwei oder drei Wochen wieder langsam ein Niveau, von dem man leben kann.“
Dennoch gibt es auch positive Effekte aus der Corona-Krise. Thomas Wartner: „Die Gewerbevereine der Stadt wie die Aktionsgemeinschaft Tiengen, die Interessengemeinschaft Schmittenau und wir als Werbe- und Förderungskreis Waldshut wollen jetzt verstärkt zusammen nach außen auftreten.“ Zum ersten Mal gibt es jetzt beispielsweise ein gemeinsames Werbeplakat als Zeichen der Verbundenheit. „Der Zusammenhalt von vielen ist während der Krise stark gewachsen“, sagt Thomas Wartner.