Hart getroffen von der Corona-Krise ist der Reisesektor. Das hört man immer wieder und denkt dabei meist nur an die Großen der Branchen. Doch den Reiseunternehmern vor unserer Haustür geht es nicht besser. Firmen wie das Bad Säckinger Reise- und Busunternehmen Zimmermann stehen exemplarisch für eine ganze Branche. „Wir mussten im März praktisch von einem Tag auf den anderen fast auf Null runterfahren“, berichtet Geschäftsführer Thomas Zimmermann im Gespräch mit unserer Zeitung. Aber er sei nicht der einzige, seinen Kollegen gehe es genauso. Zimmermann: „Wir sitzen alle im selben Boot.“ Er werde die Krise überstehen, ist er sich sicher, aber einfach sei es nicht, „es putzt einen schon ganz schön weg“.

Demo in Stuttgart: Ein Bus von Zimmermann reisen diese Woche bei der gemeinsamen Demonstration baden-württembergischer Busunternehmen in ...
Demo in Stuttgart: Ein Bus von Zimmermann reisen diese Woche bei der gemeinsamen Demonstration baden-württembergischer Busunternehmen in der Landeshauptstadt Stuttgart. | Bild: Zimmermann Reisen

Mittlerweile sieht Zimmermann wieder einen Silberstreif am Horizont. Denn wenigstens das Geschäft im Öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) zieht langsam wieder etwas an. Und seine anderen Geschäftsfelder? „Optimistisch bleiben und hoffen“, sagt er. Wobei das nicht einfach ist in seiner Lage. Denn für seiner Jahresbilanz 2020 sagt er schon jetzt dicke rote Zahlen voraus.

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Dennoch ist Thomas Zimmermann kein Mann von Jammern und Klagen. Unterm Strich ist er der Meinung, dass die Politik in der Krise bislang das Meiste richtig gemacht hat. Und er wiederum versucht daraus für seinen Betrieb das Beste zu machen. Im Moment laufen wenigstens wieder acht Busse, atmet er durch. Sie sind im ÖPNV unterwegs. Im März und April waren es zeitweise nur vier Busse – „praktisch Ferienfahrplan“, sagt Zimmermann. Und das war alles.

Von 24 Bussen liefen nur noch vier

Normalerweise hat Zimmermann im ÖPNV zwölf Busse täglich auf den Linien in den Landkreisen Waldshut, Lörrach und Breisgau-Hochschwarzwald. Weitere zehn Busse waren vor Corona im Reisebetrieb unterwegs. „Da geht seit März gar nichts mehr – alle zehn Reisebusse abgemeldet“, berichtet der Unternehmer. Nicht besser als das Busgeschäft sieht es auch auf seine anderen Geschäftsfelder aus, den Reisebüros und dem Wohnmobilverleih – seit März alles im Shutdown.

Doch der Optimist Zimmermann rechnet im Juni und Juli mit etwas mehr Luft. „Ich bin keiner, der unüberlegte Lockerungen fordert“, sagt er und fügt hinzu: „Niemand will eine zweite Welle.“ So hofft er auf eine zunehmende Entspannung bei den Infektionszahlen und rechnet für diesen Fall mit weiterer Öffnungschritten im Schulbetrieb am 15. Juni. Dann wär vielleicht der Großteil seiner ÖPNV-Busse wieder auf der Strecke. „Zumindest das“, fügt er hinzu.

Reisebüros vor Wiedereröffnung

Weniger zuversichtlich ist er hingegen im Reisebereich. Wenigstens sieht er Chancen, die Reisebüros Mitte Juni wieder öffnen zu können. „Die jetzige Reisenwarnungen des Außenministeriums gelten bis zum 15. Juni“, meint Zimmermann, dann vermutet er auch hier eine Lockerung. „Ich gehe davon aus, dass sich was tut.“ Dennoch: Reisen bleibe in Coronazeiten ein Risiko. „Deshalb werden wir sicher dem einen und anderen Kunden von bestimmten Reisen abraten, wenn es uns zu gefährlich erscheint“, sagt Zimmermann. Denn neben dem Geschäft dürfe das Gebot der Zurückhaltung und Vorsicht nicht vergessen werden.

Wohin würde er denn selber momentan reisen oder auch Reisen anbieten? „Wenn unsere Busreisen wieder anlaufen, wird der Hauptschwerpunkt zunächst ganz klar der deutschsprachige Raum bleiben“, macht Zimmermann klar. Denn hier sieht er die geringsten Risiken und im Notfall die beste medizinische Versorgung.

Busreisen stehen noch in weiter Ferne

Aber Zimmermann macht sich da nichts vor, das Reisebusgeschäft sei eine eher noch weiter entfernte Perspektive. Hier müssten zuerst Hygienekonzepte erarbeitet werden. Derzeit sei nicht klar, wie es mit den Abstandsregeln weitergehe. „Können wir den ganzen Bus besetzen oder nur die Hälfte der Plätze,“ fragt sich der Unternehmer. Es gebe noch zuviel offene Fragen, um Konkretes sagen zu können. Erst wenn diese beantwortet seien, könne er mit der Planung beginnen. „Und dafür brauchen wir acht Woche“, sagte er. Das bedeutet: Im August fahren vielleicht wieder Zimmermann-Reisebusse, vielleicht auch Ende Juli, meint er. Jedenfalls werde er von den zehn Reisebussen wahrscheinlich vorsichtig nur mit drei starten.

Mitarbeiter in Kurzarbeit

Das Unternehmen Zimmermann beschäftigt 80 Mitarbeiter. Die meisten sind derzeit in Kurzarbeit. Zimmermann lobt in diesem Zusammenhang die deutsche Politik. Kurzarbeitergeld, Rettungsschirme und Hilfspakete bei gleichzeitig durchgreifenen Infektionsschutzmaßnahmen brächten dem Land für die Nachcoronazeit Wettbewerbsvorteile, ist er sich sicher. Er selber musste auch über das KfW-Corona-Hilfsprogramm ein Kredit beantragen. Das zeige, dass die Situation nicht rosig sei. Seine Hausbank habe ihn dabei perfekt unterstützt, sagt Zimmermann. Im Grunde positiv sieht er auch die Bereitschaft des Landes Baden-Württemberg 40 Millionen Euro Soforthilfe für die Busbranche zur Verfügung stellt. „Aber an sich bin ich kein Freund davon, Subventionen auszuschütten,“ schränkt er ein. Eine Verteilung von Staatshilfen über den steuerlichen Weg hielte er für sinnvoller. Denn dann kämen nur diejenigen Unternehmen in den Genuss von Geldern, die auch in Deutschland Steuern zahlen. Zimmermann: „Wer aus dem Topf was will, der sollte vorher auch was eingezahlt haben.“

Das Unternehmen im Coronagriff

  • Das UnternehmenZimmermann beschäftigt 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf 44 Vollzeitstellen. 80 Prozent der Beschäftigten befinden sich derzeit in Kurzarbeit, manche bis zu 100 Prozent. Zimmermann betreibt 24 Busse, davon zwölf im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), zehn Reisebusse, zwei Busse stehen in Reserve.
    Das Unternehmen ist auf verschiedenen Geschäftsfeldern tätig.
  • ÖPNV: Von den insgesamt 24 Bussen laufen normalerweise zwölf Busse im Netz des Öffentlichen Personen (ÖPNV) für die Landkreise Waldshut, Lörrach sowie Breisgau-Hochschwarzwald. Das Geschäft brach infolge der Coronakrise und der Schulschließungen auf ein Drittel ein.
  • Reisebusgeschäft: Daneben betreibt das Unternehmen zehn Reisebusse. Zimmermann hat bis zum Corona-Shutdown Eintages- und Mehrtagesreisen ins europäische Ausland angeboten. Das Geschäft brach aufgrund der Reisebeschränkungen komplett weg.
  • Reisebüros: Die Reisebüros in Bad Säckingen, Wehr und Rheinfelden bieten normalerweise Bus-, Schiffs- und Flugreisen zu weltweiten Zielen an. Auch hier bracht des Geschäft aufgrund der Reisebeschränkungen komplett ein.
  • Wohnmobile: Zimmermann bietet auch Wohnmobilverleih an. Dieses Geschäftsfeld kam ebensfalls zum Erliegen. (age)