Trotz turbulenter, bisweilen gar stürmischer Rahmenbedingungen kann die Sparkasse Hochrhein auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. So lautete die Botschaft von Wolf Morlock (Vorstandsvorsitzender) und David Gerstner (Vorstand) bei der Bilanz-Pressekonferenz am Freitag. Mit Blick auf die nächsten Monate gebe es durchaus Anlass zur Zuversicht, denn der eingeschlagene Kurs erweise sich als richtig. Dennoch seien an vielen Stellen Herausforderungen zu erwarten.

Unterm Strich solides Ergebnis

Die Bilanzsumme des Kreditinstituts ging demnach um 0,7 Prozent zurück und lag bei 3,77 Milliarden Euro. Auch die Kundeneinlagen hätten sich um 1,4 Prozent reduziert und lagen zum Jahresende bei 2,58 Milliarden Euro. Zugleich stiegen aber die Kundenkredite um 1,3 Prozent auf 2,66 Milliarden Euro. Drastisch zugelegt hat derweil das Wertpapiergeschäft – um satte 78 Prozent. Der Jahresüberschuss ist mit 10,7 Millionen Euro um 133 Prozent höher als im Vorjahr, der Bilanzgewinn beträgt 5,5 Millionen Euro.

Als generellen Vorteil der Region wertet Morlock, dass die Dynamik in der Entwicklung weit weniger gravierend sei als in anderen Teilen des Landes, wo Banken mit extremem Wachstum, aber auch genauso extremen Rückgängen konfrontiert seien.

Kundenverhalten wandelt sich, dennoch bleibt Filialnetz vorerst

Der Trend des geänderten Kundenverhaltens setze sich laut Darstellung der beiden Sparkassen-Chefs weiter fort und sei gar nicht so anders als in anderen Regionen. „Generell ist die Intensität der Kontakte via Internet heute deutlich höher als die physischen Kontakte vor Ort“, so Gerstner

Drei Viertel der bei der Sparkasse geführten 98.300 Girokonten seien für Online-Banking freigeschaltet. Über 30.000 Kunden nutzten die Sparkassen-App als Zugangsmedium – 2400 mehr als im Jahr davor. Der Anteil der kontaktlosen Zahlungen liege bei 88,5 Prozent, gleichzeitig gehen Geldauszahlungen an Automaten zurück.

Corona und die damals geltenden Beschränkungen hätten hier die Entwicklung sicherlich beschleunigt, bestätigt Gerstner. Zugleich seien aber auch die technischen Möglichkeiten immer komfortabler und kompakter: „Das ermöglicht es sogar Vereinen, bei ihren Veranstaltungen Kartenzahlung anzubieten.“ Eine Möglichkeit, die immer mehr Schule mache, zumal es den Ehrenamtlichen das Leben deutlich erleichtere.

Gleichwohl: Die Sparkasse betreibe 28 Filialen, in 15 davon sind Mitarbeiter vor Ort. „Derzeit gibt es keine Pläne, daran etwas zu verändern“, betont Wolf Morlock. Allerdings werde diese Maßgabe beständig gemäß der weiteren Entwicklung überprüft.

Kreditgeschäft stark divergierend

Gerade das Kreditwesen erweise sich in der aktuellen Situation als durchaus anspruchsvoll, wertet Morlock: „Die deutlich gestiegenen Zinsen in Kombination mit nach wie vor sehr hohen Investitionskosten und den unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen führten 2023 zu einer Zurückhaltung bei der Kreditnachfrage, die auch für uns spürbar war.“ Kompensiert worden sei dies durch einen großen Beratungs- und Investitionsbedarf durch die klimafreundlichere Ausrichtung der Wirtschaft. Auch ein Überhang an Aufträgen aus dem Vorjahr habe dazu geführt, dass am Ende ein Plus im Kreditgeschäft zu verzeichnen gewesen sei, so Morlock.

Allein um ein Viertel zugenommen habe der Förderkreditbestand, der bei 478 Millionen Euro lag. Deutlich über die Hälfte davon flossen in Projekte der energetischen Sanierung und Transformation: „Es geht dabei um komplexe Themen wie Quartiersanbindungen oder Wärmerückgewinnung, die für Unternehmen zwar mit hohen Investitionen verbunden sind, die sich dann aber in erhöhte Effizienz ummünzen lassen“, so Morlock.

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Mitarbeiter und regionale Bedingungen von Vorteil

Generell wertet der Sparkassenvorstand die Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter als wichtigen Faktor. Diese haben immens zur positiven Geschäftsentwicklung beigetragen und sie seien auch für den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens verantwortlich.

Das Interesse an einer Ausbildung bei der Sparkasse sei ungebrochen hoch, doch auch darüber hinaus sei das Kreditinstitut offenbar ein attraktiver Arbeitgeber. Das zeige die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit, die laut Morlock bei 15 Jahren liege. Auch dass sich inzwischen viele Quereinsteiger für die Sparkasse entschieden, zahle sich für das Unternehmen aus, böten sich dadurch doch auch neue Möglichkeiten und Perspektiven.

Letztlich lasse sich die Kompetenz der Belegschaft auch in Zahlen nachweisen, denn die sogenannte Cost-Income-Ratio, also der Aufwand, der erbracht werden muss, um einen Euro zu erwirtschaften, sei bei der Sparkasse schon seit langem unter dem Durschnitt gewesen. Inzwischen liege er noch bei 53 Prozent, so Morlock. Da nehme die Bank gerne auch gestiegene Personalkosten in Kauf.

Perspektiven: „Rechnen mit solider Entwicklung“

Während die Sparkasse laut David Gerstner mit ihrem Förderengagement einen „bunten Strauß an Themen“ abdecke, von Sport über Kultur bis zu Sozialem, so steht doch über allem immer stärker der Nachhaltigkeitsgedanke. Das kommt nicht nur in der aktuellen Vereinsförderaktion von Sparkasse in Zusammenarbeit mit dem SÜDKURIER Medienhaus zum Ausdruck, bei dem in diesem Jahr nachhaltige Projekte im Vordergrund stehen. Das gelte auch bei Investitionen und Umrüstungen im Unternehmen, beim Fuhrpark ebenso wie beim Immobilienbestand.

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Den Nachhaltigkeitsgedanken voranzutreiben, auch Motor und Begleiter der Transformation in der Region zu sein. Das nennen Morlock und Gerstner als wichtige Aspekte der weiteren Entwicklung. In diesem Sinne sei auch die weitere Entwicklung der Sparkasse auf Solidität ausgerichtet.

Mit Blick auf das laufende Jahr betont Morlock: „Bisher läuft alles nach Plan, aber wir erwarten auch weiterhin eine herausfordernde Lage.“ Dabei werden die häufig kritisierte Bürokratie, aber gerade auch der Fachkräftemangel die Wirtschaft in der Region in besonderem Maße herausfordern.

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