„Was wir derzeit beobachten ist seit Jahren geübte Praxis bei den Banken und Sparkassen: Zinsänderungen werden immer zuerst dort an die Kunden weitergegeben, wo sie den Gewinn der Finanzinstitute erhöhen.“

Ein klares Statement von Niels Nauhauser, Abteilungsleiter Altersvorsorge, Banken und Kredite bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Im Kreditgeschäft haben die Banken den Zinsanstieg längst weitergegeben, während sie beim Einlagengeschäft ihre Kunden oft mit Nullzinsen abspeisen.“

Angelegtes Geld immer weniger wert

Derzeit liegen die Zinssätze laut Nauhauser trotz der Wende weiterhin deutlich unterhalb der Inflationsrate. Das bedeute auch, dass die Anlage in sichere Zinspapiere mit einem Kaufkraftverlust verbunden ist. „Das angelegte Geld vermehrt sich also nur auf dem Papier, ist aber real weniger wert“, macht der Verbraucherschützer deutlich.

„Untereinander bezahlen die Banken bereits rund 3,6 Prozent Zinsen für Tagesgeld. Selbst für kurzlaufende deutsche Staatsanleihen winken Renditen von über 3,6 Prozent.“

Das sagt die Sparkasse Hochrhein

Auf der eigenen Internetseite schreibt die Sparkasse Hochrhein aktuell 0,5 Prozent Zinsen auf das Tagesgeldkonto aus. Größere Banken wie etwa Santander werben mit Zinsen zwischen 3 und 4 Prozent.

Ramona Gisinger, Sparkasse Hochrhein Leitung Vorstandsstab, nimmt Stellung: „Die verschiedenen Angebote unterschiedlicher Banken sind oft nicht miteinander vergleichbar. Beispielsweise unterscheiden sie sich durch die Anlagedauer, den Anlagebetrag oder danach, ob es sich um Neu- oder Bestandskunden einer Bank handelt.“

Zeitlich gebundenes Angebot

Um bei der Sparkasse Hochrhein mehr Zinsen zu bekommen, muss der Privatkunde auf Alternativen zum Tagesgeld setzen. Ramona Gisinger spricht von einem zweijährigen Sparkassenbrief mit einer Verzinsung von 2,95 Prozent.

Im Gegensatz zum flexiblen Tagesgeld kann dort das Geld allerdings erst, wie der Name schon verrät, nach Ablauf der zwei Jahre entnommen werden. „Gleichzeitig besteht für die Kunden dadurch der Vorteil, dass der Zinssatz für zwei Jahre garantiert ist. Auch bei fallenden Zinsen.“

Warum geht nicht mehr?

Während der Leitzins steigt und die Banken mit immer höheren Guthabenzinsen konkurrieren, sagt Gisinger: „Die Entwicklung der Leitzinsen ist nicht eins zu eins auf die Geschäftszinsen der Sparkasse bei Krediten und Einlagen übertragbar.“

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Viele Banken und Sparkassen hätten mit Kreditnehmern vor der Zinswende langfristig niedrige Kreditzinsen vereinbart. „Das sichert Berechenbarkeit und Stabilität“, ist sich Gisinger sicher. „Es schließt im Gegenzug aber aus, dass die Einlagenzinsen ebenso schnell wie die Leitzinsen steigen können.“

Das sagt die Volksbank Klettgau-Wutöschingen

Günter Dörflinger, Vorstand der Volksbank Klettgau-Wutöschingen, ist sich hingegen sicher: „Das Tagesgeld ist da, um kurzfristig Geld zwischenzuparken und jederzeit darauf zugreifen zu können. Viele Kunden brauchen das aber gar nicht.“

Die Devise der Volksbank hingegen sei, ähnlich wie schon bei der Sparkasse, individuell mit dem Kunden eine Vermögensstruktur mit weiteren Anlageklassen neben dem Tagesgeld aufzubauen.

Bernd Kübler (links) und Günter Dörflinger, Vorstände der Volksbank Klettgau-Wutöschingen.
Bernd Kübler (links) und Günter Dörflinger, Vorstände der Volksbank Klettgau-Wutöschingen. | Bild: Nico Talenta

Während es bei der Volksbank Klettgau-Wutöschingen auf das Tagesgeld bei einer Anlagesumme unter 25.000 Euro gerade mal 0,25 Prozent Zinsen gibt, ist auf der anderen Seite eine nachrangige Anlage ab 25.000 Euro für einen Zinssatz von 4,5 Prozent möglich. Der Unterschied: das Geld ist bei letzterer Anlageform für zehn Jahre gebunden.

Dazwischen gibt es weitere Möglichkeiten sein Geld bei der Volksbank anzulegen. Dörflinger gibt zu: „Wenn ich die Angebote auf den Cent vergleiche, finde ich immer jemanden, der besser ist.“ Gleichzeitig zeigen regionale Banken Gesicht und sind vor Ort nah an den Menschen. „Das ist einfach eine andere Denke. Logisch passen auch wir unsere Zinsen regelmäßig an, sind aber nie vorne mit dabei.“

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