Eine große Zahl von Kunden der Bad Säckinger Stadtwerke hat dieser Tage ein Kündigungsschreiben des Energieversorgers enthalten. Betroffen davon sind sowohl Strom- als auch Gaskunden – allerdings nur, wenn Sie einen Sondervertrag mit einem speziellen Tarif besitzen, dazu zählt beispielsweise der beliebte Tarif Schwarzwaldstrom-Plus.

Was ist der Grund für die Kündigung?

Üblicherweise verlängern sich die Verträge jährlich, wobei den Kunden bei Änderungen des Tarifs oder sonstiger Bedingungen ein Sonderkündigungsrecht zusteht. In diesem Jahr nutzt der Energieversorger allerdings selbst die Möglichkeit zur Kündigung, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Udo Engel. Weil einerseits der Gesetzgeber Änderungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen verlangt, andererseits aktuell wegen der enormen Bewegungen am Energiemarkt aber noch nicht die Rahmenbedingungen für neue Verträge feststehen, sind die Stadtwerke Kündigung gezwungen. „Die Sonderverträge haben eine Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten“, so Engel. Deshalb wurden die Schreiben Ende September verschickt.

Im kommenden Jahr müssen die Stadtwerke Bad Säckingen ihre Preise bei Strom und Gas im kommenden Jahr deutlich erhöhen.
Im kommenden Jahr müssen die Stadtwerke Bad Säckingen ihre Preise bei Strom und Gas im kommenden Jahr deutlich erhöhen. | Bild: Susanne Eschbach

Der Grund für die Kündigungen liegt also ausdrücklich nicht in der schwierigen finanziellen Lage des Unternehmens, wie der Stadtwerke-Chef erklärt. Noch vor wenigen Wochen kämpfte das Unternehmen bekanntlich gegen die Insolvenz, die nur durch eine Finanzspritze der Stadt verhindert werden konnte. Vielmehr sorgt die aktuelle Entwicklung am Energiemarkt dafür, dass die Stadtwerke noch keine Tarife für einen Nachfolgevertrag kalkulieren können. Dies ist auch der Grund, warum außer dem Grundversorger-Tarif derzeit auf der Homepage der Stadtwerke keine Sondertarife mehr angeboten werden. „Mit diesem Problem stehen wir nicht alleine da“, so Engel. Die Lage der Stadtwerke habe sich in den vergangenen Monaten dagegen deutlich konsolidiert, sieht er das Unternehmen auf einem guten Weg.

Wie viele Kunden sind betroffen?

Insgesamt geht es um über 6000 Verträge für Strom und Gas, wie Stadtwerke Chef Udo Engel erklärt. Manche Kunden besitzen allerdings auch mehrere Verträge. Auf der anderen Seite gilt: Stadtwerke-Kunden, die bis zum 1. Oktober keine Kündigung erhalten haben, können sich auf die Fortsetzung des Vertragsverhältnisses zu den bisherigen Konditionen verlassen.

Was sollten die betroffenen Kunden jetzt tun?

Theoretisch könnten gekündigte Stadtwerke-Kunden sich nun auf die Suche nach einem neuen Stromanbieter machen. Allerdings ist die Marktsituation höchst unübersichtlich, wirklich günstige Verträge dürften aufgrund der explodierenden Energiepreise kaum zu bekommen sein. Die Stadtwerke Bad Säckingen haben zugesagt, bis Mitte November jedem Kunden ein Nachfolgeangebot zu unterbreiten. Während die Stadtwerke derzeit im Grundversorger-Tarif eine Kilowattstunde ab 47,4 Cent anbieten, gibt es bereits Versorger, die Preise von 80 Cent und mehr aufrufen. Zumindest sollte also das neue Angebot der Stadtwerke abgewartet werden.

Sind auch Wärmekunden betroffen?

Im Bereich der Fernwärme wurden ebenfalls Kündigungen ausgesprochen, das Verfahren lief hier aber deutlich geräuschloser, weil direkt Nachfolgeverträge angeboten werden konnten. Wie Udo Engel erläutert, wurde für die Fernwärme in Bad Säckingen bislang eine einheitlicher Preis kalkuliert. Laut neuster Rechtsprechung müssen sich im Preis allerdings die Erzeugungskosten widerspiegeln. Da in Bad Säckingen die Wärme-Erzeugung auf unterschiedlichen Energiearten fußt, wurden nun drei Tarifzonen gebildet – für jedes Netz eines: Eines für das Kurgebiet, eines für die Stadt und eines für Rippolingen. „Das war ein Mammutprojekt, das uns die vergangenen zwei Jahre gefordert hat“, so Engel.

Hoffnung auf Rettungsschirm

„Enttäuschend“ kommentiert der Stadtwerke-Geschäftsführer die Ergebnisse der Bund-Länder-Gespräche über einen möglichen Rettungsschirm für krisengeschüttelte Stadtwerke Anfang der Woche. Natürlich habe er noch die Hoffnung, dass etwas passiert, „aber wir müssen es uns abschminken, dass uns etwas geschenkt wird“, so Engel. Am Ende werde es vermutlich eher um Bürgschaften und Liquiditätshilfen gehen. Auch die angekündigte Energiepreisdeckelung treibt den Geschäftsführer derzeit um: Die Vorgaben und Bedingungen der Politik müssten sich von den Versorgern umsetzen lassen, fürchtet er einen enormen bürokratischen Aufwand.

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