Die Trinkwasserqualität in Deutschland ist laut Bundesumweltamt von konstant hoher Qualität und eines der am besten kontrollierten Lebensmitteln. Aber: Es schleicht sich eine unsichtbare Bedrohung an. Die Chemikalie Trifluoracetat (TFA) belastet zunehmend das Trinkwasser. Davor warnt jetzt die Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke Bodensee-Rhein (AWBR).
Die Belastung am Hochrhein habe sich in den vergangenen Jahren verdoppelt, heißt es in einem jüngst veröffentlichten Bericht der AWBR. Grund für die Arbeitsgemeinschaft, Alarm zu schlagen, weil das Trinkwasser dadurch direkt betroffen ist und irreversibel geschädigt wird. Allerdings scheint das vorerst nicht für das Gebiet der Stadt Waldshut-Tiengen zuzutreffen.
Grünes Licht für Waldshut-Tiengen
Laut Stadtwerke seien die TFA-Werte in Waldshut-Tiengen sehr niedrig. Siegfried Pflüger, Geschäftsführer der Stadtwerke Waldshut-Tiengen: „Auch wenn die Werte bei uns kaum nachweisbar sind, müssen sie im Blick behalten werden.“ Woran es liegt, dass die Werte in der Stadt, die rund 24.000 Einwohner mit Wasser versorgt, geringer als anderswo am Hochrhein sind, kann Pflüger nur vermuten. „Wir haben hier kaum Industrie und auch die Landwirtschaft wird hier nicht exzessiv betrieben. Anders könnte es in Richtung Rheinfelden und Basel aussehen.“ Weiter sagt er: „Auch wenn wir hier noch keine Probleme haben und derzeit Entwarnung geben können, sieht die Lage bei anderen Wasserversorgern ernster aus.“
Zum Beispiel bei denjenigen, die das Wasser durch Brunnen in der Nähe des Rheins nutzen. In Waldshut-Tiengen gibt es davon nur zwei Tiefbrunnen. Hauptbezug hier findet aus Quellen und Grundwasser aus Tiefbrunnen statt. In Zahlen: 2024 wurden bei den Stadtwerken 67 Prozent des Trinkwassers aus Quellwasser gewonnen, 29 Prozent aus Grundwasser und vier Prozent durch Fremdbezug.
Belastung nicht nur im Rhein
In Flüsse und Seen gelangt TFA durch Abwasser der Industrie, Pflanzenschutzmittel oder Treib- und Kältemittel. Laut Wasserwerke beschränkt sich die Belastung aber nicht nur auf den Rhein: „Auch in den Seen ist die stetige Zunahme sowie mindestens eine Verdoppelung der TFA-Werte festzustellen.“ Nach dem neuen AWBR-Bericht registrierten die Wasserwerke am Bodensee in den vergangenen acht Jahren eine Steigerung der TFA-Werte von etwa 0,2 Mikrogramm auf 0,4 Mikrogramm je Liter. „Und die TFA-Einträge werden in den nächsten 20 Jahren zunehmen“, heißt es bei der AWBR weiter. Nach dem neuesten AWBR-Rhein-Bericht registrierten die Wasserwerke am Hochrhein in den vergangenen acht Jahren einen Anstieg der TFA-Werte von 0,1 auf 0,8 bis 1 Mikrogramm je Liter, beispielsweise in Höhe Basel.
Auf Nachfrage beim Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg zu einzelnen gemessenen Daten unterschiedlicher Gemeinden und Städten entlang des Hochrheins gab es bisher keine Antwort.
Welche Grenzwerte gibt es?
Obwohl die Chemikalie gemäß der OECD-Klassifizierung als PFAS gilt, gehört sie nicht zu den 20 PFAS, die in der europäischen Trinkwasserrichtlinie geregelt sind. Es gibt für TFA in Oberflächengewässern keinen Grenzwert. Das Umweltbundesamt hat aber einen Leitwert von 60 Mikrogramm pro Liter der „toxikologisch tolerierbaren Konzentration“ für das Trinkwasser festgelegt. Bis zu diesem Wert wird derzeit davon ausgegangen, dass es nicht gesundheitsschädlich ist.
Woher kommt TFA?
TFA ist eine sogenannte Ewigkeitschemikalie, die sich nicht abbaut. TFA ist ein Abbauprodukt der umstrittenen per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS). Sie kommt in zahlreichen chemischen Erzeugnissen wie Kältemittel, Pharmaka und Pflanzenschutzmittel vor, informiert die AWBR. Rund die Hälfte dürfte aus Industrie, Gewerbe, Haushaltungen und Spezialanwendungen stammen, die andere Hälfte aus der Landwirtschaft, denn in Hunderten von Pflanzenschutzmitteln sind fluorierte Stoffe enthalten, die sich zu TFA abbauen.
Welches Risiko besteht für den Menschen?
TFA steht im Verdacht, negative Auswirkungen auf die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen zu haben.
Das sagt das Landratsamt Waldshut
TFA, Trifluoressigsäure, ist eine sehr gut wasserlösliche und in der Umwelt schwer abbaubare Säure. Auch Böden können sie nur schwer zurückhalten. „TFA allein wird nicht regelmäßig untersucht. Rechtlich ist das bislang nicht vorgesehen. Das ändert sich jedoch ab Januar 2026.“ Dann gelten neue Grenzwerte für PFAS. Mit ihnen einher gelten auch neue Untersuchungspflichten. Diesen werde das Gesundheitsamt dann nachkommen.