Warum werden im Landkreis Waldshut vergleichsweise wenige Personen auf Covid-19 getestet? Diese Frage treibt derzeit die Menschen in der Region um. Auffällig ist dies vor allem im Vergleich der bislang erfolgten Test-Anzahl des Landkreises Waldshut mit der des Kreises Lörrach. Denn hier ist die vom Gesundheitsamt Lörrach übermittelte Zahl der Corona-Testergebnisse deutlich höher – absolut, aber auch im Verhältnis zur Einwohnerzahl: Im Landkreis Lörrach wurden bislang (Stand 7. April) 137,6 Corona-Tests je 10.000 Einwohner durchgeführt. Im Landkreis Waldshut waren es derer nur 50,9 Tests je 10.000 Einwohner.

1. Warum ist die Anzahl der Covid-19-Tests im Kreis Waldshut vergleichsweise niedrig?

„Die Testpraxis aus Lörrach ist uns nicht in allen Details bekannt. Jedoch wissen wir, dass in Lörrach anfangs relativ ungefiltert getestet wurde, wodurch es zu einer hohen Zahl an Testen kam“, erklärt Susanna Heim, Sprecherin des Landratsamts Waldshut. Sie ergänzt: „Wir in Waldshut haben, wie mehrfach berichtet, bereits früh priorisiert und schwerpunktmäßig getestet. Das hat sich auch bewährt.“ Mittlerweile werde aber auch in Lörrach überwiegend priorisiert und so getestet, so Heim.

2. Wie viele Tests auf Covid-19 sind derzeit täglich im Kreis Waldshut möglich?

„Hier lässt sich keine konkrete Zahl nennen“, sagt Sprecherin Heim. Mit der mobilen Abstrichstelle seien dreimal wöchentlich maximal 40 Proben am Tag genommen und eingeschickt worden. „Die rund 40 Proben pro Tag waren anfangs von den Laboren als Maximalkapazität für Proben aus dem Gesundheitsamt (nicht aus dem Landkreis) genannt worden“, erläutert Heim.

Eine starre Obergrenze bei den Proben, die nur zwei bis drei Tage auswertbar seien, gebe es nicht: „Wir müssen vielmehr sicherstellen, dass es zu keiner Überlastung der Labore kommt. Eine Priorisierung in der Planung ist deshalb sehr wichtig. Mit den Kapazitäten muss so geplant und umgegangen werden, dass in dringenden Notfällen kurzfristig auch einmal mehr getestet werden kann. Nur so kann auf besondere Gefahrenlagen, zum Beispiel, wenn man Personen aus Risikogruppen mit Symptome schnell testen lassen muss, reagiert werden.“

Weiterhin würden noch Tests durch das Gesundheitsamt veranlasst werden, das von Beginn der Krise an in eine Lücke gesprungen sei. „Denn Diagnose und Behandlung von Krankheiten ist die Aufgabe der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, nicht des Gesundheitsamtes“, so Heim.

3. Wie viele Tests können täglich im Kreis Lörrach durchgeführt werden?

„Momentan können in der Abstrichstelle in Rheinfelden, die von der Kassenärztlichen Vereinigung betrieben wird, rund 40 Abstriche am Tag vorgenommen werden“, erklärt Torben Pahl. Diese Anzahl bestehe aber erst seit vergangener Woche. Zuvor waren dort im Zweischichtbetrieb täglich etwas über 70 Abstriche am Tag erfolgt. Hinzu kämen künftig dann die Kapazitäten der derzeit neu eingerichteten Fieberambulanz, so Pahl.

4. Werden die Testkapazitäten in den Kreisen ausgeschöpft?

„Ja, wir schöpfen die vorhandenen Kapazitäten derzeit aus“, erklärt Torben Pahl für den Kreis Lörrach.

Anders wird dies in Waldshut gehandhabt, wie Susanna Heim erklärt: „Für Notfälle müssen wir Testkapazitäten freihalten. Wir sind im engen Austausch mit den Laboren und kennen ihre Kapazitäten, aber auch die Problematiken (materielle und personelle Ressourcen).“ Beim Testen sei nicht nur die Anzahl wichtig, sondern auch die Effizienz, so Heim: „Das heißt, wenn wir die Labore nicht überlasten mit zugeschickten Proben (die dort in der Warteliste sind), sondern gezielt vorgehen, desto schneller erhalten wir Ergebnisse und können Maßnahmen ergreifen.“

5. Wo werden – mit Ausnahme von niedergelassenen Ärzten – Corona-Tests durchgeführt?

Neben der zentralen Abstrichstelle in Rheinfelden soll im Landkreis Lörrach gerade zusätzlich eine Fieberambulanz den Betrieb aufnehmen, die die Hausarztpraxen entlasten soll. „Auch dort können dann Abstriche auf das Coronavirus durchgeführt werden. Betrieben wird beides von der Kassenärztlichen Vereinigung„, so Sprecher Pahl.

Susanna Heim erklärt für den Kreis Waldshut: „Die Testungen erfolgen montags, mittwochs und freitags im Drive-In der Fieberambulanz (nur mit Termin). Die Terminvergabe erfolgt durch die Leitstelle. Die Abstriche werden durch die Kassenärztliche Vereinigung organisiert und durchgeführt.“ Das Gesundheitsamt Waldshu tteste selbst nur noch in dringenden Notfällen.

6. Wie sieht es bei den Kapazitäten hinsichtlich der Auswertung aus?

„Der große Unterschied besteht darin, dass der Landkreis Lörrach, wie übrigens auch der Landkreis Konstanz, über ein Lehrkrankenhaus der Uni Freiburg verfügt. Das bedeutet: Hier stehen zusätzliche Testkapazitäten zur Verfügung, die wir nicht haben“, erläutert Susanna Heim. Der Kreis Waldshut könne dagegen nur auf niedergelassene Labore zurückgreifen: „Es gilt also, hier das richtige Maß zu finden zwischen notwendiger Testung mit sicherer Möglichkeit einer zeitnahen Auswertung und hierfür notwendiger Be- und Auslastung von Material- und Personalressourcen.“.

7. Werden überhaupt alle Ergebnisse erfasst?

In beiden Landkreisen werden negative Befunde von Tests durch niedergelassene Ärzte nicht erfasst.

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