Mit einem kritischen Blick auf die Wetterkarte hofft die Landwirtschaft in den kommenden Tagen und Wochen auf etwas mehr Sonnenstunden. Der anhaltende Frost im Frühjahr, kombiniert mit den dann folgenden Regenfällen hat bereits bei der Erdbeerernte für ein vorzeitiges Ende gesorgt.
In Sorge um die Kirschen
Aktuell betroffen von dem Wetter ist die anstehende Kirschernte. Bruno Preis, Inhaber des gleichnamigen Obstbetriebes aus Küssaberg arbeitet momentan noch ohne überdachte Anlagen, wie es mehr und mehr in der Branche praktiziert wird um etwas wetterunabhängiger zu sein. „Das, was aktuell am Baum hängt ist nicht schlecht“ fasst er die Situation seiner Plantage zusammen. „Wenn es aber jetzt noch zehn Tage weiter regnet, platzen die Kirschen auf“, erklärt er weiter.
Hinzu kommt die Gefahr durch den „Monilia“-Pilzbefall. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Kirschen mit der Fruchtfäule infizieren, steigt mit dem Zuckergehalt der Frucht.
Weiter erschwerend kommt hinzu, dass durch das anhaltende Regenwetter die Sporen auf gesunde Früchte übertragen werden. Kommende Woche will der Obstbau-Meister mit der Ernte beginnen. Das ist zehn Tage später als im vergangenen Jahr, was auch dem langanhaltenden Frost im Frühling geschuldet ist.
Auch andere Obst- und Gemüsesorten sind betroffen
Auch auf dem Nebenerwerbsbetrieb des Obstbau Matt in Laufenburg schaut man mittlerweile mit kritischem Blick auf die Wetterkarte. „Grundsätzlich sehe ich den Regen als Segen. Den Behang und die Erde habe ich lange nicht mehr so erlebt“ äußert sich Marianne Matt positiv über den aktuell gut gewässerten Boden. Die kurzen und heftigen Niederschläge sieht sie allgemein kritisch, besonders für die Kirschenernte. „Es ist ein Jahr, dass uns herausfordert“ kann auch sie nur bestätigen.

„Wir wollen nicht jammern, das ist Landwirtschaft“, resümiert Clemens Stoll aus Kadelburg, die diesjährige Herausforderung auf seinen Feldern. Der Landwirt muss sich gerade mit einer extrem schnell ausbreitenden Kartoffelkäfer-Population befassen.

Selbst für den Laien gut zu erkennen sind die teilweise bis auf den Stiel abgefressenen Pflanzen. Der Käfer schwächt so die Kartoffel und bildet unter anderem einen optimalen Nährboden für Pilzbefall.
Hoffnung auf guten Wein
„Es ist ein anspruchsvolles Jahr für alle die ihre Werkstatt draußen haben“ sagt Lorenz Keller vom Weingut Keller in Erzingen. Für ihn selbst sieht die Situation in seinen Weinbergen durch den langanhaltenden Frost im Frühjahr und den direkt folgenden Regen dennoch aktuell positiv aus. Die bisherigen Herausforderungen konnte er gut meistern, so dass er noch auf eine gute Ernte im Oktober hofft. Vorausgesetzt, dass ab spätestens Mitte August die Sonne scheint, wenn die Früchte reifen.
Er spricht einen weiteren Aspekt an, mit dem seine Branche aktuell zu kämpfen hat. „Uns bleiben oft nur wenige Stunden für die maschinellen Rebenarbeiten“, die normalerweise im Laufe einer Woche erledigt werden können. Momentan müssen diese während der kurzen trockenen Perioden, die tendenziell maximal zwei Tage andauern, geschehen. Auch das Befahren der Felder mit den landwirtschaftlichen Geräten sei auf dem durchweichten Boden eine Herausforderung, was auch die anderen Landwirte bestätigen.
Blick in die Zukunft
Aufgrund der oft wechselnden Wetterverhältnisse setzen immer mehr landwirtschaftliche Betriebe, bei dem Anbau von Kirschen, Erdbeeren und vergleichbar wetterabhängigen Früchten, auf eine Überdachung oder einen Tunnelanbau. Vielerorts sind bereits sogenannte Hagelnetze im Einsatz. Neben der Wetterunabhängigkeit, wird so auch das Abernten der Bäume erleichtert. Die Landwirtschaft spricht hier von einer Art Ernte-Versicherung.