Das 49-Euro-Ticket soll kommen. Bahn- und Busreisende dürfen sich freuen. Wenn nicht wieder, wie bei der Einführung des Neun-Euro-Tickets, die Menschen im Jestetter Zipfel vergessen werden. Sie kamen damals erst einen Monat später in den Genuss des Billigangebots, nachdem sich die Abgeordneten im Bundes- und Landtag, Felix Schreiner (CDU) und Niklas Nüssle (Grüne), und unter anderem auch WTV-Geschäftsführer Lothar Probst dafür stark gemacht hatten, dass das Ticket auch dort galt.
Orte wurden beim Neun-Euro-Ticket einfach vergessen
Ein Rückblick: Fast an alle Strecken wurde damals, bei der Einführung des Neun-Euro-Tickets gedacht: die Wiesentalbahn von Zell zum SBB-Bahnhof in Basel, die Transitstrecke von Singen nach Basel über Erzingen, die SBB-Linie von Schaffhausen nach Erzingen. Nur nicht an den Jestetter Zipfel, wo die von der SBB betriebene Linie S9 (Schaffhausen-Uster) über deutsches Gebiet fährt. Das sollte diesmal nicht passieren.
Beim 49-Euro-Ticket soll das nicht wieder passieren
Wenn nun das 49-Euro-Ticket kommt, wollen auch Bahn- und Busnutzer im Jestetter Zipfel davon profitieren. Und möglichst schon bei der Einführung – von Anfang an. Haben unsere Abgeordneten in Bundes- und Landtag bereits Vorstöße unternommen? Der SÜDKURIER hat bei Felix Schreiner (CDU) und Niklas Nüssle (Grüne) nachgefragt. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Innenministerium in Berlin, Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD), äußert sich in einer Pressemitteilung dazu.
Die drei Mandatsträger sind sich auf jeden Fall einig: Die Grenzregion mit ihren Transitstrecken, vor allem der Jestetter Zipfel, dürfe bei der Einführung des 49-Euro-Tickets, auch als Deutschlandticket bezeichnet, nicht vergessen werden. Sie haben den Ärger um das Neun-Euro-Ticket nicht vergessen.
Niklas Nüssle (Grüne): „Die S9 ist auf dem Schirm“
„Das Thema Gültigkeit des 49-Euro-Tickets beschäftigt mein Team und mich schon seitdem diese Idee geboren ist, beziehungsweise, wie von mir angekündigt, seit dem Neun-Euro-Ticket selbst“, schreibt der Grünen-Landtagsabgeordnete Niklas Nüssle auf SÜDKURIER-Nachfrage. Er stehe auch mit Jestettens Bürgermeister Dominic Böhler und dem Verkehrsministerium in Stuttgart in regem Austausch.
Laut seinen Angaben hat das Verkehrsministerium seinen Hinweis aufgegriffen, wollte jedoch noch die finalen Beschlüsse abwarten. Das Ministerium sehe das Problem diesmal. Nüssle: „Außerdem bestehen noch die Gesprächsfäden, die in den Verhandlungen rund um die Gültigkeit des Neun-Euro-Tickets geknüpft und gestärkt wurden.“ Er ist zuversichtlich, dass eine tragfähige und dauerhafte Lösung gefunden wird.
Keine Probleme sieht er für die Strecken Schaffhausen-Erzingen, Schaffhausen-Singen und die Wiesentalstrecke von Zell zum SBB-Bahnhof in Basel. Wobei er dafür aktuell keine Gewähr gibt. „Aber ich kann nochmals versichern, dass die S9 zwischen Schaffhausen und Jestetten, Lottstetten bei allen Beteiligten auf dem Schirm ist“, schreibt Nüssle abschließend.
Felix Schreiner (CDU): „Es darf diesmal keine Hängepartie geben“
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner hat laut seinen Angaben Landesverkehrsminister Winfried Hermann angeschrieben und die Gültigkeit des 49-Euro-Tickets auch im Jestetter Zipfel zu fordern. „Keinesfalls darf es eine Hängepartie wie zu Beginn des Neun-Euro-Tickets geben“, schreibt er. Es dürfe keine Ungleichbehandlung von Grenzregionen geben. „Ein vergünstigtes Ticket muss allen Menschen nutzen.“ Er setzt darauf, dass Bund und Land diese Herausforderungen auf dem Schirm haben.
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD): „Denkt an die Grenzregion“
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter sieht im Deutschlandticket einen Meilenstein im öffentlichen Nahverkehr. „Das Ticket erfüllt viele Kriterien einer zukunftsorientierten Verkehrspolitik und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Verkehrswende und zum Klimaschutz. Es entlastet zudem Bürger finanziell und steuert der allgemeinen Preissteigerung entgegen“, schreibt sie in ihrer Pressemitteilung.
Auch sie hofft stark, dass das Landesverkehrsministerium diesmal bei der Umsetzung und Einführung für die Bedürfnisse der Grenzregion sensibilisiert ist und gleich zum Start des 49-Euro-Tickets auch alle Transitstrecken durch die Schweiz berücksichtigt. „Es wäre schade, wenn die Attraktivität dieses Tickets durch eine Benachteiligung der Region Hochrhein-Bodensee erst einmal wieder konterkariert würde“, meint sie, „das Deutschlandticket ist eine echte Chance, um mehr Bürger als bisher zu einem Wechsel vom Auto in die Bahn zu motivieren.“