In einer bundesweit gültigen Monatskarte zum Preis für 49 Euro sehen die Verkehrsverbünde am Hochrhein ein attraktives und günstiges Angebot an ihre Kunden.
Anders als beim 9-Euro-Ticket leiste es zudem einen substantiellen Beitrag zur Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs. Dessen Kundenfreundlichkeit könne nicht allein am Preis festgemacht werden. Vor allem müssten Fahrtenhäufigkeit, Erschließungsqualität, Anschlusssicherheit, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit stimmen.

„49 Euro ist auf jeden Fall ein etwas rationalerer Preis als 9 Euro – aber auch ein Jahresabo für 49 Euro monatlich für den bundesweiten Nah- und Regionalverkehr ist immer noch ein unschlagbar günstiges Angebot“, erklärte Frank Bärnighausen, Geschäftsführer des Regio Verkehrsverbunds Lörrach (RVL) auf Anfrage des SÜDKURIER.
Von einem „sehr attraktiven Tarif“ spricht auch Lothar Probst, Geschäftsführer des Waldshuter Tarifverbunds (WTV): „Es würde sicher mehr Menschen auf Bus und Bahn bringen. So könnte der ÖPNV einen Betrag zur Mobilitätswende leisten.“
Verkehrsverbünde
Wie bereits das 9-Euro-Ticket werde auch das 49-Euro-Ticket zusätzliche Fahrgäste für den öffentlichen Verkehr bringen, ist sich Probst sicher. „Bei deutlich mehr Fahrgästen auf einzelnen Strecken wären gegebenenfalls auch die Kapazitäten oder Taktungen zu erhöhen, was zusätzliche Kosten für das Fahrplanangebot nach sich ziehen würde.“
Die Fehlbeträge müssten von Bund und Land und schlussendlich vom Steuerzahler getragen werden.
Bisher kostet eine Monatskarte für den ganzen Kreis über 70 Euro
Der „politisch fixierte“ Preis von 49 Euro für ein bundesweit gültige Monatsfahrkarte untergrabe die bestehenden Verbundabonnements, warnt Bärnighausen. So kostet derzeit eine für alle Zonen im Landkreis gültige Monatskarte beim RVL 76 Euro, beim WTV 73 Euro.
„Es entstehen auch hier beträchtliche Mindereinnahmen, die der Bund ausgleichen muss – nur dann können wir damit leben“, so der RVL-Geschäftsführer. Auch müsse geklärt werden, wie grenzüberschreitende Monatsabos mit Schweizer und französischen Verkehrsverbünden mit dem 49-Euro-Ticket verbunden werden könnten.
Mehr Fahrgäste, weniger Einnahmen – so lässt sich die Erfahrung beider Verkehrsverbünde mit dem vergangenen Juni, Juli und August gültigen 9-Euro-Ticket zusammenfassen. Statt üblicherweise 9000 Monatsfahrkarten im Vierteljahr verkaufte der WTV in diesem Zeitraum 39.000. Beim RVL wurden insgesamt 117.000 9-Euro-Tickets erworben.
50 Prozent mehr Fahrgäste durch das 9-Euro-Ticket
„Gesamthaft kann man sagen, dass im Juni bis August mit im WTV gekauften 9-Euro-Tickets werktäglich knapp 30.000 Menschen mit Bus und Bahn unterwegs waren. In den Monaten zuvor waren es etwa 20.000“, quantifiziert Probst den Anstieg der Fahrgastzahlen in seinem Bereich.
Kapazitätsprobleme habe es laut Probst grundsätzlich nur auf der Hochrheinbahn gegeben. Bärnighausen berichtet von Überlastung bei gutem Wochenendwetter auf den touristisch genutzten Buslinien Richtung Hochschwarzwald Feldberg. Engpässe habe es zudem im Zugverkehr Richtung Freiburg und im Wiesental gegeben.
Weniger Einnahmen
Trotz zahlreicher neuer Fahrgäste mussten die Verkehrsverbünde durch das 9-Euro-Ticket hohe Mindereinnahmen hinnehmen. Bärnighausen beziffert sie für den RVL auf rund 4 Millionen Euro, Probst geht beim WTV von einem Ausfall in Höhe von 2,1 Millionen Euro aus.
Ein Großteil dieser Summen entstand dadurch, dass die Verkehrsverbünde ihren zusammen fast 27.000 Jahres-Abo-Kunden ein Vierteljahr lang den Großteil des Ticketpreises erlassen mussten.
Die Geschäftsführer beider Verkehrsverbünde sind sich einig: Die Basis für einen guten Nahverkehr ist ein quantitativ und qualitativ befriedigendes bis gutes Fahrplanangebot. „Das heißt beispielsweise die Taktungen müssen stimmen, die Kapazitäten ausreichen und die Verlässlichkeit gegeben sein“, sagt Probst. Es müsse zudem in Infrastruktur und Rollmaterial investiert werden, so die ergänzende Einschätzung der RVL-Geschäftsführung.