Rückblick: Scarlett Salice ist 26 Jahre alt und seit mehreren Tagen unterwegs auf dem Schluchtensteig. Am 10. September 2020 kauft sie in einem Lebensmittelgeschäft in Todtmoos ein. Die Aufzeichnungen der Videokameras zeigen sie mit ihrem Rucksack. Die Wanderin verlässt den Laden – und verschwindet spurlos.
Vier Jahre sind seither vergangen. Noch immer ist unklar, wo Scarlett Salice ist, was mit ihr geschah. Das Verschwinden der jungen Frau beschäftigt die Region bis heute. Patricia Lindinger ist eine der treibenden Kräfte einer privaten Gruppe, die sich seit dem spurlosen Verschwinden der Wanderin unaufhörlich und intensiv mit der Suche der jungen Frau beschäftigt. Quasi jeder Quadratmeter der Etappe des Schluchtensteigs von Todtmoos nach Wehr wurde immer wieder abgesucht, um Hinweise auf den Verbleib der jungen Frau zu finden.

Auch vier Jahre nach dem Verschwinden wird gesucht, wie Patricia Lindinger im Gespräch mit dem SÜDKURIER bestätigt: „Natürlich finden nicht mehr so große Suchaktionen statt, wie in der Vergangenheit, aber es werden immer noch Gebiete abgesucht und Hinweisen nachgegangen.“
Nach Angaben von Patricia Lindinger gibt es immer wieder neue Hinweise. Gemeldeten Auffälligkeiten auf der Etappe werden nach wie vor Aufmerksamkeit geschenkt und den Meldungen nachgegangen.
Im Schwarzwald vermisste Scarlett: Polizei zählt 562 Hinweise – aber es gibt keine Spur
Dies gelte auch für die Polizei, wie Sprecher Mathias Albicker ausführt: „Insgesamt sind 562 Hinweise eingegangen, in diesem Jahr bislang 22.“ Bei zwei der Hinweise sei es zum Absuchen des jeweiligen Geländes gekommen – allerdings ohne neue Erkenntnisse zum Verbleib der Vermissten.

Vor allem Knochenfunde werden laut Albicker gemeldet: „Zum größten Teil handelt es sich um Mitteilungen über aufgefundene Knochen, die sich jedoch allesamt als tierischen Ursprungs herausstellten.“
Auch der Einsatz privater Suchgruppen ist der Polizei bekannt: „Wir wissen, dass seitens von Privatpersonen Suchaktionen durchgeführt wurden – ohne nähere Details.“
12.000 Euro Belohnung und neue Plakate
Vor allem Aufmerksamkeit brauche es, darum hat die Gruppe um Patricia Lindinger neue Flyer und Visitenkarten drucken lassen, die an Wanderer verteilt werden.

Dort und auf neuen Plakaten wird auch auf die 12.000 Euro Belohnung hingewiesen, die für konkrete Hinweise ausgelobt sind.
Scarletts Vater ist verzweifelt
Ralf Salice, der Vater der Vermissten, hat immer noch schwer mit dem ungewissen Schicksal seiner geliebten Tochter zu kämpfen.

Im Gespräch mit dem SÜDKURIER drückt Ralf Salice seine persönlichen Empfindungen aus: „Ich empfinde nach wie vor große Verzweiflung, vor allem wenn ich sehe, wie die Zeit vergangen ist, seit Scarlett verschwunden ist und ich nicht weiß, wie lange dieser Zustand noch anhält.“

Salice spricht von Tagen, an denen man Tränen verliert: „Oder man fährt eine Landstraße entlang, und sieht Scarlett in den Wolken. Oder man hört einen traurigen Musiktitel und denkt dabei an seine Tochter.“ Familie Salice war inzwischen schon sechs Mal in Todtmoos, unter anderem wegen Filmaufnahmen von Fernsehteams, die über den Fall berichten wollten.
Ungewissheit belastet Familie und Freunde
Auf die Frage, was die Suchgruppe besonders bewegt, sagt Patricia Lindinger: „Das Schlimmste ist, dass die Familie immer noch in Ungewissheit leben muss. Wir stehen in engem Kontakt mit dem Vater von Scarlett und er weiß, dass er auf die komplette Gruppe „Bittefindetscarlett“ zählen kann“. Die Gruppe ist laut Lindinger auch nach vier Jahren sehr dankbar, dass es noch Menschen gibt, die an Scarlett denken und die Suche unterstützen.

Haben die Suchenden noch Hoffnung, doch noch irgendwann einen entscheidenden Hinweis über das Schicksal von Scarlett zu erhalten? Patricia Lindingers Antwort ist eindeutig: „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Jeder der sagt ‚die wird nicht mehr gefunden‘ oder ‚das bringt nichts mehr‘ sollte sich immer vor Augen halten, dass es auch ein geliebter Mensch aus deren Reihen sein könnte. Bittefindetscarlett macht weiter, bis wir wissen, was mit Scarlett passiert ist.“