Ein Container, wie man ihn von Baustellen kennt, nur ein paar Quadratmeter groß und schmucklos, am Rande der Baustelle des Geländes des ehemaligen Bad Säckinger Krankenhauses. Was von außen unscheinbar wirkt, beherbergt im Innern das Mini-Kreisimpfzentrum des Landkreises Waldshut. Es ist eine Einrichtung, die Vorbildcharakter für Landkreise in ganz Baden-Württemberg und inzwischen viele Nachahmer gefunden hat. Auch im Landkreis Waldshut selber ist das Mini-KIZ nicht mehr allein auf weiter Flur. Weitere Einrichtungen öffnen dieser Tage in Häusern, Lauchringen und Bonndorf.
Seit dem 22. Oktober, als die großen Kreisimpfzentren im Land geschlossen wurden, impft Olaf Boettcher, Arzt und Impfbeauftragter des Landkreises, hier Menschen gegen Corona. Der Grund für die Schaffung dieser Einrichtung: Der Landkreis wollte ein „niedrigschwelliges Angebot“ für Menschen beibehalten, die keinen Hausarzt haben oder aus gesundheitlichen Gründen nicht vor dem mobilen Impfbus anstehen können, erklärt Susanna Heim, Pressesprecherin des Landratsamtes.
Impfarzt Boettcher ergänzt: „Wir haben die landesweite Schließung der Impfzentren damals für einen Fehler der Politik gehalten.“ Insbesondere im ländlichen Raum, wo die Arztpraxis-Dichte nicht allzu hoch sei, sei das „nicht besonders geschickt gewesen“, kritisiert er die Landespolitik.
„Wir waren damit deutlich vor dem Trend, wie nun die Einrichtung von Impfstellen durch das Land belegt. Unser Landkreis hat beim Impfen immer auf dezentrale Lösungen gesetzt – dies scheint der richtige Weg zu sein“, sagt auch Landrat Martin Kistler.
So unscheinbar der Container von außen wirkt, das Impfen läuft dort genauso ab wie in einem großen KIZ – und die Stimmung im Impf-Team ist gut, trotz wachsendem Andrang und Dauerstress.
Insgesamt besteht das Mini-Zentrum aus drei Räumen. Im ersten Zimmer melden sich die Impfwilligen an, erklärt Olaf Boettcher. Im zweiten Raum werden die Spritzen mit dem Impfstoff aufgezogen – im dritten wird geimpft. Viel Platz für Corona-konforme Warteschlangen ist hier nicht, daher sind die Immunisierungen nur noch mit festem Termin möglich – aktuell sind jedoch alle ausgebucht. Denn das Team bestehe insgesamt zwar aus mehreren pensionierten Ärzten, erklärt Boettcher. Aber es sei immer nur jeweils einer im Einsatz.
Der große Vorteil des Mini-Impfzentrums: „Es ist einfach und praktisch, die Leute kommen, zack, werden geimpft und tschüss“, beschreibt Boettcher den Ablauf. Es sei dezentral und unkompliziert. Denn zu viel Aufwand und Bürokratie verhindere, dass sich alle Menschen impfen lassen. Zudem sei es eine günstige Lösung, da nur wenig Personal benötigt wird. „Und die Leute, die keinen Hausarzt haben, können kommen, ohne in der Kälte warten zu müssen“, sagt Boettcher.

Einer von ihnen ist Günter Renk aus Albbruck. Er erhält seine Impfung mit Johnson und Johnson in den linken Arm. Renk sagt, er habe es bisher nicht als nötig empfunden, sich zu impfen. Doch jetzt mache er es wegen der steigenden Zahlen und immer strenger werdenden Regelungen. „Eigentlich wollte ich zu meinem Hausarzt, aber dort hätte ich lange warten müssen. Und beim Impfbus in Albbruck gab es keinen Impfstoff mehr“, erklärt er.
Erst-Impfungen zählen derweil eher zu den Ausnahmen im Mini-KIZ. „65 Prozent der Leute kommen für Booster-Impfungen“, berichtet Impfarzt Boettcher. Doch wie fällt die Bilanz der Verantwortlichen nach den ersten vier Wochen aus? Bislang seien 434 Menschen geimpft worden, berichtet Pressesprecherin Susanna Heim: „Das sind über 400 Impfungen, die nicht durch den Impfbus, der aktuell stark in Anspruch genommen wird, durchgeführt werden mussten.“
Und die Zahlen sollen künftig noch steigen, denn das Minizentrum hatte anfangs nur an zwei Tagen pro Woche geöffnet. Mittlerweile wird dort sogar von Montag bis Freitag – jeweils von 14 bis 20 Uhr.

Darüber hinaus sind im Kreis drei weitere Mini-Impfzentren in Vorbereitung oder auch schon in Betrieb, die nach dem Vorbild Bad Säckingen funktionieren. Dadurch könnten jeweils bis zu 1000 Impfungen wöchentlich oben drauf kommen, erklärt Boettcher.
Ziel sei es, gemeinsam mit den Arztpraxen auf etwa 20.000 Impfungen monatlich zu kommen – das wären 4000 mehr als das große Kreisimpfzentrum geschafft habe. „Wenn alle mitziehen, haben wir so die Chance, 90 Prozent Geimpfte zu erreichen“, sagt Boettcher.