Laut Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums hat grundsätzlich jeder Erwachsene in Deutschland Anspruch auf eine Booster-Impfung. Der Abstand zur Zweitimpfung ist darin nicht festgelegt. Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) von Bund und Ländern und die Ständigen Impfkommission (Stiko) empfehlen seit dem 18. November, „ab sofort allen Personen ab 18 Jahren die Covid-19-Auffrischimpfung.“
Sechs Monate zeitlicher Abstand nicht verpflichtend
Die Auffrischungsimpfung sollte in der Regel sechs Monate nach der zweiten Impfung erfolgen. „Eine Verkürzung des Impfabstandes auf fünf Monate kann im Einzelfall oder wenn genügend Kapazitäten vorhanden sind, erwogen werden“ so das Gremium. Doch wer tatsächlich eine Booster-Impfung bekommt, entscheiden letztlich die impfenden Ärzte.

Wie steht es im Landkreis mit dem „Boostern“?
Auch der Landkreis Waldshut informiert auf seiner Homepage, dass die Booster-Impfungen für alle Personen erst dann erfolgen, wenn die Zweitimpfung mindestens sechs Monate zurückliegt. Wer eine Impfung von Johnson & Johnson erhalten hat, bekommt bereits nach vier Wochen eine Auffrischung angeboten.
Olaf Boettcher, der Impfbeauftragte des Landkreises, bestätigt: „Bei den Impfangeboten des Landkreises, also im Impfbus und im Mini-Impfzentrum in Bad Säckingen, können alle einen Termin fürs Boostern ausmachen, seit deren Zweitimpfung bereits sechs Monate vergangen sind.“ Der Andrang sei jedoch groß, aktuell sind alle Termine ausgebucht. Eine Bevorzugung bestimmter Gruppen gebe es nicht.
Arztpraxen handhaben Auffrischungen unterschiedlich
Bei den impfenden Arztpraxen im Kreis wird die Berechtigung zur Drittimpfung hingegen sehr unterschiedlich gehandhabt. So sagt der Bad Säckinger Arzt Klaus Radlinger, er impfe nach der Empfehlung des Sozialministeriums und der Stiko alle Altersgruppen ab 18 Jahren. Dabei halte er „grundsätzlich einen Abstand zur zweiten Impfung von sechs Monaten ein, impfe auf Wunsch aber auch schon ein bis zwei Wochen früher.
Die Auslastung ist daher hoch: „Nachdem in den Wochen zuvor nur vereinzelt konkrete Terminanfragen an uns gerichtet wurden, ist die Nachfrage im Lauf der vergangenen Woche sehr deutlich angestiegen.“
„Es besteht keine Eile“
Auch in der Praxis von Johannes Romacker in Görwihl ist der Andrang groß. „Wir impfen fleißig, die Auffrischimpfung wird unglaublich nachgefragt“, berichtet er. Termine für Dezember und Januar seien bereits komplett ausgebucht.
Impfwillige, die verzweifelt auf einen Termin warten, beruhigt er aber: „Es besteht aber keine Eile, aus medizinischer Sicht muss es nicht nach genau sechs Monaten passieren.“ Es reiche auch noch sieben, acht oder neun Monaten noch aus. Nur bei älteren und immun-geschwächten Menschen sei die Auffrischung dringend, die bevorzuge er daher.
Der Grafenhausener Allgemeinmediziner Christian Bohl sagt: „Wir impfen erst sechs Monate nach der zweiten Corona-Impfung. Momentan sind wir bei allen chronischen Patienten und Patienten ab 60 Jahren.“
Ärzte bitten um Geduld und Ruhe
Thomas Asael impft in seiner Praxis in Jestetten bereits vor Ablauf des sechsten Monats, wenn es keine bestimmten Patienten zu priorisieren gebe. Die Nachfrage sei „quer durch alle Altersgruppen groß“. Doch die Kapazitäten seien begrenzt. Daher impfe er nach Möglichkeit zuerst Ältere, dann Risikopatienten, Angehörige von Gefährdeten und danach Angehörige von medizinischen Berufen.
„Was uns zunehmend Probleme macht, sind die zum Teil unverschämten Forderungen der Patienten“, berichtet Asael zudem. Immer müsse alles sofort passieren. Sein Wunsch: „Bitte Geduld und Ruhe auch uns gegenüber, wir arbeiten am Rande unserer Kapazitäten und auch Kräfte“, sagt er.

Wie sieht die Lage in den Heimen aus?
Tobias Herrmann, Pressesprecher beim Landratsamt, sagt: „Wir haben Zugriff auf die Zahlen von 26 der 35 Heime im Landkreis. Dort sind 62 Prozent der Bewohner bereits zum dritten Mal geimpft.“
Doch die Quote der Booster-Impfungen schwankt zwischen den einzelnen Heimen deutlich. So sind im Awo-Seniorenzentrum in Wutöschingen bereits alle Bewohner seit dem 21. September zum dritten Mal geimpft, gibt Leiterin Martina Meier Auskunft. Im Pflegeheim am Vitibuck in Tiengen wurde dagegen am 22. September die erste Hälfte der Patienten geimpft, der zweite Termin soll am 6. Dezember folgen.
Gesundheitliche Gründe verhindern Impfung
Und Boris Blazevic von der Bürgerstiftung Wehr, die drei Heime betreut, sagt: Im Pflegeheim ist etwa die Hälfte geimpft, der Rest wird im Dezember und Januar folgen, weil dann bei vielen Bewohnern erst sechs Monate seit der Zweitimpfung vergangen sein werden.“
In der Seniorenresidenz Adler und im betreuten Wohnen seien hingegen fast alle schon geimpft. „Nur wenige Bewohner wollen die Dritte Impfung nicht, manche können aber aus gesundheitlichen Gründen nicht“, sagt Blazevic.