Das Kreisimpfzentrum in Tiengen ist seit vier Wochen Geschichte. Doch seit Freitagnachmittag gibt es in Bad Säckingen ein neues Angebot in Form eines „Mini-Impfzentrums“ im Praxiscontainer am ehemaligen Krankenhaus, in dem die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) untergebracht ist. Es ist die bislang erste Einrichtung dieser Art in Baden-Württemberg. Hier können sich Impfwillige mit Termin oder auch spontan an vier Nachmittagen pro Woche ihren Corona-Schutz holen können. Das Angebot soll mindestens bis Jahresende in Kraft bleiben – und je nach Nachfrage könnte es auch noch erweitert werden.

Die Bilanz des Eröffnungstages konnte sich auch tatsächlich sehen lassen: Obwohl der Start der Einrichtung relativ kurzfristig kommuniziert wurde, waren alle 48 verfügbaren Termine ausgebucht, wie der Pandemiebeauftragte des Landkreises, Olaf Boettcher, im Gespräch mit unserer Zeitung darstellte. Etliche weitere Impfwillige kamen den Nachmittag über ohne Voranmeldung.

Erste Impfwillige sind begeistert

Zu diesen gehörten auch Margarethe und Josef Behringer. Beide sind im Obermoos zuhause: „Wir wollten sowieso die dritte Impfung haben. Schneller und einfacher hier geht das wohl kaum, denn wir mussten nur über die Straße gehen“, so Margarethe Behringer. Ihr Ehemann Josef war dann auch gleich der erste Impfwillige, der von Boettcher die erwünschte Dosis erhielt.

Eben die Schaffung eines niederschwelligen Nachfolgeangebots zu den Ende September geschlossenen Kreisimpfzentren sei das Ziel der Überlegungen gewesen, die die Verantwortlichen in Stadt und Kreis in den vergangenen Wochen umgetrieben hatten, wie der Waldshuter Landrat Martin Kistler und Bad Säckingens Bürgermeister Alexander Guhl darstellten.

Denn es seien mit einem Mal erhebliche Hürden für all jene entstanden, die noch gar nicht geimpft waren oder erst eine Impfung im KIZ erhalten hatten und sich nun auf eigene Faust nach einer einem weiteren Impfangebot umsehen mussten. Der gesamtgesellschaftlichen Herausforderung der Pandemiebewältigung sei diese Situation jedenfalls nicht zuträglich gewesen, wie die Kommunalpolitiker sagen. Dazu brauche es nämlich deutlich leichter zugängliche Angebote: „Ich denke, uns ist hier in Absprache mit allen zuständigen Stellen in dieser Hinsicht etwas sehr Gutes gelungen“, so Kistler.

Angebote sollen niederschwellig sein, um Erfolg zu erhöhen

Das Mini-Impfzentrum sei gewissermaßen ein „stationärer Impfbus“, der allen offen stehe, vor allem jenen, die keinen impfenden Hausarzt haben oder das Thema Impfen bislang hintan gestellt hatten. Auch der Wohnort ist nicht von Bedeutung: „Selbstverständlich können hier auch Bürger aus anderen Kreisen herkommen. Hier bekommt jeder das, was er benötigt, von der Erstimpfung bis zur dritten Impfung“, so Kistler. Dass das Impfbusangebot sich im westlichen Teil des Landkreises besonders hoher Nachfrage erfreut hatte, dass in den Containerpraxen am früheren Krankenhaus zudem die benötigten räumlichen Kapazitäten vorhanden sind, habe die Standortwahl schließlich entschieden.

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Auch Bürgermeister Guhl sieht in dem nun eröffneten Impfzentrum im Kleinformat genau den richtigen Ansatz, den kommunalpolitischen Konsens umzusetzen, Impfangebote in die Fläche zu bringen: „Jede Impfung ist ein wichtiger Erfolg auf dem Weg zurück zur Normalität“, konstatierte er. Und dazu brauche es eben leichten Zugang zu derartigen Angeboten.

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Betrieb mindestens bis Ende des Jahres

Dass es ein gutes Einvernehmen zwischen Politik und Ärzteschaft in der Region gebe, erleichtere den Betrieb einer solchen Einrichtung. Denn vom Gelingen hänge natürlich auch die personelle Ausstattung ab, für die Olaf Boettcher und seine Kollegen sorgen. Die Container, in denen bis zur Eröffnung des Gesundheitscampus‘ auch die KV-Notfallpraxis untergebracht ist, sind für ein Jahr gemietet.

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Zumindest bis Ende dieses Jahres soll auch geimpft werden, abhängig vom Bedarf auch darüber hinaus, kündigte Martin Kistler an. Daneben soll auch der Impfbus immer wieder in der Region verkehren. Und wenn sich zeige, dass der Bedarf so gewaltig sein sollte, dass die Kapazitäten des Mini-Impfzentrums nicht genügen, sei durchaus die Schaffung einer weiteren solchen Einrichtung vorstellbar.

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