Das Kreisimpfzentrum Lörrach informierte kürzlich darüber, dass im Kreis Lörrach täglich Anfragen von Apotheken eingehen würden zur Prüfung der Echtheit von Impfnachweisen. Denn oftmals werde versucht mit gefälschten Impfnachweisen an den digitalen Impfpass zu kommen. Auch in Konstanz gab es bereits einige Fälle. Doch wie ist die Lage am Hochrhein? Gibt es hier tatsächlich viele Fälschungen? Und geht man von einer Zunahme aus, da jetzt die Kreisimpfzentren geschlossen sind? Ein Überblick.

Sind vermehrt gefälschte Impfpässe im Umlauf?

Eine konkrete Zahl, wie viele Fälschungen von Impfpässen in den Landkreisen Waldshut und Lörrach bisher angezeigt wurden, konnte Polizei-Pressesprecher Mathias Albicker nicht nennen. Nur so viel: Die Zahl befinde sich im unteren zweistelligen Bereich. Es handle sich um ein neues Delikt-Phänomen, den ersten Fall am Hochrhein habe es im Juli diesen Jahres gegeben. Denn Mitte Juni haben die Apotheken begonnen, digitale Impfzertifikate auszustellen und ab dann seien Fälschungen angezeigt worden.

Mathias Albicker, Pressesprecher der Polizei im Landkreis Waldshut.
Mathias Albicker, Pressesprecher der Polizei im Landkreis Waldshut. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

Das Landeskriminalamt sei für die Urkundenfälschungen zuständig und habe noch keine detaillierten Zahlen. Die wenigen Fälle würden sich auf die größeren Städte entlang der Schweizer Grenze konzentrieren, wie etwa Lörrach, Waldshut-Tiengen und Weil am Rhein, so Albicker. „Je mehr Corona-Einschränkungen kommen, desto mehr ist anzunehmen, dass entsprechende Fälschungen aufkommen“, so der Polizei-Pressesprecher. Die Zahl der bisherigen Fälle in einem Zeitraum von drei Monaten bewertet er als nicht sehr hoch.

Wie werden Impfpässe kontrolliert?

Auch im Kreisimpfzentrum Tiengen sei es vereinzelt vorgekommen, dass Apotheken zur Überprüfung der Echtheit der Dokumente angefragt haben, so Susanna Heim, Pressesprecherin des Landratsamts Waldshut. „Aber in der Regel haben die Apotheken Verdachtsfälle der Polizei gemeldet“, so Heim.

Diese Impfnachweise gibt es

Denn die Mitarbeiter in den Apotheken kontrollieren mit geschultem Auge die Impfpässe, bevor sie ein digitales Impfzertifikat ausstellen. Fälscher haben also kein leichtes Spiel. „Wir kontrollieren, ob der Name und das Impfdatum stimmt und vergleichen dies mit dem Ausweis“, erklärt Peter Klein, Mitarbeiter der Fridolinsapotheke in Bad Säckingen.

In der Fridolinsapotheke Bad Säckingen musste noch keine Fälschung von Impfpässen zur Anzeige gebracht werden.
In der Fridolinsapotheke Bad Säckingen musste noch keine Fälschung von Impfpässen zur Anzeige gebracht werden. | Bild: Wehrle, Verena

„Wir prüfen, inwieweit sie plausibel sind“, sagt er. Bisher habe er keinen Fälscher anzeigen müssen. Nur zwei Personen musste er den digitalen Nachweis verwehren. Bei einem habe der Aufkleber mit der Chargen-Nummer des Impfstoffs gefehlt und ein weiterer Impfpass aus dem Ausland sei für ihn nicht eindeutig genug gewesen. „Das muss aber nicht heißen, dass eine Fälschung vorlag“, so Klein. Wenn es sich um einen unechten Impfpass handelt, ist die Unterschrift des Arztes und auch dessen Stempel gefälscht. Doch zu 99 Prozent kämen die Kunden der Fridolinsapotheke aus der Region, so seien die Stempel und Unterschriften der Hausärzte den Mitarbeitern bekannt.

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Kommt es zu einer Häufung der Fälle, da jetzt die Kreisimpfzentren geschlossen wurden?

Auch nach Schließung der Kreisimpfzentren werde es für die Strafverfolgungsbehörden weiter möglich sein, zu prüfen, ob die Covid-19-Impfungen tatsächlich in einem Kreisimpfzentrum oder eben in einer Arztpraxis durchgeführt wurden, so Susanna Heim vom Landratsamt Waldshut. „Wir hoffen vielmehr, dass sich noch weitere Personen für eine Covid-19-Impfung entscheiden.“ Denn: „Im Gegensatz zu einem gefälschtem Impfpass kann eine Impfung vor schweren Krankheitsverläufen schützen.“ Die Impfnachweise der KIZ würden sich auch nicht von denen in Arztpraxen unterscheiden. Alle werden von einem Arzt gestempelt und unterschrieben.

Wie fälschungssicher ist der Impfpass?

„Das gelbe Impfbuch ist nicht fälschungssicher“, sagt klar und deutlich Carmen Gonnzalez, Sprecherin vom Landesapotheker-Verband Baden-Württemberg (LAV). Erst durch die Corona-Einschränkungen hätte das Geimpftsein einen hohen Wert dargestellt und darin liege der direkte Zusammenhang zur den nun auftretenden Fälschungen. Der LAV stelle eine Zunahme der Fälle fest, könne aber nicht von einem Massenphänomen sprechen, so Gonzalez.

Der Nachweis einer Impfung bestehe standardmäßig aus dem Arztstempel, seiner Unterschrift und der eingeklebten Chargen-Nummer der Impfspritze sowie dem Datum. Seit Beginn der Impfung würden auf einschlägigen Kanälen im Internet Impfnachweise zu verschiedenen und teils sehr hohen Preisen angeboten. „Viele haben damals ihre Impfnachweise mit echten Daten im Netz gepostet und diese wurden dann gefälscht“, erklärt Gonzalez das Problem.

Auch Kai Sonntag, leitender Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, macht auf die Einfachheit der Fälschung aufmerksam: „Einen „Blanko-Impfpass“ kann man auf Amazon bestellen aber dann müsste der Arztstempel gefälscht werden, ebenso die Chargennummer mit dem Impfstoff.“ Carmen Gonzales Rat an die Apotheken sei, nur Impfpässe von Personen aus der Region zu prüfen und nur ihnen ein digitales Impfzertifikat auszustellen. Denn davon kenne man die Stempel der Ärzte.

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