Bislang haben etwa zwei Drittel der Impfberechtigten in Deutschland ihre Corona-Impfung erhalten. Das ist statistisch gesehen zu wenig, um von einer Herdenimmunität zu sprechen – und dennoch werden die Kreisimpfzentren und einige andere Angebote, mit denen das Impfangebot niederschwellig gehalten werden sollte, zum Monatsende eingestellt.
Wie viele Leute wurden im KIZ geimpft?
Stand 20. September wurden im KIZ oder durch Moderne Impfteams sowie den Impfbus knapp 111.000 Impfungen durchgeführt. Die Anzahl der Impfungen erfasst Erst-, Zweit- und Drittimpfungen sowie die Einmalimpfungen mit Johnson & Johnson. Dabei habe es durchaus gewisse Verschiebungen gegeben, sagt Tobias Herrmann, Sprecher des Landratsamts Waldshut: „Nicht immer wurden sowohl Erst- als auch Zweitimpfung im KIZ durchgeführt, weswegen ein Rückschluss auf die tatsächlich Personenzahl schwierig ist.“
Im KIZ Lörrach sind knapp 132.000 Impfungen durchgeführt worden, wie der Lörracher Pressesprecher Torben Pahl erklärt.
Wie viele Leute wurden durchschnittlich pro Tag geimpft?
Durchschnittlich wurden an allen bisherigen Betriebstagen 571 Personen pro Tag im KIZ Tiengen geimpft. „Die Zahlen schwanken von unter 30 Impfungen pro Tag (mit begrenzter Öffnungszeit und Personal) bis zu 1200 Impfungen in der Spitze“, so Herrmann.
Anfänglich sei die Anzahl der möglichen Impfungen durch die Impfstoffverfügbarkeit limitiert gewesen. „Nach Spitzenzeiten im Frühsommer zeigte sich ab Mitte August ein Rückgang der Impfbereitschaft“, sagt Herrmann.
Seit Anfang September sind es rund 300 Impfungen pro Tag. Dass Erst-Geimpfte sich aufgrund der Schließung der Einrichtung eigeninitiativ um einen Zweittermin in einer Arztpraxis bemühen müssen, habe daran wenig geändert. „Unsere Mitarbeiter geben selbstverständlich gerne Hinweise, wo und wie man die Zweitimpfung erhalten kann“, betont Herrmann.
Auch Torben Pahl berichtet von großen täglichen Schwankungen aufgrund von Impfstoffmangel, Aussetzungen von Impfungen, Terminvereinbarungsproblemen – und zuletzt die einsetzende Impfmüdigkeit. „Man kann aber sagen, dass in Spitzenzeiten etwas über 1200 Impfungen pro Tag möglich waren und etwa 7.500 Impfungen pro Woche in Spitzenzeiten Mitte Juni erreicht wurden.“ Anfang September seien noch gut 2000 Impfungen pro Woche verabreicht worden, vergangene Woche war allerdings wieder eine Steigerung auf 2700 Impfungen zu verzeichnen, so Pahl.
Wie viele Leute haben bislang im KIZ gearbeitet?
In Tiengen seien über die komplette KIZ-Laufzeit 165 Mitarbeiter beschäftigt gewesen. Dazu zählen aktives sowie ausgeschiedenes Verwaltungspersonal, Ärzte, medizinische Fachkräfte.
Im KIZ Lörrach waren es laut Pahl über 400 Mitarbeiter. Hinzu kämen ehrenamtliche Helfer von vier Hilfsorganisationen, dem THW und den freiwilligen Feuerwehren.
Wie geht die Stilllegung in den Landkreisen Waldshut und Lörrach vonstatten?
Im Kreisimpfzentrum Tiengen werden am Mittwoch, 29. September, die letzen Impfungen vorgenommen, wie Behördensprecher Tobias Herrmann auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt. Generell seien die Öffnungszeiten der Angebote in den vergangenen Wochen „der sinkenden Nachfrage wegen angepasst“ worden, so Herrmann. An den letzten beiden Betriebstagen sei jedoch noch einmal von 8 – 12 Uhr und 12.30 – 20 Uhr geöffnet. Noch seien auch kurzfristige Termine für die Erstimpfung oder eine vorgezogene Zweitimpfung erhältlich. Diese können über die Terminvereinbarungsseite des Kreises gebucht werden.
Der Impfbus wird dagegen auch noch am 30. September unterwegs sein. Letzte Station sei laut Herrmann der Marktplatz in Unterlauchringen, wo sich Menschen von 14 bis 17 Uhr impfen lassen können.
Im Kreis Lörrach wird das Kreisimpfzentrum am 30. September um 20.30 Uhr schließen. Bis dahin werde der Betrieb regulär weitergeführt, so Torben Pahl: „Wir werden nichts unversucht lassen, die Terminkapazitäten mit entsprechenden Angeboten bis zum Schluss möglichst auszuschöpfen.“ Auch die vereinbarten MIT-Einsätze zur Auffrischungsimpfung (3. Impfung) werden wie vereinbart in den Heimen durchgeführt sowie ein MIT-Einsatz in der Tüllingerhöhe für Erstimpfungen bei Schülern durchgeführt.
Wie soll der Rückbau vonstatten gehen?
In Tiengen beginnt der Abbau des KIZ bereits am 30. September. Geplant ist die „Schlüsselübergabe der besenreinen Halle“ am 11. Oktober, schildert Herrmann. Zunächst werden Computer und Werbemittel entfernt, die Stühle und Fußbodenmarkierungen verräumt und die Schreibtische geleert. In den folgenden Tagen folgen der Abtransport des Inventars und der Aufbauten, die Hallenreinigung und die Versiegelung des Bodens.
„Der Rückbau befindet sich bereits in der Vorbereitung. Das Zeitfenster ist eng“, schildert auch Pahl. Bis zum 15. Oktober soll dieser abgeschlossen sein. Danach werde der Platz zur Übergabe hergerichtet. Spätestens am 31. Oktober wird das Grundstück wieder an die Stadt Lörrach zurückgegeben.
Besteht die Möglichkeit einer Reaktivierung, falls sich die Lage wieder ändert?
„Grundsätzlich besteht immer die Möglichkeit einer Reaktivierung des Impfzentrums, ob nun in der Stadthalle Tiengen oder in einer anderen Halle im Landkreis“, betont Herrmann. Allerdings habe es bisher diesbezüglich keine Signale von Bund und Land gegeben.
Fortbestehen werden derweil die Mobilen Impfteams. Diese werden neben den niedergelassenen Ärzten künftig den Impfbedarf auffangen. Im Übrigen auch den für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren: „Sowohl Haus- als auch Kinderärzte führen Impfungen durch. In qualitativer Hinsicht wird die Beratung bei beiden Ärzten gleich gut durchgeführt“, so Herrmann weiter.
Im Kreis Lörrach wäre eine Reaktivierung dagegen nicht so einfach möglich, wie Torben Pahl erklärt, denn es wäre eine komplette Neuerrichtung notwendig. „Natürlich hat der Landkreis nun gewissen Erfahrung und der Wechsel in das neue KIZ Mitte des Jahres war innerhalb kurzer Zeit von drei bis vier Wochen bis Betriebsbeginn realisiert worden“, so Pahl. Voraussetzung für einen erneuten Aufbau wäre aber, dass das Land dies mit entsprechenden Finanzmitteln erneut in Auftrag gebe und auch die wieder eingezogenen Gerätschaften zur Verfügung stellt. Es werde jedoch auch schwerer, dann nochmals alle verfügbaren Personalkapazitäten für eine solche erneute Aufgabe zu reaktivieren.
Generell wolle man aber auch das Angebot niederschwelliger Angebote in geeigneter Weise fortführen, „weil wir sehen, dass die Impfbereitschaft nach dem spürbaren Rückgang im Juli und August diesen Jahres noch nicht wieder so weit erstarkt ist, dass man auf dieses Angebot verzichten könnte“, schildert Tobias Herrmann Überlegungen des Landkreises Waldshut. Noch werde aber bei entsprechenden Angeboten an Details gearbeitet.
Art und Umfang, wie die Mobilen Teams eingesetzt werden können, hänge aber stark von den Kapazitäten ab, die seitens des Landes dafür zugemessen werden, schränkt Torben Pahl ein. Er wirbt daher vehement dafür, die verbleibende Betriebsdauer der KIZ zu nutzen, um wenigstens die Erstimpfung zu holen: „Ein Zweittermin wird möglich werden, vielleicht nicht im angedachten kurzen Abstand von 4 Wochen, aber sicherlich dann noch in einem nützlichen Zeitfenster.“