Die aktuelle Corona-Lage, den Abschied vom Kreisimpfzentrum und die weiteren Test- und Impfmöglichkeiten waren Themen der Online-Pressekonferenz von Landratsamt Lörrach und Kreiskliniken.
Zahlen zeigen: Infektionsgeschehen spielt sich bei Ungeimpften ab
„Wir befinden uns in der vierten Welle“, sagte Dr. Katharina van der Hardt, die Leiterin des Fachbereichs Gesundheit. Die Inzidenz befinde sich seit Mitte August bei zwischen 70 und 80, dabei dominiere die Delta-Variante vollständig.
„Die Belegung der Intensivbetten ist ein sinnvoller Parameter“, so van der Hardt. Im Landkreis Lörrach habe man 144 Infektionen bei vollständig Geimpften mit einer leichten bis mäßigen Symptomatik. Die 7-Tage-Inzidenz in Baden-Württemberg bei vollständig Geimpften liege bei 18,2, bei nicht oder unvollständig Geimpften bei 190,4. Die Hospitalisierungsinzidenz liege im Land bei vollständig Geimpften bei 3,3 und bei nicht oder unvollständig Geimpften bei 31,4.
„Das Infektionsgeschehen spielt sich aktuell bei Nichtgeimpften ab“, so van der Hardt. Und Sie betonte: „Alle, die sich nicht impfen lassen können, sind darauf angewiesen, dass sich alle anderen impfen lassen.“
Corona- und Influenza-Impfung an einem Tag
Dr. Richard Pottstock informierte als Pandemiebeauftragter des Landkreises über Test- und Impfmöglichkeiten. Zunächst aber betonte er: „Es ist sinnvoll die Menschen zu impfen, die noch fehlen, bevor man zur Drittimpfung Jüngerer übergeht.“
Die Drittimpfung der Senioren und anderen Berechtigten sei jedoch jetzt schon gerechtfertigt. Der Landkreis sei auch nach der Schließung des Kreisimpfzentrum am 30. September mit Impf- und Testmöglichkeiten bei den Hausärzten ausreichend versorgt, so Pottstock. Außerdem sei es nun auch möglich, die Influenza- und die Corona-Impfung am selben Tag zu erhalten, was vor allem die Versorgung der Pflegeheime erleichtere.

Extra Termine für Schulen
Einen Rückblick auf die Arbeit des Kreisimpfzentrums (KIZ) und der Mobilen Impfteams (MIT) gaben Susann Franke und Daniel Droeschel, die Leiter des KIZ. Die Impfzahlen seien in der vergangenen Woche nochmals angestiegen: Wurden in der letzten Ferienwoche 728 Erstimpfungen, 1140 Zweitimpfungen und 208 Auffrischimpfungen verabreicht, waren es in der vergangenen Woche 2689 Erst-, 1900 Zweit- und 117 Auffrischimpfungen. Als „krönenden Abschluss“ biete man noch extra Terminkontingente für Schulen an mit Impfungen ab 16 Jahren sowie zusätzliche Termine für Kinder und Jugendliche.
Gefälschte Impfnachweise werden zum Problem
Droeschel informierte aus aktuellem Anlass über gefälschte Impfnachweise. Fast täglich würden beim KIZ Anfragen von Apotheken eingehen zur Begutachtung von Impfnachweisen. Die Polizei ermittle und erstatte Strafanzeigen wegen Urkundenfälschung und vorsätzlicher Gefährdung.
Außerdem gebe es aktuell vermehrt Anfragen von Schweizern, die weder ihren Wohn- noch Arbeitsort in Deutschland haben und eine Johnson & Johnson-Impfung wünschen. Denn dieser Impfstoff, der nur eine Impfung benötigt, ist in der Schweiz nicht erhältlich. Allerdings müsse das KIZ derartigen Anfragen eine Absage erteilen, betont Droeschel: Die Corona-Impfverordnung verbiete dies.
In den Arztpraxen könnte es eng werden
Mit Blick auf die bevorstehende Schließung der KIZ im Land betonte Susann Franke derweil: „Es wäre gut, wenn die Impfzentren im Land noch zwei Monate länger geöffnet bleiben würden.“ Droeschel gab zu Bedenken, dass der Bedarf an Zweitimpfungen nach Schließung des KIZ immens sein werde, und es kämen noch Erstimpfungen hinzu.
Das Nachsteuern bei Ärzten sei erforderlich. Denn es herrsche eine Unsicherheit bei Ärzten, ob die Testungen Impfungen mit den vorhandenen Kapazitäten gut leistbar sind. Landesweit sollen künftig zwölf MIT unterwegs sein. Für den Landkreis Lörrach sei dieses bei der Uniklinik Freiburg angesiedelt. Eine Reaktivierung des KIZ sei nicht vorgesehen.
Impf-Appell aus den Kreiskliniken
Die Isolierstation in der Kreisklinik Lörrach laufe derweil weiter, erklärte Dr. Bernhard Hoch, medizinischer Geschäftsführer der Kliniken des Landkreises Lörrach. Derzeit seien acht positiv geteste Patienten in der Klinik, davon zwei auf der Intensivstation.
Überwiegend betroffen seien nicht-geimpfte Menschen zwischen 20 und 50 Jahren, aber auch Senioren ab 70 Jahren, die nur teilweise oder nicht geimpft sind. Impfdurchbrüche habe man in der Regel bei kranken Patienten festgestellt, etwa mit einer Krebserkrankung. „Impfen hilft, das sehen wir in den Kliniken ganz deutlich“, so Hoch.

Dazu berichtete er von einer jungen ungeimpften Familie, bei denen Mutter, Vater und Kind betroffen seien. Junge Patienten würden sehr lange auf der Intensivstation verbringen. Im Normalbetrieb gebe es in den Kliniken aktuell keine Einschränkungen.
Neue Fälle an Schulen
Torben Pahl, Pressesprecher des Landratsamts, informierte über das neue Dashboard, mit dem der Landkreis nun über die aktuelle Lage berichtet. Hier sei nun auch die Intensivbettenbelegung aufgeführt sowie Zahlen des Landes.
Dr. Katharina van der Hardt machte auf Anfrage klar, dass es in den ersten Schulwochen nach den Ferien durchaus schon mehrere Corona-Fälle in Schulen im Landkreis gebe. Auch Landrätin Marion Dammann rief nochmals zum Impfen auf: „Die Kreisimpfzentren schließen, aber die Pandemie ist noch nicht vorbei“, betonte sie.