Vollständig gegen Corona geimpft und doch mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert: Immer wieder gibt es Meldungen über sogenannte „Impfdurchbrüche“. Wie hoch deren Quote sein soll, ist je nach Quelle höchst unterschiedlich und zahlreiche Geimpfte sorgen sich. Wie viele Impfdurchbrüche gibt es aber tatsächlich und wie schwer sind die Krankheitsverläufe? Darüber haben die beiden Landratsämter in Waldshut und in Lörrach auf Anfrage des SÜDKURIER Auskunft gegeben.
1. Wie viele Corona-Neuinfektionen wurden von 29. Juli bis 19. August verzeichnet? Wie viele dieser Infizierten waren vollständig geimpft?
Kreis Waldshut: „In dem genannten Zeitraum wurden insgesamt 171 Neuinfektionen registriert. Rund 90 Prozent davon waren Personen, die noch keine Impfung hatten bzw. noch nicht vollständig immunisiert gewesen waren“, erklärt Tobis Herrmann, Sprecher des Waldshuter Landratsamts. Die Zahl der Corona-Infektionen vollständig geimpfter Personen beziffert er mit 17 Personen, dies sei „als sehr gering einzustufen“.
Kreis Lörrach: „Seit einschließlich 29. Juli gab es 251 Neuinfektionen, davon nach aktuellem Stand 220 ungeimpfte Personen und 31 Impfdurchbrüche“, so Torben Pahl, Sprecher des Lörracher Landratsamts.
2. Wie stark waren die Symptome der geimpften Infizierten?
Kreis Waldshut: „In den Fällen der Imfpdurchbrüche kam es aufgrund der Infektionen zu keinen Hospitalisierungen und schweren Verläufen“, erläutert Sprecher Herrmann. Betrachte man zudem die Folgen der Infektionen, werde deutlich, dass die Corona-Impfung das Risiko an Covid-19 zu erkranken, erheblich senke. „Insbesondere schützt sie überaus wirksam gegen schwere Verläufe“, so der Sprecher. Fälle schwerer Verläufe und Hospitalisierungen hätten im Zuge des Impffortschritts deutlich abgenommen und Impfdurchbrüche bei vollständig geimpften Personen gingen mit einem milderen Verlauf einher. Er führt eine Rechnung an: „Legt man die 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen zum Stand 19. August zu Grunde, die bei 50,2 lag, und unterscheidet diese nach Ungeimpften und Geimpften, dann zeigt sich, dass die Inzidenz bei Ersteren bei 98,0 gelegen hatte, während sie bei Letzteren 9,3 betrug.“
Kreis Lörrach: „Bei allen 31 Impfdurchbrüchen sind ausschließlich leichte oder asymptomatische Verläufe zu beobachten“, schildert Landratsamtssprecher Pahl. Er ergänzt: „Bei aller gebotenen Vorsicht bei der statistischen Interpretation der aktuellen Daten auf Landkreisebene sehen wir jedoch, dass es seit einem Monat im Landkreis Lörrach keinen weiteren Todesfall im Zusammenhang mit Covid-19 gab, trotz rund 330 Neuinfektionen in dieser Zeit. Es befinden sich Stand 20. August auch keine Person mit Impfschutz auf der Intensivstation.“
3. Wie hoch ist die Impfquote im Kreis?
Landkreis Waldshut: Zum Stand 15. August lag nach Angaben des Landessozialministeriums die Quote der Erstimpfungen bei 56,7 Prozent, die der Vollgeimpften bei 53,9 Prozent.
Landkreis Lörrach: Die Quote der vollständig geimpften Personen im Landkreis Lörrach liegt laut Sozialministerium zum Stand 15. August bei 54,4 Prozent.
4. Gibt es Impfstoffe, bei denen es häufiger zu Impfdurchbrüchen kommt?
Dies lässt sich anhand der vorliegenden Zahlen der Landratsämter verneinen. Bei den Impfdurchbrüchen waren allen Impfstoffe, die derzeit zur Anwendung kommen, vertreten. Für Lörrachs Sprecher Torben Pahl ist klar: „Es muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass sich aus dieser Verteilung nichts folgern lässt.“
5. Wie wichtig sind die Zahlen der Impfdurchbrüche überhaupt?
Kreis Lörrach: Das Thema sei wichtig und werde auch ständig beobachtet, beschreibt Lörrachs Sprecher Pahl. Er hebt aber hervor: „Um die Wirksamkeit von Impfstoffen zu zeigen, ist essehr viel aussagekräftiger auf andere Entwicklungen zu schauen.“ Schließlich schütze kaum eine Impfung zu 100 Prozent vor Ansteckungen. Mit steigender Inzidenz und steigender Impfquote werde es darum auch immer mehr Impfdurchbrüche geben. Allerdings: „Vielmehr ist auf die Entwicklung der Intensivpatienten und der Todesfälle zu schauen.“ Seit einem Monat hat es im Landkreis Lörrach keinen weiteren Todesfall im Zusammenhang mit Covid-19 gegeben. Und: „Es befinden sich Stand heute auch keine Person mit Impfschutz auf der Intensivstation. Man sollte zu diesem Zeitpunkt in diese Zahlen noch nicht zu viel hineininterpretieren, aber das sind die Zahlen, die für die Bewertung der Impfstoffe und der Situation vorrangig betrachtet werden sollten“, rät Pahl.
Kreis Waldshut: Auch Waldshuts Sprecher Herrmann gibt zu Bedenken: „Impfdurchbrüche bedeutet also nicht, dass die Impfungen nicht oder nur schlecht wirken, sondern, dass beispielsweise das Immunsystem von Person zu Person schwächer beziehungsweise stärker ausgeprägt sein kann.“ Derzeit seien keine geimpften Infizierten in Krankenhausbehandlung und der Landkreis musste letztmals am 27. Mai einen Todesfall eines Kreisbewohners beklagen.
6. Gibt es angesichts steigender Zahlen von Impfdurchbrüchen bereits weitergehende Schutzmaßnahmen in Alters- und Pflegeheimen?
Landkreis Waldshut: Dazu sagt Sprecher Herrmann: „Bislang waren weitere Schutzmaßnahmen noch nicht erforderlich, die hohe Impfquote in den Alten- und Pflegeheimen zeigt weiterhin Wirkung.“
Landkreis Lörrach: Sprecher Torben Pahl verneint und verweist auf die weiterhin geltenden Bestimmungen und Schutzmaßnahmen der Corona-Verordnung 'Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen'.