Mit den aufgehobenen Corona-Restriktionen steigt die Reiselust der Menschen. Dies aber wirkt sich tatsächlich negativ auf die Zahl der Blutspenden aus, wie der DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen mitteilt: „Der aktuell steigende Blutbedarf in den Kliniken steht einem zurückgehenden Bestand an Blutpräparaten gegenüber.“ Das Gleiche beobachtet auch Alexander Sieber, im DRK-Blutspendedienst auch für den Hochrhein zuständig. „Aktuell sind die Spenden wirklich knapp“, sagt er.
Vorrat reicht oft nur für einen Tag
Die Vorräte an Blutkonserven seien merklich reduziert, bei einzelnen Blutgruppen hätten diese bereits das untere Limit erreicht, so das DRK. „Es wird immer schwieriger, unserem Auftrag nachzukommen, die Kliniken und Praxen mit Blutkonserven zu versorgen“, so Alexander Sieber.
Habe man immer versucht, eine Reserve für die kommenden drei Tage zu bilden, sei dies aktuell nicht mehr möglich, sagt der Blutspendereferent, selbst im DRK Rickenbach aktiv. Der Vorrat reiche meist nur noch für einen Tag aus. Das sei vor allem kritisch im Hinblick auf die Notfallversorgung von Patienten.
Einzelne Blutgruppen seien von der Knappheit der Konserven besonders betroffen, wie das aktuelle Blutgruppenbarometer des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg-Hessen zeigt:

Die Patienten seien auf ein kontinuierliches Engagement der Blutspender angewiesen, denn die weißen Blutplättchen halten nur vier Tage. Und genau deshalb biete der Blutspendedienst immer wieder Termine zum Blutspenden an. Das Problem: Diese Termine seien kaum noch voll belegt.
Es gebe etwa Blutspende-Veranstaltungen in der Region, die nur zu 50 Prozent besucht wurden, wie Sieber erzählt. Die Unterschiede seien jedoch von Ort zu Ort groß: Während etwa der Termin in Lauchringen immer gut besucht werde, lag etwa jener in Grafenhausen weit unter den Erwartungen, so Sieber: „Auch am Hochrhein ist es schwierig, die Leute zu sensibilisieren und zum Spenden zu bewegen.“
Aber woran liegt das?
Zum einen könnten die sinkenden Spenderzahlen auch an Corona sowie anderen Infektionen liegen. Denn, so erklärt Sieber: „Grundsätzlich gilt, dass man nach einer Infektion vier Wochen kein Blut spenden darf.“ Die hohen Inzidenzen könnten also mit zu dem Rückgang geführt haben.
Doch Sieber macht klar, dass hier viele Faktoren reinspielen. So auch die steigende Reiselust, etwa in ferne Länder. Auch nach Reisen in bestimmte Länder habe man eine Sperrfrist, in der man nicht spenden dürfe.
Die Urlaubszeit und damit die Abwesenheit der Spender bringe zwar jedes Jahr einen Einbruch in den Spenderzahlen, jedoch sei man in diesem Jahr schon viel früher in einem sehr großen Loch. Und auch der demografische Wandel spielt laut Sieber eine große Rolle. Aber: „Auch regelmäßige ältere Spender können nur bis zum 68. Lebensjahr spenden.“
Blutspendetermine am Hochrhein und Voraussetzungen
Hohe Bereitschaft in Bad Säckingen
Maria Merle, vom DRK-Kreisverband Bad Säckingen, spricht hingegen von einer sehr großen Bereitschaft der Blutspender. Sie sprach sogar von einer „unerschütterlichen Bereitschaft trotz Corona“ und sprach den Freiwilligen ihre Hochachtung aus.

Auch Alexander Sieber bestätigt, dass Bad Säckingen zu den Orten gehöre, in denen die Blutspendetermine immer sehr gut besucht seien, auch wenn sie auch dort nicht immer ausgebucht seien.
Neue Terminbuchung kommt gut an
Merle informiert über das neue Terminvergabe-System, das zu Beginn der Pandemie eingeführt wurde. Dabei können sich Blutspender online den Wunschort auswählen und einen Termin buchen. Somit würden die Wartezeiten deutlich verkürzt. So brauche man insgesamt nur noch eine Stunde fürs Blutspenden.
„Seit Einführung dieser Zeitfenster haben sich die Blutspender-Zahlen erhöht“, sagt Merle sogar. Sieber ergänzt, dass die Reservierung zwar den Spendern die Flexibilität nehme, Einzelne fänden es nicht gut, dass sie sich nun festlegen müssten. Die Mehrheit fände die Terminvergabe hingegen super. Sie soll auch nach Corona beibehalten werden.

In den nächsten Wochen stehen nun noch einige weitere Termine am Hochrhein im Kalender, das DRK hoffe nun auf weitere Spender, wenn auch mit den anstehenden Ferien erneut mit Einbrüchen zu rechnen sei. Sieber: „Es bleibt eine große Herausforderung, die Versorgung zu gewährleisten.“
Er selbst spendet regelmäßig Blut und macht auf die Wichtigkeit aufmerksam: „Blut kann man nicht künstlich herstellen und viele erkrankte Menschen können ohne die Blutpräparate nicht überleben.“