Die Narren bangen um ihre Fasnacht. Die großen Narrentreffen im Südwesten Deutschlands, auch am Hochrhein, sind wegen der anhaltenden Corona-Pandemie bereits abgesagt. Nun machen sich Verbände und Zünfte Sorgen um die Fasnacht überhaupt. Kann und darf sie gefeiert werden? Wenn ja, in welchem Rahmen? Wir haben uns bei den Verbänden und Zünften, den Hütern des Brauchtums am Hochrhein, umgehört.

Drei große Narrentreffen nacheinander

Vielerorts sollte am 11.11. die Fasnacht eingeläutet werden. Manche starten am 6. Januar durch. Auf jeden Fall sollte es wenige Wochen nach Weihnachten Schlag auf Schlag gehen. 2021 hätte sich, beginnend im Januar, ein Narrentreffen an das andere gereiht. Hochrhein-Narrentreffen in Tiengen (23./24. Januar), Kleggau-Narrentreffen in Untermettingen (30./31. Januar) und Schlüchttal-Narrentreffen (6./7. Februar) in Betttmaringen. Ganz nach dem Geschmack der Narren.

Große Unsicherheit und finanzielles Risiko

Die Vereinigungen und organisierenden Zünfte haben aber schon entschieden. Diese Narrentreffen können unter den gegebenen Umständen nicht stattfinden. Zu groß ist die Unsicherheit, das finanzielle Risiko. Im Vordergrund steht jedoch die Sorge um die Gesundheit aller. Bei allem Bedauern, geht die Vernunft vor.

Das könnte Sie auch interessieren

Der allgemeine Tenor: Aber die Fasnacht soll nicht generell ausfallen. Die Zünfte beraten intensiv und suchen nach kreativen Ideen, wie die Fasnacht aussehen könnte. Und sie wollen an einem Strang ziehen, einheitliche Richtlinien festlegen. Einige Verbände überlassen es den Zünften, was sie tun.

Richtungsweisende Sitzung in Bad Dürrheim

Alle Augen richten sich auf die Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der südwestdeutschen Narrenvereinigungen und -verbände am 30. September, wenn die Präsidenten der 14 Verbände in Bad Dürrheim beraten. Die Zünfte der Hochrhein-Waldstätte-Vereinigung (Tiengen, Waldshut, Laufenburg, Bad Säckingen und Rheinfelden) treffen sich dann am 8. Oktober in Bad Säckingen, und die Landschafts-Herbstarbeitssitzung ist am 17. Oktober in Laufenburg.

Die Fasnacht soll nicht komplett verloren gehen

Albert Ebner, ehemals Zunftmeister der Narrenzunft Tiengen, jetzt Vertreter der Landschaft Hochrhein in der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, orakelt: „Es wird so rauskommen, dass jede Zunft überlegt, was geht und was nicht. Wir können als Verband nur Empfehlungen heraus geben.“

Aber er macht klar, dass letztlich nicht bei den Vereinen und Verbänden entschieden werde. Die Politik habe das letzte Wort. Ebner: „Das Brauchtum leidet schon. Aber die Zünfte sollen alles so gestalten, dass alles nicht komplett verloren geht.“

Bad Säckinger Zunft wartet Sitzungen ab

Keine der großen Zünfte am Hochrhein weiß im Moment, in welchem Rahmen die Fasnacht stattfindet. „Wir müssen warten, es ist alles noch ein bisschen früh, wir wissen nicht, was Sache ist. Deshalb will ich jetzt noch nichts sagen“, so Rolf Meyer, Zunftmeister der Narrenzunft Bad Säckingen.

Narresamschtig in Bad Säckingen (Archivbild).
Narresamschtig in Bad Säckingen (Archivbild). | Bild: xy

Altfischerzunft sieht Chancen für Tschättermusik

Sein Amtskollege Thomas Scherzinger von der Altfischerzunft Laufenburg sieht es ähnlich: „Für eine generelle Absage ist es zu früh.“ Er betrachtet die Lage allerdings nüchtern: „Wir wissen, dass es nicht realistisch ist, dass wir zum Beispiel die Städtlefasnacht bei 5000 bis 10.000 Besuchern, je nach Wetter, so machen können.“

Immer ein Spektakel: Das Narrolaufen in Laufenburg.
Immer ein Spektakel: Das Narrolaufen in Laufenburg. | Bild: Jennifer Moog

Umzüge, Guggen-Openair und Hexenfeuer stehen auf dem Prüfstand. „Das Narrolaufen hat keine großen Dimensionen, aber es lebt davon, dass es eng ist“, sagt Scherzinger. Dagegen ist er überzeugt davon, dass die Tschättermusik durchgeführt werden könne.

„Wir wollen schauen, dass wir die wichtigsten Brauchtümer durchziehen“, sagt der Zunftchef. Demnächst soll es ein Treffen mit dem Bürgermeister geben, um zu prüfen, was realistisch ist.

Tiengener Zunft will Narrengericht durchziehen

Die Narrenzunft Tiengen hat entschieden: Es gibt kein Hochrhein-Narrentreffen, keinen 11.11. im gewohnten Rahmen und keine Saalfasnacht. Das heißt vor allem: Der Düengemer Obed fällt flach. Aber Zunftmeister Ralf Siebold zeigt sich entschlossen: „Wecken, Narrenbaumstellen und vor allem das Narrengericht würden wir gerne machen. Das Narrengericht ist schließlich der Kern unserer Fasnacht und der Grund unseres Bestehens.“

Wenigstens das Narrengericht soll in Tiengen tagen dürfen.
Wenigstens das Narrengericht soll in Tiengen tagen dürfen. | Bild: Ursula Freudig

Die Aktionsgemeinschaft sieht indes keine Chance, die Hoorige Mess‘, die größte Straßenfasnacht in der Region, einigermaßen über die Bühne zu bringen. Sie fällt aus.

Abwarten bei der Narrozunft Waldshut

Stephan Vatter, Zunftmeister der Narrozunft Waldshut, war vor wenigen Wochen zurückhaltend und wollte keine Aussage treffen. Er sei noch entspannt, sagte er damals. Die Zunft halte sich an die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) und wolle abwarten.

Weiß und rot, wohin das Auge schaut: Am Schmutzigen Dunschdig ziehen die Geltentrommler beim Kinderumzug durch die Waldshuter Kaiserstraße.
Weiß und rot, wohin das Auge schaut: Am Schmutzigen Dunschdig ziehen die Geltentrommler beim Kinderumzug durch die Waldshuter Kaiserstraße. | Bild: Juliane Schlichter

Narrenzunft Rheinfelden sagt alles ab

Aktuell ist die Entscheidung der Narrenzunft Rheinfelden. Die Vertreter der 36 Cliquen sprachen sich in der Zunftversammlung einstimmig dafür aus, dass es keine Saalfasnacht und keinen Umzug geben wird. Oberzunftmeister Michael Birlin bedauert: „Alles, was die Narrenzunft betrifft, ist abgesagt.“

Musiker beim Umzug in Rheinfelden.
Musiker beim Umzug in Rheinfelden. | Bild: Horatio Gollin

Dass die einzelnen Cliquen Fasnacht wie gewohnt feiern, hält er für unwahrscheinlich. „Die Auflagen sind so streng, dass es keinen Spaß macht, irgendetwas durchzuziehen. Es hat fast keinen Sinn. Es ist auch wirtschaftlich gesehen nicht mehr sinnvoll.“ So gibt es auch keine Machtübernahme, kein Nierleessen am 11.11.. Birlin zitiert Oberbürghermeister Klaus Eberhardt: „Der Ob hat gesagt: Fasnacht ist ein Stück Brauchtum. Aber wenn die Gesundheit auf dem Spiel steht, müssen wir eben Abstriche machen.“

Weitere Meldungen zur kommenden Fasnacht

VON überlässt es den Zünften

Laut Narrenmeister Klaus-Peter Klein (Weil) habe der Verband Oberrheinischer Narrenzünfte (VON), zu deren Vogtei „Dreiländereck“ Zünfte im Landkreis Lörrach und der Stadt Wehr gehören, die Empfehlung heraus gegeben, nur Verträge abzuschließen, aus denen man ohne Probleme und ohne Kosten wieder heraus kommt. Dies gelte auch für die Vogtei „Hochschwarzwald Albgau“ mit Zünften zwischen Rüßwihl und Titisee-Neustadt.

„Ansonsten überlassen wir es den Zünften„, sagte er auf Nachfrage. Klar sei: Die Corona-Bestimmungen setzen den Rahmen. Klein: „Je größer die Veranstaltung, desto höher das Risiko.“

Wie er informiert sei, sei in Weil der Zunftabend schon abgesagt. „Vom Umzug habe ich noch nichts gehört. Aber 15.000 bis 50.000 Zuschauer... das ist selbstredend.“

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Infektionslage entwickelt. Die Landes-Corona-Verordnung ist am Ende dafür maßgebend, was möglich ist. Das heißt: Das letzte Wort haben Ministerien und Behörden.

Das könnte Sie auch interessieren