1,4 Milliarden Euro: Es ist eine stolze Summe, die die Naturenergie Holding bis 2023 investieren möchte. „Damit geben wir der Region unsere Gewinne wieder zurück“, sagt Klaus Müller, Finanzchef und Mitglied der Geschäftsleitung der Naturenergie Holding AG.

59 Prozent dieser Summe soll in den kommenden fünf Jahren in das Stromnetz investiert werden. Aber auch in den Bereichen erneuerbare Erzeugungsinfrastruktur und kundennahe Energielösungen soll Geld fließen. „Die Infrastruktur ist unser Herzstück“, so Müller

Energiewende kostet Geld

„Das Thema der Energie- und Wärmewende ist ein wichtiges Thema für uns und wir haben einen klaren Plan“, erklärt Müller. Doch kostet auch Geld. Deshalb sei er froh, dass die Eigenkapitalquote mittlerweile bei 62 Prozent liege. Damit sei die Finanzierung der Zukunftsprojekte auf sichere Beine gestellt.

Klaus Müller, Mitglied der Geschäftsleitung der Naturenergie Holding AG
Klaus Müller, Mitglied der Geschäftsleitung der Naturenergie Holding AG | Bild: naturenergie holding AG

Doch es gibt ein anderes Problem, das Müller dazu veranlasst, einen Appell an die zukünftige Bundesregierung zu richten. Es werde immer mehr Strom in die Netze eingespeist, gleichzeitig gehe aber der Stromverbrauch zurück. Das sei eine gefährliche Mischung: „Wir müssen investieren, aber gleichzeitig die Kosten auf weniger Abnehmer umlegen“, erklärt er.

Die Einspeisung müsse an den Verbrauch angepasst und die Energiewende systematisch angegangen werden. „Wir dürfen jetzt bei der Energiewende nicht auf halbem Weg stehen bleiben“, so das Mitglied der Geschäftsführung. Wichtig sei es, sowohl im Bereich der Wirtschaft als auch im privaten Verbrauch die Elektrifizierung voranzutreiben. „Ich denke an die Elektromobilität und auch an das Thema Wärmepumpen.“

Doch wo will die Naturenergie Holding nun in den kommenden Jahren investieren? Vier große Projekte stehen an: das Hochtemperatur-Netz Saas-Fee, den Netzausbau, das Umspannwerk Beuren und Rheinfelden 20plus im Wasserkraftwerk Rheinfelden.

1. Das Wasserkraftwerk Rheinfelden

Unter dem Titel Rheinfelden 20plus sollen in das Wasserkraftwerk Rheinfelden in den kommenden Jahren zwölf Millionen Euro investiert werden und so die Produktivität gesteigert werden. Der Grund: Dem Kraftwerk fehlen unterhalb bis zu 20 Zentimeter Fallhöhe gegenüber der Planung. Somit werde das Potenzial des Kraftwerks nicht voll ausgeschöpft. Dies liege im Wesentlichen daran, dass sich im Fluss einige Felsen befinden, die mit damaligen Vermessungsmethoden nicht genau erfasst werden konnten.

Diese Felsen sollen gezielt entfernt werden und somit könnte das Wasserkraftwerk 20 Millionen Kilowatt mehr erzeugen. Was das bedeutet? Zusätzlich könnten 6000 Vier-Personen-Haushalte in Deutschland und der Schweiz mit Strom aus Wasserkraft versorgt werden.

Apropos Öko-Strom: Der ist laut Müller weiter auf dem Vormarsch. 90 Prozent der Kunden hätten bereits umgestellt. Der Weg führe eindeutig weg vom Strommix hin zum Ökostrom.

2. Der Netzausbau

Die Erzeugung des Stroms ist das eine, doch er muss auch zum Abnehmer kommen. „Die Netze sind mein Herzensthema“, sagt Müller und betont, dass konsequent das Netz ausgebaut werde – sowohl im ländlichen als auch städtischen Raum.

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Zum besseren Verständnis: Im Vergleich mit einem Straßennetz besitzt die Naturenergie sowohl Autobahnen als auch Bundes- und Landesstraße und sogar kleine Dorfstraßen. Damit alles reibungslos funktioniert, müssen erneuert, ausgebaut und investiert werden:

  • 95 Millionen Euro für den Neubau von rund 95 Kilometer Hochspannungsleitungen,
  • 339 Millionen Euro für den Neubau von rund 1131 Kilometer Niederspannungsleitungen,
  • 245 Millionen Euro für den Neubau von 700 Kilometern Mittelspannungsleitungen und
  • 21 Millionen Euro für den Neubau von Ortsnetzstationen.

Hinzu kommen dann noch die Umspannwerke: Sechs Stück sollen für rund 80 Millionen Euro neu gebaut und 22 Millionen Euro sollen in die Erhöhung der Übertragungsfähigkeit von acht weiteren Umspannwerken investiert werden.

3. Das Umspannwerk Beuren

Eines der Umspannwerke, in das investiert wird, ist Beuren in der Nähe des Autobahnkreuzes Hegau. 15 Millionen Euro sollen hier dafür sorgen, dass die Einspeiseleistung vervierfacht werden kann. Das Stichwort: zukunftsfähiges Stromnetz. In Zahlen bedeutet das: Aktuell spießt Beuren 59 Megawatt ein, bis ins Jahr 2045 sollen es dann 230 Megawatt sein. Damit soll der steigende Leistungsbedarf, der aus Elektromobilität, Wärmepumpenausbau und Gewerbeansiedlungen resultiere, gedeckt werden.

15 Millionen Euro investiert Naturenergie in den Ausbau und die Modernisierung des Umspannwerks Beuren, das in unmittelbarer Nähe des ...
15 Millionen Euro investiert Naturenergie in den Ausbau und die Modernisierung des Umspannwerks Beuren, das in unmittelbarer Nähe des Autobahnkreuzes Hegau liegt. | Bild: Naturenergie

4. Das Hochtemperatur-Netz Saas-Fee

19,3 Millionen Euro werden in Saas-Fee im Wallis investiert. Gemeinsam mit der Kommune wird dort ein Hochtemperatur-Netz gebaut, das rund 40 Prozent des örtlichen Verbrauchs decken soll. Die Heizleistung sei viermal so hoch wie beim bereits bestehenden Tieftemperaturnetz. Ähnliche Projekte gebe es auch auf deutscher Seite, wie beispielsweise in Grenzach-Wyhlen oder Donaueschingen.

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