Der Kreistag in Waldshut findet es gut, dass der Kanton Aargau den Bau einer neuen Rheinbrücke westlich Waldshuts offenbar nicht mehr weiterverfolgt und die neue Brücke als Ersatz für die alte Verbindung zwischen Waldshut und Koblenz entweder an deren Standort oder weiter östlich bauen will.
Das ist in der jüngsten Sitzung des Kreistags deutlich geworden. Das Gremium hatte sich mit dem kantonalen Verkehrskonzept für das Gebiet Zurzibiet beschäftigt und einstimmig eine Stellungnahme verabschiedet, die noch mit den angrenzenden deutschen Gemeinden und dem Regionalverband abgestimmt werden soll.
Darum geht es beim Verkehrskonzept
Bei ihrer Infrastrukturplanung geht die Schweiz sehr akribisch vor. Der Kanton Aargau erarbeitet nicht nur einfach ein Verkehrskonzept, er unterteilt dieses noch in regionale Gesamtverkehrskonzepte. Und das regionale Gesamtverkehrskonzept Ostaargau ist wiederum unterteilt in die drei Teilräume „Baden und Umgebung“, „Brugg-Windisch“ und das Zurzibiet.
Dabei handelt es sich um mit der Siedlungsentwicklung abgestimmte Gesamtplanungen für alle Verkehrsträger und Mobilitätslösungen. Phase eins – im wesentlichen eine Situationsbeschreibung – ist jetzt abgeschlossen. Sie enthält auch das für den Landkreis Waldshut und die Region Waldshut-Tiengen so wichtige Teilprojekt Rheinbrücke Waldshut-Koblenz.
Rheinbrücke ist alt und sehr eng
Dabei besteht Handlungsbedarf, weil die bestehende Straßenbrücke zwischen Waldshut und Koblenz in etwa zehn bis 15 Jahren ihr Lebensende erreichen wird. Auch ist die Brücke sehr eng, so dass es im Begegnungsverkehr von Lastkraftwagen immer wieder zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommt.
Untersuchungen haben ergeben, dass die Brücke überwiegend dem regionalen Verkehr dient. Wie Landrat Martin Kistler dem Kreistag berichtete, sind im Aargau mehrere Trassen für die neue Brücke untersucht worden, die in vier Variantenfamilien zusammengefasst wurden:
Diese vier Varianten kommen in Frage
Ost – im Bereich des Obi-Kreisels, Mitte im Bereich der bestehenden Brücke, West im Bereich Schmittenau/Freibad und West-West zwischen Waldshut und Dogern. Vom Kreistag ausdrücklich begrüßt wurde, dass die beiden westlichen Variantenfamilien offensichtlich nicht weiter verfolgt werden.
Für die beiden anderen Variantenfamilien sollen jetzt jeweils zwei bis drei Varianten intensiver untersucht werden. An diesen planerischen Überlegungen werden auch die deutschen Verkehrsbehörden beteiligt.
Das sagen die Kreisräte
Für die Stadt Waldshut-Tiengen machten Harald Würtenberger (Freie Wähler) und Petra Dorfmeister (CDU) deutlich, dass die Verbindung von sehr großer Bedeutung fürs Gewerbe und auch die Pendler sei. Wünschenswert, so Würtenberger, wäre eine Brücke im Osten. So könnte der Querverkehr bis zum Zollknoten auf deutscher Seite vermieden werden.
Bundestagsabgeordneter Felix Schreiner (CDU) machte deutlich, dass es sich nicht nur um eine Verbindung zwischen Waldshut und Koblenz handle, sondern um eine zwischen Deutschland und der Schweiz. Da brauche es wohl einen Staatsvertrag, der noch ausgearbeitet werden müsse.
Schreiner wies auch darauf hin, dass sich die Sanierung der parallel verlaufenden Eisenbahnbrücke noch einmal um zwei Jahre verlängern werde. Und das nächste Problem sei der Vorstauraum. Die Lösung der Probleme mit dem Vorstauraum auf deutscher Seite, so sagte Schreiner, solle in den regionalen Gremien eine größere Rolle spielen.
Klaus Denzinger (FDP) mahnte, bei allem berechtigten Bemühungen um eine Lösung der Verkehrsprobleme bei Waldshut auch den Bau einer weiteren Rheinbrücke bei Bad Säckingen nicht aus den Augen zu verlieren. Die Planung des Sisslerfelds schreite in großen Schritten voran. Da werde sich die Verkehrssituation im Westen des Kreises Waldshut nicht erst in 20 Jahren, sondern schon sehr bald verschärfen.