Dauerstau auf der B34, kein Wunder bei täglich bis zu 28.400 Fahrzeugen, davon teils mehr als 3000 Lastwagen. Die Region harrt weiterhin auf eine Lösung für das Chaosareal rund um den Waldshuter Zoll. Und die könnte jetzt kommen, in Form des Ausbaus der B34 zwischen Lonza-Kreisel und A98-Anschlussstelle Tiengen-West. Heidi Götz und Dieter Bollinger vom Regierungspräsidium Freiburg stellten das Projekt in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gemeinderats von Waldshut-Tiengen in der Stadthalle vor.

Lastwagen-Schlange: So sieht das Chaos rund um den Waldshuter Zoll von oben aus.
Lastwagen-Schlange: So sieht das Chaos rund um den Waldshuter Zoll von oben aus. | Bild: go360.photo

Bis zu 1300 Lastwagen täglich in der Abfertigung

Bollinger skizzierte den Ist-Zustand so: Tägliche Überstauung des Zollhofs mit angeschlossenem Lastwagen-Stauraum, Rückstau der Lastwagen auf die B34, massive Behinderungen des Verkehrs auf der B34 in Ost-West-Richtung und ins Gewerbegebiet Hochrhein, Ausweich- und Schleichverkehr auf Gemeinde-, Kreis- und Landesstraßen und in die Ortsteile. Bollinger nannte bis zu 1200 Lastwagen, die täglich am Waldshuter Zoll abgefertigt werden. In den Spitzenzeiten, vor den schweizerischen Sommerferien, Ostern, Pfingsten und Weihnachten, seien es sogar 1300.

Und das ist der Plan: Die B34 soll zwischen Lonza-Kreisel und A98-Anschlussstelle auf einer Länge von 1,12 Kilometern teils drei-, teils vierspurig ausgebaut werden. Am Knotenpunkt B34/L161 sollen Einfädelspuren Leistungsfähigkeit und Verkehrssicherheit erhöhen. Teil des Projekts ist auch, die Radwegverbindung zwischen Waldshut und Tiengen zu verbessern, inklusive der Verbreiterung der an den Ford- und Mercedes-Autohäusern gelegenen unübersichtlichen B34-Unterführung auf vier Meter, um diese sicherer zu machen. Der barrierefreie Umbau der Bushaltestellen gehöre dazu, ebenso wie, das Areal auf eine kommende zweite Rheinbrücke vorzubereiten.

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Kosten von 5,9 Millionen Euro nicht mehr realistisch

„Wir haben die Vorplanung jetzt abgeschlossen“, sagte Bollinger. Folgen würden Entwurfsplanung, Planfeststellungsverfahren und Ausführungsplanung. Mit Baustart 2029 könne das Projekt dann 2031/32 fertiggestellt sein. Die Kosten gab er mit 5,9 Millionen Euro an. Gab aber gleich mitzubedenken, dass sie, von 2019 stammend, heute um einiges höher liegen dürften, allein der allgemeinen Teuerung wegen.

Antonia Kiefer (Grüne) ist Gemeinderätin in Waldshut-Tiengen.
Antonia Kiefer (Grüne) ist Gemeinderätin in Waldshut-Tiengen. | Bild: Die Grünen

Doch auch schon die 5,9 Millionen Euro gaben den Gemeinderäten zu denken. Antonia Kiefer (Grüne) sagte: „5,9 Millionen Euro für 1,12 Kilometer, das ist ja Wahnsinn.“ Die Maßnahme werde nichts nützen, prophezeite sie. Es kämen dann noch mehr Lastwagen und die größere Kapazität der Straße sei dann auch wieder erschöpft.

Harald Würtenberger (FW) ist Gemeinderat in Waldshut-Tiengen.
Harald Würtenberger (FW) ist Gemeinderat in Waldshut-Tiengen. | Bild: FW

Harald Würtenberger (FW) unterstrich: „Von mir aus kann das auch zehn Millionen Euro kosten. Hauptsache das Ding kommt.“ Aber auch er beklagte die lange Verfahrensdauer. Der Lastwagen-Stauraum rund um Waldshut-Tiengen sei einfach zu groß. Notfalls müsse man den Bund verklagen, um eine Verringerung zu erreichen. „Wir sind zu attraktiv für die Speditionen, dabei müssten wir unattraktiver werden“, sagte er. Auch Harald Ebi (FDP) sagte, es sei ein „Unding“, dass der Bau womöglich bis 2032 dauere.

Gemeinderat Philipp Studinger (CDU) hielt dagegen: „Es hilft doch alles nichts, wir müssen mit der Situation umgehen.“ Dass nur Kritik aus dem Gemeinderat komme, sei „schade“. Müsse es doch Ziel sein, gegenüber Land und Bund das Signal zu senden, geschlossen hinter dem Projekt zu stehen.

Die Zahl an Lastwagen auf dem bestehenden Vorstauraum ist schon groß. Aber es bräuchte noch mehr Fläche.
Die Zahl an Lastwagen auf dem bestehenden Vorstauraum ist schon groß. Aber es bräuchte noch mehr Fläche. | Bild: Talenta, Nico

Weiterer Lastwagen-Stauraum

Auch Ortsvorsteher meldeten sich zu Wort: Stefan Senn warnte davor, dass Lastwagen zunehmend den Weg über Indlekofen nehmen. Claudio Helling sagte: „Gurtweil ist schon jetzt praktisch eingesperrt. Bis 2032 dauert einfach zu lang.“

Bollinger begründete die lange Verfahrensdauer. Eine Planfeststellung dauere zwar lange, sichere aber auch einen Rechtstitel, um nicht zum Verkauf bereite Grundstückseigner notfalls enteignen zu können. Das Verfahren abkürzen könne, wenn es der öffentlichen Hand, also auch der Stadt Waldshut-Tiengen, gelinge, die fürs Projekt nötigen Flächen aufzukaufen. Blieben indes viele private Grundeigentümer bestehen, könnten diese das Vorhaben mit Klagen noch mehr in die Länge ziehen. Oberbürgermeister Martin Gruner versprach: „Wir versuchen, das zu beschleunigen.“ An Bollinger und Götz appellierte er: „Nehmen Sie den Frust und die Besorgnis von hier mit.“