David Rutschmann

Ende 2022 werden die letzten deutschen Kernkraftwerke vom Netz gehen. Während also zwei bis drei Generationen die Energiegewinnung durch Atomkraft in Deutschland nutzen konnten, wird der entstandene radioaktive Müll noch mehr als 30.000 Generationen belasten. Damit eröffnete Rita Schwarzelühr-Sutter den von ihr initiierten Online-Dialog zum „Verantwortungswerk Atom-Endlager“.

Rita Schwarzwlühr-Sutter, SPD-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin.
Rita Schwarzwlühr-Sutter, SPD-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin. | Bild: Susie Knoll

Das Thema der Diskussionrunde, zu der Schwarzelühr-Sutter drei Referenten eingeladen hatte, brachte die heutige SPD-Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretärin aus Waldshut zurück zu ihren Wurzeln: Sie wurde in der Anti-Atom-Bewegung politisiert. Dennoch bestand mit allen Beteiligten ein Konsens darüber, dass ein sicherer Standort für den radioaktiven Müll gefunden werden müsse.

Öffentliche Beteiligung

Wie genau diese Standortsuche in Deutschland ablaufen wird, erläuterten der Präsident des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE), Wolfram König, und der Geschäftsführer der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), Steffen Kanitz. Beide bemühten sich, in ihren Vorträgen möglichst oft die angestrebte Fairness und Einmaligkeit der öffentlichen Beteiligung an diesem Prozess zu erwähnen. König verwies auf die „Fehler der Vergangenheit“, welche das öffentliche Vertrauen beim Thema atomares Endlager erschütterten: das „Versuchslabor“ für radioaktive Endlagerung im Schachtwerk Asse sowie die aus geologischer Sicht willkürliche Entscheidung für ein Endlager in Gorleben.

Bei der Endlagersuche soll es diesmal dezidiert wissenschaftsbasiert und transparent zugehen. „Das Verfahren soll als fair empfunden werden, damit Vertrauen hergestellt wird“, so König. Dass diese Bemühungen nicht erfolglos sind, war den im Chat gestellten Fragen der Zuhörer zu entnehmen. Sie gingen sehr ins Detail des Prozesses der Standortsuche und Steffen Kanitz nahm sich die Zeit, alle Fragen zu beantworten.

„Wir haben Angst vor der Nuklearisierung unserer Heimat“

Rosi Drayer, Verein LoTI und Fraktionsvorsitzende der SPD im Gemeinderat Hohentengen.
Rosi Drayer, Verein LoTI und Fraktionsvorsitzende der SPD im Gemeinderat Hohentengen. | Bild: Gemeinde Hohentengen

Den inhaltlichen Gegenpol bildete der Vortrag von Rosi Drayer vom Verein LoTI, welcher sich gegen ein Schweizer Endlager in Nördlich Lägern einsetzt – direkt gegenüber Hohentengen, wo Drayer als Parteikollegin Schwarzelühr-Sutters im Gemeinderat sitzt. „Wir haben Angst vor der Nuklearisierung unserer Heimat“, sagte die Ehepartnerin eines Solarzellen-Unternehmers. Dennoch sprach Drayer positiv über die Standortsuche in der Schweiz und das dafür verantwortliche Unternehmen, die NAGRA. „Die NAGRA ist bemüht, die wissenschaftlichen Daten verständlich aufzuarbeiten“, sagte sie. Verständliche Kommunikation, räumten sowohl König als auch Kanitz ein, sei derzeit im deutschen Verfahren noch eine Baustelle.

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