„Diese Mitteilung ist wirklich dramatisch. So ein namhaftes Unternehmen zu verlieren, das tut weh. Das ist das Schlimmste, was passieren kann.“ Bürgermeister Dirk Harscher wurde am Montag, 7. Oktober, von der Nachricht, dass das Unternehmen Würth sein Werk in Schopfheim schließen wird, zumindest teilweise überrumpelt.

Ein Telefonat lässt nichts Gutes erahnen

So sei er zwar vergangene Woche von Würth-Elektronik-Geschäftsführer Andreas Gimmer in einem Telefonat davon in Kenntnis gesetzt worden, dass sich etwas anbahne und deshalb eine Betriebsversammlung angesetzt worden sei. „Vor der Betriebsversammlung wollte er aber nichts Näheres dazu sagen.“ Der Geschäftsführer habe allerdings schon in diesem Gespräch angedeutet, dass sich der Umsatz enorm negativ entwickelt habe. Vor allem aber: Anders als in früheren Phasen – in denen es auch nicht gut lief und deshalb Kurzarbeit angesetzt worden war, etwa im Jahr 2009 – sei dieses Mal die Prognose deutlich schlechter.

Und dann ist es traurige Gewissheit

Harscher: „Ich hatte dennoch gehofft, dass es auf eine Verlängerung der Kurzarbeit hinausläuft. Dass das Unternehmen so die Reißleine zieht, ist dramatisch.“ Am Montag erklärte das Unternehmen in einer Pressemitteilung, dass seine Mitarbeiter am selben Tag darüber informiert wurden, dass die Leiterplattenproduktion in Schopfheim geschlossen wird, nach Informationen der Redaktion zum 31. März.

Harscher: „Hier geht es um Existenzen“

Mit seinen Gedanken sei er jetzt zuallererst bei den mehr als 300 betroffenen Mitarbeitern und deren Familien, sagt Harscher: „Hier geht es um Existenzen.“ Den Betroffenen wünsche er von Herzen, dass sie schnell wieder einen Arbeitsplatz finden“. Das Aus eines Unternehmens in dieser Größe sei aber auch für die Stadt ein Problem. Da gehe es auch um mehr als Gewerbe- und Einkommenssteuer. „Da hängt alles Mögliche dran – bis zum Einzelhandel und zur Gastronomie. Das ist ein Schwarzer Montag für Schopfheim.“

Die dritte negative Nachricht aus dem Gewerbe

Die Schließung von Würth ist nun schon die dritte negative Nachricht aus dem Schopfheimer Gewerbe innerhalb eines Jahres. Vergangenes Jahr hatte Magnetic Autocontrol seine Abwanderungspläne bekannt gemacht. In diesem Sommer kündigte das Unternehmen Faller Packaging seinen Wegzug an. Wie berichtet, hatte deshalb der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Kuri die Stadt und Harscher kürzlich im Gemeinderat hart kritisiert.

Entwicklungspotenzial war noch da

Während allerdings Magnetic und Faller mangels geeigneter Erweiterungsflächen Schopfheim den Rücken kehren, ist bei Würth der Fall anders. Darauf weist auch Harscher hin. „Wir haben keine Handhabe, wenn der Umsatz nicht funktioniert.“ Würth hätte durchaus noch Entwicklungspotenzial am Standort besessen. „Die haben noch Vorratsflächen direkt nebenan. An dem ist es nicht gescheitert.“

Anlagen- und Maschinenbauer haben Probleme

Vielmehr sei insgesamt die wirtschaftliche Lage gerade für Mittelständler der Anlagen- und Maschinenbau-Branche schwierig. Einige andere Unternehmen in Schopfheim hätten in der Produktion bereits Kurzarbeit eingeführt. Harscher: „Die Einschläge kommen näher.“

Wie geht es jetzt weiter?

Bei Würth nun stellen sich für Harscher mehrere Fragen: Wie genau geht es weiter? Gibt es Pläne für das Grundstück und die Gebäude? Mit der Geschäftsleitung von Würth sei bereits beim Telefonat vergangene Woche vereinbart worden, „dass wir uns jetzt in dieser Woche zusammensetzen“. Möglicherweise, so Harscher, „besteht ja die Chance, an diesem Standort etwas Neues zu entwickeln. Im Moment allerdings sind wir da grad noch ganz weit weg davon.“

Das könnte Sie auch interessieren

Zwischen Schock und Erleichterung

„Manche waren geschockt von der Nachricht“, erklärt einer der betroffenen Mitarbeiter auf Anfrage dieser Zeitung. „Andere wiederum waren regelrecht erleichtert, weil sie nun Klarheit haben.“ Mit dieser Gewissheit wurden die Beschäftigten am Montag auch nach der Verkündung der Schließung größtenteils nach Hause geschickt, die Spätschicht sei gestrichen worden.

Die Gerüchteküche brodelte schon länger

Die Stimmung, so der Mitarbeiter, der seit rund acht Jahren am Standort arbeitet, sei schon länger schlecht gewesen, unter anderem bedingt durch die vor allem seit der Corona-Zeit immer wieder verordnete Kurzarbeit, die für viele eine Belastung gewesen sei. Nun sei für die Belegschaft immerhin klar, dass Ende März 2025 Schluss ist. „Die Gerüchteküche brodelte schon länger. Man hat es eigentlich erwartet.“ Vom Betriebsrat erhoffe sich die Belegschaft, dass eine verträgliche Lösung gefunden wird.

Das könnte Sie auch interessieren