Die Hochschwarzwald-Card wird am 31. Dezember vorläufig zum letzten Mal als Skipass im Liftverbund Feldberg anerkannt. Sehr lange Verhandlungen zwischen der Hochschwarzwald Tourismus GmbH (HTG) und dem Liftverbund Feldberg haben zu dieser Entscheidung geführt.
Was ist der Hintergrund des Streits?
Hintergrund sind Querelen um die Abrechnungsmodalitäten der Karte, mit denen vor allem der Liftverbund sich nicht einverstanden zeigte. Der Liftverbund habe sich mehr Transparenz gewünscht, informiert Herbert Kreuz, Pressesprecher der HTG. „Wir haben festgestellt, dass man einige Punkte anders gestalten muss, man konnte nicht alle Rechnungen vollständig nachvollziehen“, so Adrian Probst, der als Bürgermeister von St. Blasien Vorsitzender des Liftverbunds Feldbergs ist. Die HTG habe bei der Jahreshauptversammlung den Umlageschlüssel offen gelegt, informiert Herbert Kreuz. Auch ein Anwalt und ein Wirtschaftsprüfer hätten als unabhängige Instanzen das System geprüft und für gut befunden, so Kreuz.
Probst spricht im Gespräch mit dem SÜDKURIER ein weiteres Problem an: Der Vorteil der Karte habe sich für den Liftverbund nicht erschlossen. Der Liftverbund hätte mit der Karte Rabatte in Höhe siebenstelliger Beträge gewährt und hätte das dann auch in einer Corona-Saison tun müssen, in der der Liftverbund geringere Umsätze habe. Im Allgemeinen hält Probst die Karte für ein gutes Werbemittel. Für Attraktionen, die Frequenz brauchen, mache sie Sinn. „Der Feldberg ist aber ohnehin schon so stark frequentiert“, so Probst. Das sei eine Sichtweise, die man berücksichtigen müsse.
Welche Lösungsvorschläge gab es?
Die HTG hat laut Aussage von Kreuz daraufhin dem Liftverbund mehrere Lösungsvorschläge gemacht. Zum einen habe sie vorgeschlagen, den Festbetrag zu erhöhen, den der Liftverbund für die Beteiligung an der Karte bekommt, vor allem in schwächeren Zeiten. Und zum anderen habe sie vorgeschlagen, eine Zusatzkarte einzuführen, mit der Card-Nutzer einen Aufschlag für die Liftkarte zahlen.
Beide Vorschläge seien vom Liftverbund abgelehnt worden, so Kreuz. „Die Verhandlungen haben sich lange hingezogen, aber wir haben leider keine Einigung erreicht“, sagt der Pressesprecher der HTG. Zur vorgeschlagenen Zusatzkarte gibt Adrian Probst vom Liftverbund ein Rechenbeispiel: Die Zusatzkarte hätte die HTG-Gast für fünf Tage 45 Euro gekostet, pro Tag also neun Euro. Das Tagesticket für alle anderen Skifahrer kostet jedoch rund 40 Euro. Wenn dann hochgerechnet 100.000 HTG-Gäste zum Skifahren kämen, wäre dies wiederum nicht wirtschaftlich für den Liftverbund.
Wie wird die Karte finanziert?
2000 Gastronomiebetriebe befinden sich im Gebiet der HTG. Davon bieten 500 die Hochschwarzwald-Card ihren Gästen an. Ab zwei Übernachtungen erhalten die Gäste mit der Karte kostenlose Zusatzleistungen und können somit über 100 Freizeitattraktionen im Hochschwarzwald zum Nulltarif erleben. Die Karte ist umlagefinanziert. Das bedeutet: Jeder Gastgeber, der die Card anbietet, zahlt pro Gast und Übernachtung einen Betrag von fünf Euro an die HTG. Diesen Betrag legt der Gastgeber meist auf den Übernachtungspreis um. 80 Prozent der Umlage schüttet die HTG wiederum an die Freizeitbetriebe aus. 15 Prozent wird für die Organisation, Technik und das Marketing der Karte verwendet und fünf Prozent für weitere Aufwendungen für die Karte.
Wird es noch eine Einigung geben?
„Wir wollen die Karte nun noch transparenter machen und allen Beteiligten von vorneherein deutlich machen, wo das Geld hinfließt“, so Herbert Kreuz. Adrian Probst sagt dazu: „Ich freue mich, dass man Punkte verbessert, mehr Einfachheit und Transparenz schafft, dann kann Vertrauen und ein gutes Miteinander entstehen, wir sind auf einem guten Weg.“ Für die nächste Saison 2021/2022 wolle man erneut zusammensitzen und verhandeln, sind sich beide Seiten einig. „Wenn uns Modell einfallen, die Gastgebern und dem Liftverbund einen wirtschaftlichen Vorteil bringen, dann steht einer weiteren Kooperation nichts im Weg“, sagt Probst.
Lohnt sich die Hochschwarzwald-Card?
Die Gäste würden die Karte im Schnitt nur 2,6 Mal in ihrem Urlaub nutzen, so Kreuz. So mache die Karte für die Freizeitbetriebe Sinn. Denn: Die Gastgeber zahlen ja die Umlage für jeden Urlaubstag, auch dann, wenn die Karte nicht genutzt wird. „Die Karte hat eine ungeheuere Werbewirkung, das sieht man auch in den Übernachtungszahlen“, so Kreuz.
Die Card-Betriebe hätten im Schnitt mehr Übernachtungen und eine bessere Auslastung als jene, die keine Hochschwarzwald-Card anbieten, so der Pressesprecher. Seitdem die Karte vor zwölf Jahren mit der Gründung der HTG zum ersten Mal angeboten wurden, würden die Betriebe steigende Übernachtungszahlen verzeichnen. Die Karte sei vor allem für junge Familien schon ein Argument in den Hochschwarzwald zu kommen, so Kreuz.
Gibt es so den Schwarzwald zum Nulltarif?
Manche Kritiker schreiben in Foren darüber, dass die Hochschwarzwald-Card dazu führe, dass der Schwarzwald zum Billigprodukt werde. Dem widerspricht HTG-Pressesprecher Herbert Kreuz vehement. „Die Karte gibt es nicht umsonst, sie wird ja durch ein Umlageverfahren finanziert“, erklärt er. Und damit sei auch klar, warum eben Gäste die Karte angeboten bekämen, Einheimische jedoch nicht. „Ein Übernachtungsgast lässt im Schwarzwald im Schnitt 94 Euro pro Tag liegen, die Wertschöpfung ist also durchaus vorhanden“, betont Kreuz. Er macht außerdem deutlich: „Jeder, der hier lebt, lebt direkt oder indirekt vom Tourismus.“ Es sei eine Wertschöpfungskette, denn wenn die Region für die Touristen attraktiv bleibe und die Infrastruktur stimme, bleibe sie auch ein attraktiver Erholungs- und Lebensraum für die Einheimischen.
Die HTG und ihre Karte
Wie geht es weiter ohne den Partner Liftverbund?
Bisher hat die HTG auch das Marketing für den Liftverbund Feldberg übernommen, auch dies ist nun beendet. Der Liftverbund vermarktet sich ab sofort selbst. Dass der Vertrag zur Kooperation mit der Hochschwarzwald-Card zum Ende des Jahres ausläuft, sei klar gewesen, doch die HTG habe mit einer Weiterführung gerechnet. „Es ist natürlich schade, dass die Kooperation abläuft, denn mit dem Liftverbund in der Karte hatten wir eine Leistung, die es so nirgends gibt“, sagt Herbert Kreuz. Seit der Gründung vor zwölf Jahren arbeite die HTG mit dem Liftverbund zusammen. „Wir hoffen, dass es in weiteren Gesprächen wieder eine Einigung für die nächsten Jahre gibt“, so Kreuz.

Wie wird die Skisaison mit Corona aussehen?
In dieser Woche will der Liftverbund ein umfangreiches und komplexes Konzept für einen Liftbetrieb unter Pandemie-Bedingungen ausarbeiten, informiert Adrian Probst. Dieses Konzept soll dann der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Er sagt aber auch: „Wir müssen erst schauen, ob wir überhaupt eine Skisaison möglich machen können, das ist alles andere als sicher.“ Die Fachverbände schlagen eine Reduzierung der Gästezahl auf die Hälfte eines guten Tages vor. Hinzu kämen viele Hygienevorkehrungen und mehr Personal. Ob das wirtschaftlich sein kann, wisse man noch nicht. „Wir wollen aber nach Kräften eine Skisaison ermöglichen“, betont der Vorsitzende des Liftverbunds Feldberg.