Schon einmal etwas vom „warmherzigen Freund des armen Mannes“ gehört? Nein? Die Rede ist vom „Hotzenblitz“, diese in Notzeiten vor allem auf dem Hotzenwald verbreitete angebliche Naturerscheinung in gewitterträchtigen Nächten. Konnte der im baufälligen Haus selbst gelegte Brand nicht bewiesen werden, half die Versicherung finanziell beim Neubau.
Geschichtsverein befasst sich mit dem Thema
Mit diesem heißen Thema befasste sich im Mai 2005 in Waldshut der Geschichtsverein, wobei der Referent sich einer 1956 erstellten wissenschaftlichen Studie eines Amtsgerichtsrats bediente. Verarbeitet waren darin die beim Landgericht Waldshut gemeldeten Brandfälle in den Jahren 1923 bis 1956 „unter besonderer Berücksichtigung des Hotzenwaldes“.
Der Landstrich galt als Notstandsgebiet
Zwischen Wehra und Schlücht wurden 416 Täter nachgewiesen. Dieser klimatisch benachteiligte und von häufigen Missernten heimgesuchte Landstrich galt über Jahrhunderte zu Recht als Notstandsgebiet, dem viele Auswanderer den Rücken kehrten.
Der „warme Abbruch“ war oft die einzige Möglichkeit
Für die meist ärmlichen, strohgedeckten Häuser, die nur schwer repariert werden konnten und für die seit Maria Theresias Zeiten Prämien für die früh eingeführte Feuerversicherung gezahlt wurden, war der „warme Abbruch“ oft die einzige Möglichkeit des Überlebens. Der Nachweis der Brandursache war oft schwierig, viele Ermittlungen blieben erfolglos, weil Staatsanwalt und Gendarmerie von der Bevölkerung nicht unterstützt, teils sogar behindert wurden.
Höchststand an Brandstiftungen im März
Jahreszeitlich wies der März laut Statistik den Höchststand an Brandstiftungen auf. Bis zum nächsten Winter konnte man dann ein neues Haus beziehen. Mit 56,9 Prozent war Samstag auf Sonntag der brandgefährlichste Tag. Gelegt wurden die Feuer mit dem Streichholz, an zweiter Stelle mit dem Spätzünder Kerze, in der neuen Zeit auch mit herbeigeführten elektrischen Kurzschlüssen.
Mehr Brandstiftung im Hotzenwald nachgewiesen
Laut der Studie waren in der besagten Region von 1923 bis 1956 von allen 2368 Brandfällen 1182 (49,9 Prozent) auf kriminelle Ursachen zurückzuführen: 437 (18,4 Prozent) auf Vorsatz und 745 (31,4 Prozent) auf Fahrlässigkeit. Was für den Hotzenwald eine erheblich höhere Brandstiftungskriminalität als in anderen Regionen bedeutete.