Fritz Beck sagt über sich selbst, er sei der reichste Mensch der Welt. „Ich bin morgens schon glücklich“, sagt er. Glück, das ist für ihn: Frühstück im Kreis der Großfamilie, zu der vier Generationen im Alter von fünf Monaten bis 85 Jahren gehören.

Familie, Gesundheit – das ist Glück

Oder die Tatsache, dass er und seine Frau Elke an diesem sonnigen Junitag auf zwei der Enkelkinder aufpassen und mit ihnen Zeit verbringen werden. Glück ist für ihn aber auch das Wissen, dass seine Familie gesund ist. „Was gibt es denn wichtigeres?“, sagt er. Und fügt hinzu: „Mitnehmen kann letztlich keiner was.“

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Deshalb ist es dem Wirt der Waldau-Schänke eine Herzensangelegenheit, etwas abzugeben. Seit 16 Jahren betreiben die Becks die Waldau-Schänke, seit 13 Jahren unterstützen sie mit Spenden aus Events, Konzerten und Veranstaltungen in ihrem Ausflugslokal die Katharinenhöhe in Schönwald.

Fast eine Viertelmillion Euro

Die enorme Spendensumme von 225.000 Euro ist in in diesen 13 Jahren im Spendenkässchen mit dem Logo der Katharinenhöhe gelandet.

Stephan Maier, Geschäftsführer und psychosozialer Leiter der Katharinenhöhe, ist für diesen Einsatz mehr als dankbar: „So ein selbstloses Engagement, so einen enormen Einsatz kann man gar nicht überschwänglich genug loben“, sagt er. Zugleich sei Fritz Beck ein ausgesprochen bescheidener Mensch, der nicht gern im Rampenlicht stehen wolle.

Die Bürgermeister Ralf Pahlow aus Tuningen (von links), Martin Ragg aus Niedereschach und Rudolf Fluck aus Mönchweiler spielen beim ...
Die Bürgermeister Ralf Pahlow aus Tuningen (von links), Martin Ragg aus Niedereschach und Rudolf Fluck aus Mönchweiler spielen beim weihnachtlichen Benefizabend in der Waldau-Schänke. Bei diesen Abend kommen stets mehrere Tausend Euro zusammen. | Bild: Cornelia Putschbach

„Im Gegenteil, er stellt sein Licht eher unter den Scheffel“, sagt Maier. Dabei interessiere er sich sehr für die Arbeit und die Projekte der Katharinenhöhe – und bringe die Spendengelder immer persönlich vorbei, oft sogar mit dem Fahrrad.

Aktuell hat die Katharinenhöhe in die Physiotherapie-Abteilung investiert. Ein zehn-Millionen-Euro-Projekt, bei dem ein Anbau und ein Indoor-Spielbereich entstehen. Für Kinder, die nach einer Krebsoperation eine Prothese tragen oder infolge eines Gehirntumors unter Lähmungserscheinungen leiden, sei die Physiotherapie ein immens wichtiger Baustein, um Mobilität und damit Lebensqualität wiederzuerlangen, sagt Stephan Maier.

Zu Projekten wie diesen tragen die Familie Beck und ihre Helfer seit vielen Jahren bei. „Unsere Mitarbeiter spenden zum Beispiel ihr komplettes Trinkgeld an die Katharinenhöhe“, sagt Fritz Beck, der hauptberuflich als Werkzeugmacher arbeitet.

Fritz und Elke Beck in der einstigen Stube des Hofes. Fritz Beck, Jahrgang 1961, hat hier seine Kindheit verbracht. „Damals hatten wir ...
Fritz und Elke Beck in der einstigen Stube des Hofes. Fritz Beck, Jahrgang 1961, hat hier seine Kindheit verbracht. „Damals hatten wir keine Toilette im Haus“, erinnert er sich. „Das können sich junge Menschen heute gar nicht mehr vorstellen.“ | Bild: Göbel, Nathalie

Mitarbeiter spenden ihr Trinkgeld

„Und die machen das gerne“, weiß Stephan Maier aus Gesprächen mit den Teilzeitkräften, die das Ehepaar Beck an den Öffnungstagen der Waldau-Schänke unterstützen. Erst in der Woche vor dem Gespräch habe er 900 Euro Trinkgeld in Empfang nehmen dürfen.

Der Geschäftsführer selbst ist bei den Benefizabenden in der Waldau-Schänke stets auch persönlich vor Ort. Immer herrsche dort eine gute Stimmung und „man bekommt das beste Essen“, sagt Maier.

Idylle im Schatten der Burgruine: Seit 16 Jahren bewirten Fritz und Elke Beck in der Waldau-Schänke.
Idylle im Schatten der Burgruine: Seit 16 Jahren bewirten Fritz und Elke Beck in der Waldau-Schänke. | Bild: Göbel, Nathalie

Besonders beeindruckt Maier, dass Fritz Beck nicht nur selbst viel gebe, sondern auch andere mitziehe. Nicht nur sein Team, das sein Trinkgeld spendet, sondern auch die Musiker, die ohne Gage auftreten oder auch die Metzgerei Hug aus Tannheim, die das Fleisch für die Benefizabende kostenlos zur Verfügung stellt. Auch seine Schwiegermutter Marlene, mit 85 Jahren die älteste in der Großfamilie, hilft nach Kräften noch mit.

Auf die Idee, sich für die Rehaklinik einzusetzen, kam das Ehepaar Beck über eine Mitarbeiterin: Diese besichtigte mit ihrem Landfrauenverein in der Katharinenhöhe und war von der dort geleisteten Arbeit tief beeindruckt.

Im Haus erinnern viele Bilder an die Geschichte der Ruine Waldau. Erbaut wurde die einstige Burg im 13. Jahrhundert.
Im Haus erinnern viele Bilder an die Geschichte der Ruine Waldau. Erbaut wurde die einstige Burg im 13. Jahrhundert. | Bild: Göbel, Nathalie

Spenden statt Weihnachtsgeschenken

Etwa zum gleichen Zeitpunkt überlegten die Becks, was man sie ihrem Team zu Weihnachten schenken könnten – und entschieden sich nach dem begeisterten Bericht der Mitarbeiterin, an die Katharinenhöhe zu spenden, anstatt in Präsente zu investieren. Eigentlich, so die Überlegung, hat doch sowieso jeder alles.

„Wir möchten damit zum Ausdruck bringen, dass es uns nicht nur gut geht, sondern sogar sehr gut“, sagt Beck. Krieg in Nahost, der aktuelle Angriff Israels auf Iran, ein US-Präsident, der sein Land ins Chaos führt – die aktuelle Weltlage ist nicht gerade dazu geeignet, Optimismus zu verbreiten.

Deshalb findet Fritz Beck: Wem es gut geht, wer zufrieden und auch demütig lebt, kann problemlos etwas abgeben. Und es ist ihm auch ein Anliegen, das an jüngere weiterzugeben – beispielsweise an die jungen Servicekräfte in der Waldau-Schänke, die nach dem Schulabschluss für eine Weile hier arbeiten.

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Was wirklich zählt

Jungen Menschen ein Vorbild sein – das ist ihm wichtig. Und auch, sich selbst ein Bild davon zu machen, was mit dem gespendeten Geld geschieht und wie es den schwer kranken jungen Menschen hilft. Ihn stört, dass in unserer Gesellschaft oft auf hohem Niveau geklagt wird. Er habe schon viele junge Patientinnen und Patienten der Katharinenhöhe kennengelernt – geklagt habe keiner. „Das erdet einen.“