Es klingt ein bisschen schleifend. Nicht unbedingt metallisch-kreischend, so wie im Sommer 2023, aber es ist doch deutlich zu hören. Die Schwarzwaldbahn, so scheint es zumindest, ist wieder lauter geworden.
Hinweis aus Hornberg
Zumindest ist sie mancherorts seit einiger Zeit wieder deutlich zu hören: In Hornberg etwa, wie uns Anwohner Alesandro Franco in einer E-Mail schildert: Er erinnert sich noch gut an das Jahr 2023, als die kreischenden Räder beinahe im Stundentakt zu hören waren.
Einzelne Züge unter Verdacht
„Es sieht nun wieder so aus, dass einzelne Züge der Schwarzwaldbahn wieder lauter werden“, schreibt er. Der erste Zug morgens und der letzte am Abend sind seinem Gefühl nach die lautesten.
Anwohner aus St. Georgen und aus den Villinger Wohngebieten Erbsenlachen und Welvert schildern ähnliche Beobachtungen, wonach die Züge wieder stärker zu hören sind.
Doch wie laut ist es wirklich? Erreicht die Bahn wieder Spitzenwerte von fast 100 Dezibel wie vor zwei Jahren? Wir messen mit dem redaktionseigenen Schallpegelmesser an der Fußgängerbrücke beim Villinger Kurgarten nach.

Mittwoch, 27. August, früher Abend. Es ist 18.22 Uhr, als sich der Regionalexpress (RE) vom Villinger Bahnhof nähert. Er erreicht einen Spitzenwert von 82,4 Dezibel, vergleichbar mit einem Rasenmäher oder einem Streitgespräch. Ein kreischendes Geräusch ist nicht zu hören.
So laut wie eine Hauptverkehrsstraße
Der zwei Minuten später aus Richtung Offenburg kommende RE ist lauter: 86,5 Dezibel ist hier der Spitzenwert, was etwa einer Hauptverkehrsstraße entspricht.


Donnerstag, 4. September, vormittags: Um 11.04 Uhr erreicht der RE aus Richtung Offenburg den Messpunkt. 85,1 Dezibel sind der Spitzenwert, auch dieser Zug klingt nicht außergewöhnlich laut.

Vergleichsmessung einen Tag später: Freitag, 5. September, diesmal um kurz nach 12 Uhr. Als Erstes kommt ein schwer beladener Güterzug aus Richtung Villinger Bahnhof angerauscht: Das Messgerät zeigt 87,2 Dezibel an. Kurz darauf erreicht die Schwarzwaldbahn den Kurgarten: 86,8 Dezibel.

Übermäßig laut ist – entgegen dem subjektiven Empfinden mancher Anwohner – keiner der Züge.
Bahn geht auf Ursachensuche
Nachfrage bei der Bahn. Der für die Schwarzwaldbahn verantwortliche Mitarbeiter sei die Strecke nach dem Hinweis des SÜDKURIER abgefahren. Auch er habe keinen besonders hohen Lärmpegel feststellen können, sagt eine Bahn-Sprecherin der Bahn-Pressestelle in Stuttgart.
Beschwerden bleiben bislang aus
Auch beim Zugpersonal habe man nachgefragt – also bei denjenigen, die tagtäglich auf der Strecke unterwegs sind. Auch sie hätten keine besonders lauten Fahrgeräusche wahrgenommen.
Über die Städte und Gemeinden, mit denen die Bahn im engen Austausch stehe, seien bisher ebenfalls keine Beschwerden herangetragen worden, so die Sprecherin.
Radsätze unter genauer Beobachtung
Gerade die Radsätze, die vor zwei Jahren als Ursache für das kreischende Geräusch ausgemacht wurden, kontrolliere man intensiv. Sowohl turnusmäßig als auch, sobald eine Auffälligkeit festgestellt werde.
Auch die an den Schienen installierten Anlagen, die dafür sorgen, dass die Schienen stets geschmiert sind, würden regelmäßig überprüft, das Schmiermittel den Rahmenbedingungen entsprechend dosiert.
Ist die Witterung schuld?
Eine abschließende Erklärung für die – zumindest subjektiv so empfundenen – lauten Züge hat auch die Bahn-Sprecherin nicht. Womöglich sei auch die Witterung ein Grund.
Das ist durchaus denkbar: Meteorologische Einflüsse können die Schallausbreitung begünstigen nach Angaben des Expertennetzwerks des Bundesministeriums für Verkehr die Schallausbreitung.
Was dafür spricht: Vor genau einem Jahr, Ende August 2024, war das Lärmthema ebenfalls wieder aufgekommen. Auch damals konnte keine konkrete Ursache benannt werden