In den vergangenen Jahren hat der Mediziner Mohamed Jafar sich vor allem als einer der Protagonisten des Ühlinger Ärztestreits eine gewisse Bekanntheit erworben. Doch das Ringen um die Nachfolge in einer Landarztpraxis ist nur ein Akt in einer ganzen Reihe von öffentlichkeitswirksamen Eskapaden zwischen Hochrhein und Südschwarzwald die alle ins Jahr 2020 zurückreichen. Ein Überblick:
Die gescheiterte Praxisübernahme in Görwihl
Im Jahr 2020 machte Jafar erstmals auf dem Hotzenwald von sich reden. Hier hatte er die Übernahme der Praxis eines alteingesessenen Allgemeinmediziners in Görwihl geplant. Diese scheiterte allerdings.
Im Anschluss daran erhob er schwere Vorwürfe gegen die Gemeinde Görwihl und den damaligen Bürgermeister Carsten Quednow, dem er mangelnde Unterstützung vorwarf. Konkret hatte der Arzt bei der Gemeinde einen „einmaligen Kredit“ aufnehmen wollen. Diesem Ansinnen hatte die Gemeinde nach Rücksprache mit dem Kommunalamt des Landratsamts Waldshut eine Absage erteilt.
Die Aufsichtsbehörde hatte argumentiert, dass ein solches Geschäft nicht mit dem Kommunalrecht vereinbar sei, da die Gewährung von Krediten „Sache einer Bank, jedoch keine Gemeindeaufgabe“ sei.
Jafar reagierte mit einem offenen Brief, in dem er seine Pläne begrub und die „mangelnde Flexibilität“ der Gemeinde und ihres Bürgermeisters dafür verantwortlich machte. Quednow wies derartige Unterstellungen als „Verleumdung“ zurück.
Von Ärztestreit bis Räumungsklage in Ühlingen-Birkendorf
Ebenfalls 2020 bahnte sich Jafars Übernahme der Praxis Berg in Ühlingen an. Berg hatte Jahre lang nach einem Nachfolger gesucht. Die Hoffnung, diesen in Jafar gefunden zu haben, waren groß. Die Praxisübergabe wurde angepeilt.
Was zunächst nach einer zukunftsweisenden Lösung für das 1100-Einwohner-Dorf aussah, scheiterte kurz vor der geplanten Übernahme durch Jafar. Die Hintergründe der Auseinandersetzung, die im offenen und öffentlich ausgetragenen Eklat mündeten und seither immer wieder die Gerichte beschäftigten, sind bis heute nicht in allen Teilen abschließend geklärt.
In der Folge praktizierte Jafar zunächst einige Häuser von Bergs Praxis entfernt in einer provisorischen Praxis. Nachdem Berg seine Praxis im Alten Rathaus geräumt und in einen Gebäudeanbau umgezogen war, zog Jafar dann doch dort ein.
Da der Vermieter mit dem Mediziner keinen Mietvertrag abschließen wollte, sprang die Gemeinde als Mieter in die Bresche und vermietete ihrerseits die Räume an Jafar. Dieser stellte jedoch nach einigen Monaten den Praxisbetrieb ein und zahlte fortan auch keine Miete mehr. Begründung: Konkurrent Berg betrieb seinerseits im Nebengebäude die Praxis weiter. Aus Jafars Sicht ein unhaltbarer Zustand, der ihm massive wirtschaftliche Schäden zufügte. Auch hier machte der Mediziner nicht zuletzt den Bürgermeister der Gemeinde, Tobias Gantert, für die Probleme verantwortlich.
Das Landgericht sah dies anders: Vergangene Woche gab es einer Räumungsklage der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf statt. Jafar muss die Räumlichkeiten zurückgeben und die Mietaußenstände nachbezahlen. Eine Widerklage des Arztes auf Schadensersatz wurde abgewiesen.
Hängepartie im Kleinen Wiesental
Ende 2020 hatte Jafar auch eine Praxis im Kleinen Wiesental übernommen, dessen vorherige Inhaberin ebenfalls längere Zeit einen Nachfolger gesucht hatte. Hier erlebten die Bürger aber laut Darstellung der dort politischen Verantwortlichen eine jahrelange Hängepartie.
Aufgrund der weiten Wege zwischen seinen Praxen war es Jafar nicht möglich, regelmäßige Sprechstunden anzubieten, wie er 2023 über seinen Anwalt erklären ließ. „Die Praxis wird nicht geschlossen“, betonte dieser allerdings. Stattdessen werde eine tragfähige Lösung in Form der Unterstützung durch einen Assistenzarzt gesucht, so der Anwalt damals in seiner Mitteilung weiter.
Die Bemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt, im September übernahmen Jürgen und Tanja Muthmann die Praxis und integrierten sie in ihr Hausarztzentrum. In der Folge wurden die Räume umfassend modernisiert und umgebaut.
Nur noch Video-Sprechstunden in St. Blasien
Auch in St. Blasien eröffnete Jafar eine Praxis. Auch hier handelte es sich um eine Übernahme von einem Kollegen, der 2021 altersbedingt ausgeschieden war. Es gehe ihm darum, die Lücken in der ärztlichen Versorgung zu schließen, erklärte Jafar damals.
Schon ein halbes Jahr später etablierte Jafar in seiner St. Blasier Praxis ein Video-Sprechstunden-Angebot. Damit, so erklärte er, wolle er die Versorgung im ländlichen Raum weiter verbessern und erweitern.
Dieses Versprechen konnte aber offenbar nicht eingehalten werden. Denn wie auf der Homepage seiner Praxis zu lesen ist, werden seit 1. Juli vergangenen Jahres nur noch ausschließlich Video-Sprechstunden angeboten.
Patienten, die den Arzt persönlich konsultieren möchten werden an die Praxen in Ühlingen-Birkendorf und Waldshut-Tiengen verwiesen. Letztere Praxis in der Kaiserstraße hat Jafar im vergangenen Juli übernommen, nachdem der vorherige Inhaber überraschend verstorben war.