Der plötzliche Tod des in der Waldshuter Kaiserstraße ansässigen Hausarztes Thomas Ruch war für Angehörige und Patienten ein Schock. Und er hat auch eine große Lücke in die medizinische Versorgung der Stadt gerissen.
In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats gab es von Oberbürgermeister Philipp Frank zwar eine teilweise Entwarnung: Im Zusammenspiel verschiedener Akteure sei es gelungen, den Weiterbetrieb der Praxis nahtlos fortzusetzen. Klar ist aber auch: Um die medizinische Versorgung in der Stadt zu sichern, führt kein Weg an einer langfristigen Strategie vorbei. Um hier voranzukommen, will die Stadt in ein Landesförderprogramm.
Praxis Ruch: So geht es weiter
„Mithilfe einer Pool-Lösung können wir den Praxisbetrieb nahtlos weiterführen.“ So brachte OB Frank den ersten Teil eines dreigliedrigen Lösungsansatz auf den Punkt, mit dem sich die nach den Tod des Mediziners entstandene Lücke in der hausärztlichen Versorgung der Bevölkerung in der Großen Kreisstadt und den umliegenden Gemeinden geschlossen werden soll.
Mitorganisator dieser Lösung war der in der Region bekannte Mediziner Olaf Boettcher, der nicht nur als niedergelassener Hausarzt sondern auch als Leiter der beiden KV-Notfallpraxen im Kreis über ein großes Netzwerk in der Ärzteschaft verfügt. Konkret wurden im vorliegenden Fall Lehren aufgegriffen, die im Rahmen der Impfaktionen während der Hochphase der Corona-Pandemie gezogen wurden, erklärt Boettcher auf Nachfrage unserer Zeitung: „Ich habe in den Kreisen der Kollegen herumgefragt, die bereits im Ruhestand sind.“
Fündig wurde er dabei bei den beiden Medizinern Jörg Schnierda und Christian Bohl, die gemeinsam mit Boettcher eine Vertretungsregelung auf die Beine gestellt haben, die einen geregelten Weiterbetrieb der Praxis bis Jahresende ermöglichen soll. Boettcher weiter: „Ich bin besonders froh, dass alle Mitarbeiter der Praxis Ruch uns ihre volle Unterstützung zugesagt haben.“ Die Versorgung der Patienten könne also umgehend fortgesetzt werden.
Nachfolgersuche läuft
Schritt zwei der dreigliedrigen Lösung ist die Suche nach einem Nachfolger, der die Praxis übernehmen kann. Hier sehen sowohl Frank als auch Boettcher gute Perspektiven, bis zum Ende 2023 eine gute Lösung zu finden, wie sie unabhängig voneinander sagen.
All das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass insbesondere die hausärztliche Versorgung in Waldshut-Tiengen so stark auf Kante genäht ist, dass der Wegfall eines Teils bereits zu massiven Problemen führt. Auf diese Problemstellung haben nicht nur Experten immer wieder hingewiesen, sondern auch in der Bürgerschaft rufen die Mängel in der Gesundheitsversorgung Besorgnis und Kritik hervor.
Sicherung der medizinischen Versorgung bedarf langfristige Strategie
Auch die Stadt müsse sich verstärkt um eine langfristige Strategie bemühen, mit der das Problem Ärzteversorgung in den Griff bekommen werden soll, kündigte Frank an. Erster Schritt sei die Bewerbung Waldshut-Tiengens um die Aufnahme in ein Landesförderprogramm. Zwar gebe es hier nur 20 Förderplätze, von denen die Hälfte bereits vergeben sei: „Wir sehen aber gute Chancen“, so Frank weiter.
Klar sei aber auch, dass die Bemühungen mehrgleisig angelegt werden müssten. Dass herkömmliche Wege oder der Fokus auf einen Bereich bei der Suche nach Interessenten für ein Engagement in der Stadt oder der Region nicht erfolgversprechend sind, zeige sich nämlich immer mehr, so Frank.