Das Lauffenmühle-Areal, so wie es sich derzeit darstellt, wird in absehbarer Zeit Geschichte sein. In seiner jüngsten Sitzung beschäftigte sich der Lauchringer Gemeinderat intensiv mit der Frage, ob und wie die geschichtsträchtige Industriebrache für die Nachwelt – auch nach deren Abriss erleb-und begreifbar bleiben könnte.

Drei Lauchringer sind zu diesem Thema bereits aktiv geworden. Maurice Sobiera und Patrick Herzog haben in Zusammenarbeit mit Oliver Bäger digitale Aufnahmen eines Teiles des aktuellen Lauffenmühle-Gebäudebestandes erstellt.

Maurice Sobiera und Patrick Herzog präsentierten dem Gemeinderat, was sie bereits erarbeitet haben und wie sich aus ersten Experimenten mit Drohnen und Kamera die Idee entwickelt hat, ein digitales Lauffenmühle-Museum zu erstellen.

Mithilfe eines QR-Codes konnten die Gemeinderäte sich direkt aus dem Sitzungssaal mit ihren Smartphones in einen virtuellen Showroom einloggen und einen ersten, sehr eindrücklichen virtuellen Rundgang durch den riesigen Gebäudekomplex der ehemaligen Spinnerei 2 erleben.

Direkt nach der Aufnahme wird das Bild auf dem Tablet überprüft. Ein Laie kann noch nicht viel erkennen, doch die Profis sehen alle ...
Direkt nach der Aufnahme wird das Bild auf dem Tablet überprüft. Ein Laie kann noch nicht viel erkennen, doch die Profis sehen alle wichtigen Details. | Bild: Sandra Holzwarth

Jeden Winkel dieses Gebäudes haben die drei Experten aus den Bereichen Informationstechnologie und Technik in mühevoller Arbeit gescannt, um den Raum anschließend am Computer in bewegten Bildern erlebbar zu machen.

Dabei beschränkten sie sich bei ihrer Arbeit nicht nur auf die riesige Halle, sondern nahmen auch Keller, Dachboden, Heizungs- und Technikräume sowie Kanalschächte mit auf. Bei den Gebäudeaufnahmen von außen waren Drohnen im Einsatz.

So viele Stunden haben die Drei bisher geleistet

Mehr als 800 Einsatzstunden haben die drei Computer-Profis auf ehrenamtlicher Basis bereits geleistet – überwiegend abends und an den Wochenenden.

Patrick Herzog präsentiert die Kamera, das wichtigste Arbeitsgerät für die Digitalisierung.
Patrick Herzog präsentiert die Kamera, das wichtigste Arbeitsgerät für die Digitalisierung. | Bild: Sandra Holzwarth

Jetzt kommt das Trio mit seiner technischen Ausrüstung allerdings an seine Grenzen. „Unsere Kamera ist für die 100.000 Quadratmeter, die das Lauffenmühle-Areal mit all seinen Gebäudeteilen umfasst, schlichtweg zu klein“, erläutert Maurice Sobiera. Allein für die Aufnahmen der Spinnerei 2 waren 3000 Scans notwendig, die den Arbeitsspeicher des Gerätes zum Erliegen gebracht hätten.

„Um das gesamte Firmenareal, einschließlich Gebäudebestand inklusive Vermaßungen, digital zu erfassen, braucht es eine verbesserte technische Ausrüstung und noch einmal weit mehr als tausend Arbeitsstunden“, schätzt Patrick Herzog.

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Die drei fasziniert die Aufgabe, eine komplette Gewerbebrache vor dem Abriss digital zu verewigen. Sie würden gerne weiterhin ehrenamtlich an der Erstellung eines digitalen Museums für die Gemeinde arbeiten. Im Gegenzug soll die Gemeinde eine Aufwandsentschädigung bezahlen, die vollständig in eine verbesserte technische Ausrüstung investiert wird.

Trio benötigt neue Kamera

„Wir arbeiten weiterhin ehrenamtlich und mit dem Einsatz unserer eigenen technischen Ausrüstung. Lediglich eine Kamera mit einem deutlich größeren Radius möchten wir anschaffen, deren Preis mit circa 9000 Euro außerhalb unserer privaten Möglichkeiten liegt“, erklärt Maurice Sobiera.

Unter dem Dach der Spinnerei 2 ist Maurice Sobiera unterwegs. Kein Detail wird bei der Digitalisierung ausgelassen.
Unter dem Dach der Spinnerei 2 ist Maurice Sobiera unterwegs. Kein Detail wird bei der Digitalisierung ausgelassen. | Bild: Holzwarth, Sandra

Was fasziniert die drei so sehr, dass sie einen großen Teil ihrer Freizeit in den alten, staubigen Gebäuden der Lauffenmühle verbringen? „Wir sind alle technik- und computerbegeistert und arbeiten auch beruflich in diesen Branchen. Das Projekt macht uns unheimlich viel Spaß und hat auch unseren Ehrgeiz geweckt“, erklärt Patrick Herzog. Maurice Sobiera ergänzt: „Die digitale Dokumentation des kompletten Lauffenmühle-Areals wäre tatsächlich das größte Modell dieser Art weltweit.“ Für die Drei damit ein echtes Prestigeprojekt.

Das sagt der Gemeinderat

Der Gemeinderat zeigt sich interessiert und begeistert und stimmt der Aufwandsentschädigung einstimmig zu. Im Gegenzug werden die Projektleiter die kompletten Nutzungsrechte ihrer Arbeit am Lauffenmühle-Areal an die Gemeinde Lauchringen übertragen.

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„Für uns ist dieses Projekt ein echter Gewinn“, freut sich Bürgermeister Thomas Schäuble. „Die Idee eines digitalen Lauffenmühle-Museums hatten wir sowieso bereits in unseren Köpfen. Die bewegte 185-jährige Geschichte muss für die Nachwelt einfach festgehalten werden. Dank dem Eifer und ehrenamtlichen Engagement erhalten wir jetzt dafür eine perfekte Grundlage.“

Maurice Sobiera ist in den Keller und Schächten unterwegs. Kein Detail wird bei der Digitalisierung ausgelassen.
Maurice Sobiera ist in den Keller und Schächten unterwegs. Kein Detail wird bei der Digitalisierung ausgelassen. | Bild: Sandra Holzwarth

Denn in das Projekt lassen sich weitere Dokumente wie Bilder und Interviews von ehemaligen Mitarbeitern einfügen, so dass das digitale Museum immer wachsen kann. Einen weiteren Nutzen hat die Gemeinde mit den Aufnahmen und Vermessungen der Gebäude, die auf dem Areal erhalten bleiben und im weiteren Planungsprozess wichtige Angaben liefern können.

Das Projekt wird über das Startup-Unternehmen BitbladeSolutions von Maurice Sobiera abgewickelt und von der Firma Sercotec AG unterstützt. Bitblade Solutions stellt verschiedenste IT- und technische Dienstleistungen bereit, Bitblade Vision ist dabei der Name für die Sparte, die sich mit 3D-Erfassungstechnik befasst.

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