Die Schließung des Textilherstellers Lauffenmühle mit seinen Standorten Lauchringen und Lörrach-Brombach am 31. Juli 2019 hat ein Nachspiel: Die Staatsanwaltschaft Waldshut-Tiengen hat gegen den Hauptbeschuldigten beim Amtsgericht (Schöffengericht) Anklage erhoben, wie Sprecherin Rahel Diers in einer Pressemitteilung schreibt.

Staatsanwaltschaft erhebt schwere Vorwürfe

Die Staatsanwaltschaft erhebt schwere Vorwürfe: gewerbsmäßige Untreue und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr in mehreren Fällen. Im Klartext: Der Beschuldigte soll Geld in die eigene Tasche gewirtschaft und Schmiergelder kassiert haben.

Anweisungen an die Mitarbeiter

Der Beschuldigte soll vor allem Mitarbeiter über Jahre angewiesen haben, für die Lauffenmühle zwei Betriebsprodukte bei einer von ihm selbst geführten Gesellschaft als Zwischenhändlerin zu kaufen. Dadurch sei ein unnötiger Preisaufschlag entstanden, den er für sich einkassiert haben soll.

Es entstand ein wirtschaftlicher Schaden

Der Beschuldigte soll überdies verhindert haben, dass Mitarbeiter des Unternehmens sich um günstigere Bezugsquellen für das Material für die Produktion zu bemühen. Dabei habe er sich auf ein vermeintliches exklusives Vertriebsrecht der Zwischenhändlerin, also seiner eigenen Firma, berufen.

Durch den Kauf der teureren Betriebsprodukte soll der Lauffenmühle in den Jahren 2017 und 2018 ein Schaden von rund 167.000 Euro entstanden sein, schreibt Diers weiter.

Beraterverträge mit Schweizer Firmen

Damit nicht genug: Der Beschuldigte soll zwei so genannte Beraterverträge mit schweizerischen Unternehmen abgeschlossen haben. Basierend auf diesen Verträgen habe er veranlasst, dass das Unternehmen von Mai 2017 bis Januar 2019 von den Schweizer Unternehmen Produkte zum Preis von 1,22 Millionen Euro zu kaufen, ohne alternative Angebote zu prüfen.

Als Gegenleistung für die Bevorzugung dieser Unternehmen soll der Beschuldigte Schmiergelder in Höhe von rund 40.000 Euro kassiert haben.

Drei weitere Beteiligte: Ermittlungen eingestellt

Gegen drei weitere Beteiligte bestand laut Angaben ein Anfangsverdacht der Mithilfe. Dieser habe sich während der Ermittlungen nicht ausreichend erhärtet. Die Staatsanwaltschaft stellte das Ermittlungsverfahren gegen die drei Personen ein.

Die Lauffenmühle schloss am 31. Juli 2019 ihre Pforten. Rund 240 Mitarbeiter an den Standorten Lauchringen und Lörrach verloren ihren Arbeitsplatz. Mitarbeiter und ehemalige Angestellte äußerten schon kurz nach Bekanntgabe der Schließung, dass der Textilhersteller hätte gerettet werden können. Einer ihrer Vorwürfe rankte sich um den teuren Einkauf der teuren Betriebsmittel.

Rund um die Schließung der Lauffenmühle: